I Predict A Riot. 2007.

15.01.2007 | 22 Kommentare | Christian_alternakid

Der guten alten Tradition folgend: ones to watch in 2007. Strictly Debütantenball!
Die Regeln sind klar: wer noch kein Debütalbum veröffentlicht hat, aber in diesem Jahr 12 Meter groß werden wird, darf in diesem Artikel sich rühmen, ein Plätzchen ergattert zu haben.

Die entscheidende Neuerung in diesem Jahr: der Herr Alternakid hat aus diesem Artikel eine Compilation gebastelt, die er euch zum fröhlichen Downloaden schenkt und mit der klar werden sollte, warum das alles hier rockt, schüttelt und rollt.

2007 - what the fuck is going on?


Jamie T

Jamie T ist die neue Stimme des britischen Independent-Untergrund und füllt die (bisher nicht bemerkte) Lücke zwischen Mike Skinners Streets, Reggae, Folk, Punk und Singer/Songwriter-Material.
Auf dem unwiderstehlichen „Sheila“, das wie eine reggaefizierte Version des ersten Streets-Albums vorbeitorkelt, macht Jamie auch genau das, was Mike Skinner nun nicht mehr kann: von der Straße erzählen, von den Momenten, in denen dein Bier umfällt.
Das ganze Album „Panic Prevention“ hat eine Bandbreite, wie man sie lange nicht mehr gehört hat und Jamie T ist der sicherste Tip in dieser Liste.
Die einzige Frage, die sich wiederum stellt: warum müssen wir uns mit Gentleman herumplagen, wenn England Jamie T bekommt?

Hören: Sheila, Salvador, If You Got The Money
Schauen: http://www.jamie-t.com/


The Rumble Strips

Bei diesem Gesang und diesen Bläser, wie soll man hier nicht die Dexys-Referenzkarte ziehen? Und wer mich kennt, weiß dass ich freudig mit den hübschen Hufen scharre, wenn ich jemanden in Kevin Rowlands Fußstapfen wandeln sehe. Die Rumble Strips waren vor einem Jahr noch allesamt Mitglieder bei den ebenfalls empfehlenswerten Vincent Vincent & The Villains, überwarfen sich aber aufgrund der berühmten „kreativen Differenzen“ und starteten ihre eigene Band, die sich vom Rock’n’Roll der Villains ab- und purem Blue Eyed Soul zuwandte. Mit „Motorcycle“, „No Soul“ und „Hate Me You Do“ sind bereits drei beachtenswerte Songs am Start, die teilweise sogar mehr an den kommerziellen Selbstmord des dritten Dexys Albums denn an die luftigen Höhen des ersten erinnern (was wiederum bedeutet: sie sind musikalisch verhältnismäßig komplex, keineswegs einfach gestrickt oder einer simplen Strophe / Refrain Struktur folgend).
Definitiv ones to watch und mit erheblich mehr künstlerischem Potential als Dogs Die In Hot Cars, die vor zwei Jahren mit I Love You Cause I Have To auch ein hervorragendes Dexys-Pastiche ablieferten.

Hören: Motorcycle, No Soul
Schauen: http://www.rumblestrips.co.uk/webvideo/


Klaxons

Die Klaxons sind die interessanteste Band in dieser Liste, da sie als Speerspitze des „New Rave“ positioniert werden. Auch wenn eine gewisse Grundskepsis bei derartigen Szenebegriffen natürlich immer mitschwingt, muss man den Klaxons zugestehen, im Gegensatz zu allen anderen Bands, die momentan mit diesem Label beklebt werden, tatsächlich etwas Originelles machen. Ihre Songs klingen tatsächlich nach einer Indie/Punk-Version alter KLF-Hits, aus denen man die Stadium-House-Erfahrung, den Massenrave herausgepresst hat.
Entdeckt wurden die Klaxons vom Angular Records Label (dessen Gründer Joe Daniel auch den Begriff „New Rave“ erfand), das dank seiner anderen Neuentdeckungen wie Art Brut, The Long Blondes oder Bloc Party sicherlich eines der geschmackssichersten und besten Independent-Labels der letzen Jahre ist.
Wie lange New Rave und die Klaxons funktionieren werden, ist ein eigenes Thema, doch für den Moment kann man den drei Briten nur dankbar sein, frischen Wind und tatsächlich Originelles in die Indie-Landschaft der Insel zu injizieren.

Hören: Atlantis To Interzone, Magick
Schauen: http://www.klaxons.net/



New Young Pony Club

England geht ja Ende 2006, Anfang 2007 ganz electro-crazy und nennt das alles New-Rave (oder noch schöner: Neu Rave). Die Briten um Sängerin Tahita wurden auch gleich mit in die New Rave Schublade gesteckt, wo sie doch eigentlich wunderbar kühlen Electro spielen, wie ihn Peaches vor einigen Jahren noch machte.
Wer bisher noch nichts von New Young Pony Club gehört hat, ist damit offiziell langsamer als Intel, das sich den Überhit der jungen Pferdchen, „Icecream“, zur Werbeuntermalung geholt hat: Als würden Delta 5 mit „Mind Your Own Business“ wieder vor dir stehen!

Hören: Icecream
Schauen: http://www.myspace.com/newyoungponyclub


Xerox Teens

Londons Xerox Teens werden wahrscheinlich auch in den New Rave Kontext gestellt werden, wenn sie denn mal mehr als ihre Debüt-EP veröffentlichen. Auf der klingen sie wie Mark E. Smith nach vielen, vielen Cuba Libre, die mit ordentlich Uppers versetzt wurden. Rhythmischer Wahnsinn ist zu verzeichnen. Und Schreien! Und Keyboards! Kurz: Natürlich kannst du auch nicht tanzen, aber bitte nicht hier.
Life is Xerox Teens and you are just a copy.

Hören: Darlin’, My Favourite Hat
Schauen: http://www.xeroxteens.com/


Polytechnic

Als man zunächst die Debütsingle „PEP“ von Polytechnic hörte, dachte man an eine britische Kreuzung aus We Are Scientists und Kings Of Leon und war umso mehr überrascht als die nächste Single „Man Overboard“ ein wahnwitziges auf- und abwogendes Klavierstück war, als würde es bei höchstem Seegang vom Klabautermann persönlich gespielt. Dass eine Band innerhalb von zwei Singles die Eckpunkte We Are Scientists, Kings Of Leon sowie Doves in wahnsinnig gut und die guten alten Coldplay in wahnsinnig abdeckt, lässt einen aufhorchen. Insbesondere, wenn sie dabei besser klingt als alle gezogenen Referenzen. Manchester dürfte hier wieder einmal eine große Band heranwachsen sehen.

Hören: Man Overboard, PEP
Schauen: http://www.wearepolytechnic.com/


The Duloks

Nun, würden die Duloks tatsächlich in einem Jahr bekannter sein, ich wäre selbst überrascht. Aber dennoch: wer mit „Follow Your Star Trail“ einen so wunderbaren Indie-Pop-Song schreibt und noch ein Lied namens „Help! I’m Turning Into Mick Jagger!“ in der Hinterhand hat wie diese drei Londoner Mädchen, muss einfach erwähnt werden. Besonders charmant ist, dass es noch keinen einzigen Song der drei zu kaufen gibt, aber bereits ein reizender Online-Shop mit The „Cutest! Purse! EVER!“ oder „Star Trail Hairclips“ als virtueller Wühltisch bereitsteht. Indiemädchen, hier entlang: http://www.duloks.com/shop.htm

Hören: (Gonna Follow Your) Star Trail
Schauen: http://www.myspace.com/theduloks


The Twang

Huh, 2007, und auf einmal gibt es neue Happy Mondays? Einmal „Cloudy Room“ von The Twang gehört und jede Diskussion ist zwecklos. Auch The Twang sind noch ohne jede Plattenveröffentlichung, aber darf man dem Untergrundgemurmel in England glauben, sollte dafür der bald unterschriebene Kontrakt umso höher dotiert sein. Die anderen bisher gehörten Songs der Lads aus Birmingham sind zwar noch nicht auf dem Niveau von „Cloudy Room“, aber wenn der wie Oasis’ „Columbia“ gesungen von Shaun Ryder mit der Ian Brown eigenen Arroganz klingt und dabei Mike Skinner Lyrics vorträgt, wer mag da klagen?

Hören: Cloudy Room
Schauen: http://www.myspace.com/thetwang


The 1990s

Der bisher bemerkenswerteste Song der bei Rough Trade unter Vertrag stehenden 1990s, „You’re Supposed To Be My Friend“, beginnt wie weniger dem Rhythmus verfallene Franz Ferdinand über die ein schottischer Julian Casablancas seine Zeilen intoniert bis aus dem Nichts Primal Screams „Country Girl“ Riff auch noch die Rolling Stones Reminiszenz vorbeibringt. Nicht die schlechtesten Referenzen und dazu auch noch angenehm schmal, mit Fokus auf den Bass produziert und sehr eingängig.

Hören: You’re Supposed To Be My Friend
Schauen: http://www.1990s.tv


Les Incompetents

Leider haben Les Incompetens in dieser Liste gar nichts mehr zu suchen, denn im Oktober verkündeten die Londoner bereits ihr Ende nach lediglich zwei Singles. Da sie aber in der kurzen Zeit, in der sie existierten, genug Stoff lieferten, seien die beiden Veröffentlichungen „Reunion/Much Too Much“ und vor allem „How It All Went Wrong“ noch einmal jedem ans Herz gelegt.
Die „Reunion“-Single wurde vom überaus geschmäcklerischen Rough Trade Shops Personal 2005 in ihre Top 20 Singles des Jahres gewählt, Fred Les ist dank Liaison mit Bob Geldofs Tochter Peaches Stammgast in der britischer Yellow Press und, der traurige Teil der Geschichte, Sänger Billy Leeson wurde im Juni 2006 in einem Londoner Nachtbus von einem früheren Green Party Kandidaten und (ironischerweise) Friedensaktivisten niedergeschlagen und lag drei Wochen im Koma. Kurz nach seiner Rehabilitationsphase spielten Les Incompetents noch ein Abschiedskonzert in London um sich dann letzten Endes aufzulösen. Schade, man hätte gerne mehr gehört.

Hören: How It All Went Wrong, Much Too Much
Schauen: http://www.lesincompetents.co.uk/


Mika

Der gebürtige Libanese Mika ist der einzige in dieser Liste, der bereits persönliche Jahrescharts gestürmt hat. Mit seiner Debütsingle „Relax“ hangelte er sich auf Platz 2 von Popblogs Jahres-Top10 und womit? Mit recht. Denn die Chuzpe, die Gitarrenlinie von Cutting Crews Kuschelrock Klassiker „I Just Died In Your Arms“ zunächst als Disco-Keyboardlinie im Intro zu verwenden und später im Falsett den „Relax, Take It Easy“ Refrain darüber zu singen, meine Güte, was kann denn mehr Pop sein? Auf „Relax“ zeigt Mika den Scissor Sisters wie man Gaydisco buchstabiert, auf der (wohl) nächsten Single „Grace Kelly“ klingt er mehr wie eine andere Ikone: Freddie Mercury circa „Killer Queen“! Ist das cool, ist das gut? Ja, das ist es. Wenn die Welt gerecht ist: in zwölf Monaten einer der größten Stars Europas.

Hören: Relax, Grace Kelly
Schauen: http://www.myspace.com/mikamyspace
Mp3: http://boss.streamos.com/download/labels/universalrepublic/mika/audio/relax.mp3


Cold War Kids

This year’s Tapes’n’Tapes? Ebenfalls früh von Pitchfork Media unterstützt, ist der klassische Indierock der Kalifornier insbesondere auf der exakt vor einem Jahr produzierten Up In Rags EP überzeugend. In den USA wurde bereits die EP-Compilation „Robbers and Cowards“ veröffentlicht, ein komplett neues Album sollte in nicht allzu ferner Zukunft folgen.

Hören: Hang Me Up To Dry
Schauen: http://www.coldwarkids.com/
Mp3: http://www.insound.com/mp3/mp3s.php?searchtype=Album&searchby=Robbers+and+Cowards&submit.x=11&submit.y=11
Hang Me Up To Dry


Lavender Diamond

Nachdem die Welt ja nun endlich Gefallen an Regina Spektor gefunden hat und auch Joanna Newson mehr als wunderbar denn wunderlich angesehen wird, kann man sich schon einmal auf Lavender Diamond einstellen, die zwar eine Band und keine Solo-Frau sind, aber deren Sängerin Becky Stark im allerbesten Sinne insbesondere an die US-Russin Regina Spektor erinnert. „You Broke My Heart“ ist ein Hit, ein Ohrwurm, ein sich unablässig steigerndes Flehen. So darf es weitergehen!

Hören: You Broke My Heart
Schauen: http://www.lavenderdiamond.com/
Mp3: http://www.lavenderdiamond.com/music/lavenderdiamond_youbrokemyheart.mp3


Bishop Allen

Wer den alten Wedding Present Trick wiederholt, in jedem Monat eines Jahrs eine EP veröffentlicht und dabei konstant gute Songs produziert, der muss einfach ein gutes Album in der Hinterhand haben! Bishop Allen sind eine mal folkigere, mal poppigere Variante von Arcade Fire: als würde man die kanadische Konsensband mit den Decemberists kreuzen. Besonders herausragend ist „Corazon“ von ihrer January EP oder auch das theatralischere „Flight 180“ (April EP).
(Ok, ja, Bishop Allen haben bereits 2003 ein Album veröffentlicht. Aber das wurde unseres Wissens nie in Deutschland veröffentlicht)

Hören: Corazon, Things Are What You Made Of Them
Schauen: http://bishopallen.com
Mp3: http://bishopallen.com/music/Flight180.mp3


Scissors For Lefty

Und ja, das ist wieder eine Voraussage, von der man weiß, dass die Halbwertzeit nicht die größte sein wird, aber allein „Marsha“ macht eine Scissors For Lefty Nennung notwendig. Stellt euch vor, The Bravery covern „Song For Whoever“ der Beautiful South und wir sind nicht mehr weit von Scissors For Leftys Geniestreich entfernt. Die Kalifornier mögen knietief im 80er-Jahre-Pop waten, aber wenn sie es richtig hinbekommen?

Hören: Marsha, Ghetto Ways
Schauen: http://www.scissorsforlefty.com/


The Good, The Bad & The Queen

Die wahrscheinlich älteste junge Band der Welt, aber The Good, The Bad & The Queen lässt dennoch große Erwartungen entstehen. Mastermind und Sänger der Band ist Blur- und Gorillaz-Chef Damon Albarn, am Schlagzeug sitzt „der beste Schlagzeuger aller Zeiten“ (Brian Eno), Tony Allen (von Fela Kuti), die Gitarre bedient Stanley Tong (Ex-Verve) und am Bass die eigentliche Sensation: Paul Simonon von The Clash, von Damon eigenhändig aus zwanzigjährigem Ruhestand zurückgeholt.
Die letztes Jahr veröffentlichte Debütsingle erinnerte an die ruhigen (und damit besten) Momente der letzten drei Blur-Alben, klang aber dank der Mitwirkung von Simonon und – wie konnte man das bei obiger Aufzählung nur vergessen – Produktion von dem Mann hinter der Popsensation 2006 Gnarls Barkley, Danger Mouse, trotzdem verschieden genug, um TGTB&TQ nicht nur als Ersatz-Blur zu betrachten. Die Berichte von den ersten Livegigs aus London wären mit euphorisch nur euphemistisch umschrieben, so dass man erwarten kann, dass es Damon Albarn schon wieder geschafft hat.

Hören: Herculean, Kingdom Of Doom
Schauen: http://www.thegoodthebadandthequeen.com/


Los Campesinos!

Los Campesinos! sind trotz eines Namens, der eher eine Flamencoband dahinter vermuten ließe eine siebenköpfige Indiepop-Band aus Wales, die bisher noch nicht einen einzigen Song veröffentlicht hat, aber mit ihren im Internet kostenlos zur Verfügung gestellten vier Demostücken bereits zu Recht einen Platz in dieser Liste erkämpfte. Im November 2006 wurden sie von Wichita Records unter Vertrag genommen und im Januar soll die Debütsingle mit dem wunderbaren Titel „You Throw Parties, We Throw Knives“ dann tatsächlich in den Läden stehen. Bis dahin halten wir „You! Me! Dancing“ für einen der besten Indiepop-Songs 2006, den Love Is All nicht gemacht haben und wünschen Weltherrschaft.

Hören: You! Me! Dancing!, Death To Los Campesinos
Schauen: http://www.myspace.com/loscampesinos



The Horrors

Oh mein Gott, Goth ist zurück? Lange nicht mehr gesehen, alter Freund. Nun, The Horrors werden polarisieren wie vielleicht nur die Klaxons, denn diese Frisuren, die Bono und dem Ozonloch unter Garantie nicht gefallen, wie die vollkommene Außenseiter-Stilisierung provoziert genauso potentielle Verachtung wie die Tatsache, dass die Horrors genauso früh in Stil- wie in Musikmagazine zu finden waren. Bisher produzieren The Horrors geschickt eine Hypeschicht auf der nächsten: die EPs sind streng limitiert, die Konzerte in heillos überfüllten Miniclubs (enden standesgemäß in kleinem Aufruhr) und als Wirbel-Meisterwerk konnten sie für ihr Debütvideo „Sheena Is A Parasite“ den Cliphelden Chris Cunningham (Aphex Twin!) nach sieben Jahren aus dem Video-Ruhestand zurückholen, der auch noch gleich die mehrfach oscarnominierte, beste Schauspielerin ihrer Generation, Samantha Morton mitbrachte.
Ach ja, Musik, ja die gibt’s auch noch: das Angenehme, Unerwartete ist, dass The Horrors kompromisslosen 60er Jahre Garagen-Rock spielen. Harte, schnelle, kurze Stücke, die hauptsächlich von Drums und Orgel getragen werden und über die Sänger Farris Rotter unverständliche Texte intoniert. Die Referenzen sind offensichtlich eine bis zum Exzess durchgehörte Nuggets-Compilation, die Ramones. die Cramps und Velvet Undergrounds „Sister Ray“.
Man muss nur über die oben genannten Widrigkeiten hinwegsehen können und findet eine sich mit Liebe und Hingabe gezielt in einer kleinen Nische befindende Band. Viel besser, als alle oberflächlichen Hypeskeptiker glauben machen wollen. Ob es auch für mehr als zwei, drei gute Singles reicht, das muss die Zeit zeigen.

Hören: Death At The Chapel, Sheena Is A Parasite
Schauen: http://www.thehorrors.co.uk/


The Bishops

Junge Briten, die sich in Aussehen und Klang ganz dem Liverpool-Sound der 60er verschrieben haben. Die Harmonien und die Jingle-Jangle-Gitarren auf „The Only Place I Can Look Is Down“ würden schon ausreichen, um ein Auge auf die Jungs zu werfen, doch die Super Furry Animals Fuzz-Gitarre nehmen wir gerne mit. Post-Libertines-Brit-Pop.

Hören: The Only Place That I Can Look Is Down
Schauen: http://www.thebishopsband.com/index.html


The View

Welch enormen Einfluss die Libertines auf die britische Musikszene hatten, wird jetzt erst klar: es gibt Unmengen Libertines-Copycats, aus denen allein man einen Artikel wie diesen basteln könnte. Leider besitzen nur manche auch die Rauheit und das Wilde, das die Libertines so interessant im ersten Moment machte (The Romance, Rosemary, Pigeon Detectives, Larrikin Love und Dustin’s Bar Mitzvah), die meisten klingen jedoch mehr nach einer glattgebügelten Version ihrer Idole (The Kooks, The Maccabees, The Holloways). The View werden erstaunlicherweise sowohl von Pete Doherty als auch von Carl Barât in Interviews gelobt, obwohl ihre Songs mehr wie eine kommerziell verträglichere Alternative der Libertines-Vorlage klingen.
Es wäre jedoch eine Überraschung, sollten The View nicht zumindest verkaufszahlentechnisch in die Fußstapfen von The Kooks oder The Rifles treten können, zieht man in Betracht, dass bereits die beide Debütsingles bis auf Platz 15 der britischen Single-Charts kletterten und das im Frühjahr 2007 erscheinende Album vom Oasis- und Travis-Produzenten Owen Morris betreut wird.

Hören: Wasted Little DJs
Schauen: http://www.theviewareonfire.com/

iLiKETRAiNS

iLiKETRAiNS – entdeckt auf einer „Dance To The Radio“- Labelcompilations und anschließend vom legendären Fierce Panda Label unter Vertrag genommen - haben 2006 bereits das Minialbum „Progress - Report“ veröffentlicht und sich auf der Insel als singuläre Band positioniert. Komplexe Songstrukturen, My Bloody Valentine Gitarren, Mogwai-esque Stücke und Texte über oder besser gegen die Industrialisierung („Does your dirty oil-stained money make you happy?“) sind zur Zeit in England nirgendwo sonst so gut zu finden. Erschreckend gut ist ihnen „The Beeching Report“ geglückt, das ohne Zweifel den besten Männerchor 2006 aufzuweisen hatte und geradezu gespenstisch beklemmend von der Ablösung des Menschen durch die Maschine erzählt:

Our hands and our hearts are not just tools to ply your trade
Theyre ours to live our lives with
and you're taking them away
So feel free to wrap your hands around my neck
I feel free to do the same (feel free, surround your house with gates)
Feel free to do the same

Reform, reform
Oh you are taking apart what we made
With our hands and our hearts


Hören: The Beeching Report
Schauen: http://www.iliketrains.co.uk/


Auf dem taz-popblog gibt es eine extended version dieses Textes, der noch drei Bands, die wir bereits im Januar 2006 als Tips gehandelt hatten (Little Man Tate, GoodShoes, The Indelicates) dazu nimmt und den Motorjugendlichen Basti für einen Ausblick auf die deutsche Gitarrenlandschaft 2007 verpflichtete.

Die heiß begehrte "I Predict A Riot. 2007." Compilation inclusive Download gibt es: hier.

Das gleiche aus dem Januar 2006 mit Ausblick auf 2006: I Predict A Riot. 2006.
Ausblick auf 2005: I Predict A Riot. 2005.


Und nun die Jugend: was außer Wir Sind Hörnchen wird 2007 zum bierduschen, zum Mädchen antanzen, zum Neonjacken anziehen auffordern?
Welche neue Band regiert eurer Meinung nach 2007?
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Rocker's Area  

Reihe

04.03.2008 - I Predict A Riot. 2008. Teil 2. Christian_alternakid

Die Plätze 10 bis 1.

01.03.2008 - I Predict A Riot. 2008. Teil 1. Christian_alternakid

Etwas spät dieses Jahr, deshalb auch in anderer Form. Die Bands für 2008.

20.03.2007 - I Predict A Riot. 2007. (II) Christian_alternakid

Der Nachschub: was vom Anfang übrig blieb. Bands für 2007.

18.01.2007 - I Predicted A Riot: 2006 Christian_alternakid

Vorhersagen machen kann ja jeder: stimmen müssen sie auch! Hier der knallharte, eiskalte, doch heißblütige Blick auf den letzten Januar: hatten wir recht oder was?

15.01.2007 - I Predict A Riot. 2007. Christian_alternakid

Der guten alten Tradition folgend: ones to watch in 2007. Strictly Debütantenball!

03.01.2006 - 2006 - I Predict A Riot. Christian_alternakid

Auch in diesem Jahr wollen wir wieder versuchen, tief in die Gin Tonic Kugel zu blicken und die besten neuen Bands 2006 prophezeien.

02.01.2006 - 2005 - I Predicted A Riot. Christian_alternakid

Was ist aus den Vorhersagen geworden, die wir vor zwölf Monaten trafen? Welche Bands rulen heute unsere Welt?

10.02.2005 - 2005. I Predict A Riot: Frühwarnradar für Februar meldet... Christian_alternakid

wir folgen den im ursprünglichen Artikel genannten Next Big Things auf Schritt und Tritt. Wer erfüllt Hoffnungen, wer tritt sie mit Füßen, wen werden wir auf Händen tragen? Gibt es unerwartete Debuts, die bombenaufdresdengleich einschlagen?

28.01.2005 - 2005. I Predict A Riot. Christian_alternakid

Das neue Jahr ist 28 Tage alt. Was tanzt da auf uns zu? Welche Bands werden unsere Welt rocken? 12 Bands, die 2005 hoffentlich ein Debutalbum veröffentlichen, das WORLD DOMINATION schreit.


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Kommentare

pony_rieneck am 15.01.2007 um 10:24 Uhr:

sicher nur ein versehen von dir, aber: wo sind WSH?

lindihopp am 15.01.2007 um 10:25 Uhr:

ein link zu :hier wäre schön!

außerdem: was ist bitteschön mit den hörnchen? wenn jemand die weltherrschaft an sich reißt, dann ja wohl die!

lindihopp am 15.01.2007 um 10:28 Uhr:

zwei deppen, ein gedanke!

wowosschwester am 15.01.2007 um 10:42 Uhr:

mach drei draus. ich schließe mich allseitig an.

wowo101 am 15.01.2007 um 11:19 Uhr:

vier, ohne scheiß.

motorhorst am 15.01.2007 um 11:41 Uhr:

Auf jeden Fall
Sudetenball!

michl am 15.01.2007 um 11:55 Uhr:

"Die einzige Frage, die sich wiederum stellt: warum müssen wir uns mit Gentleman herumplagen, wenn England Jamie T bekommt?" ==> Liegt wohl daran, dass es in Deutschland zu wenig junge Menschen mit Laptop und Gitarre gibt. Und am Fakt, dass man in Deutschland gleih als Hippie gilt, wenn man Reggae Einflüsse aufweisen kann.

Gibt's in England jetzt einen neuen Band-Beef? Get Cape.Wear Cape.Fly gegen The Horror.

Christian, hast du eigentlich ein NME-Abo?

michl am 15.01.2007 um 11:56 Uhr:

Oh Mann, ich sollte mir mal ne neue Tastatur gönnen. Hier funktionieren ja nur noch gelegentlich Tasten.

Christian_alternakid am 15.01.2007 um 11:57 Uhr:

nein, ich lese NME nur sporadisch, aber wenn dann gerne. mach ich immer vom coverbild/cd-beilage abhängig, ob ich ihn mir kaufe. ist eben in deutschland schlicht und einfach unverschämt teuer...

The Horror werden ja glaube ich von so ziemlich jedem angefeindet. ist natürlich auch alles zu perfekt, kein wunder. aber ich für meinen teil kann sagen, dass ich eben die ganzen einflüsse richtig gut finde und man mich immer bekommt, wenn man die Nuggets Compilation, Sister Ray und Punk mischt. selbst wenn man dann bescheuert aussieht.

Dr. Lukas am 16.01.2007 um 13:01 Uhr:

Ich denke mal wieder global und antworte lokal, wenn ich den Kilians mit Schützenhilfe von Thees Uhlmann den endgültigen Durchbruch zutraue und The Rumours als next big thing aus dem deutschen Sheffield bezeichne.

wowo101 am 16.01.2007 um 14:05 Uhr:

das nächste ding nach new rave: new passivism.

michl am 18.01.2007 um 08:20 Uhr:

Christian, hattest du kubichek! gar nicht im visier, oder sind die durch deine rasterfahndung gefallen? denn im vergleich zu denen wirken bloc party wie kleine schulmädchen. und textzeilen wie "it's better to be better than to be like everyone else" sind doch genau nach deinem geschmack, oder?

Christian_alternakid am 18.01.2007 um 08:33 Uhr:

Kubichek waren auch auf meiner auswahlliste, haben aber sozusagen den cut nicht geschafft. vielleicht schiebe ich mal noch ne zweite cd nach, wäre kein problem, noch eine gute mit neuen bands zusammenzustellen.

allerdings kenne ich auch nur einen song von Kubichek und den fand ich jetzt auch gar nicht so überragend. mail mir doch mal einen, den du so richtig gut findest!

martina am 18.01.2007 um 19:59 Uhr:

was ist mit den violets? sowas magst du doch...

martina am 18.01.2007 um 20:45 Uhr:

meine neonjacke würde ich 2007 auf jeden fall zu late of the pier, die fast noch mehr eklektizistischen schrott und verquere strukturen wie die klaxons oder xerox teens in ihren songs zusammenhauen anziehen. ebenso zu muscles, dessen musik sich irgendwie so anhört, als hätte irgendein eurodancepenner ricky martin geremixt. das hört sich schrecklich an, ist aber ganz gut eigentlich. ansonsten glaub ich schwer an den erfolg von friska viljor, die sind so indie wie mans gern hätte und hoff natürlich das missent to denmark endlich ein label finden, viel touren, ihr album veröffentlichen und dann die indiedancefloors regieren. mädchen will ich nicht antanzen, aber hier:
http://www.myspace.com/lateofthepier http://www.myspace.com/musclesmusic
http://www.myspace.com/friskaviljor

Christian_alternakid am 19.01.2007 um 09:45 Uhr:

Violets? also die Angular Records Band?
die songs, die ich kenne sind definitiv groß, aber kommt denn da mal was größeres heraus? die muckern ja auch schon seit 2 jahren so vor sich hin.
ich möchte ja zu Martinas liste noch The Teenagers hinzufügen, da ich die ja auch nur dank ihr kenne. DIY-electro-indie-pop wie ich ihn mag. "hipster die ausschließlich übers vögeln singen", um die motorjugendliche selbst zu zitieren.

Dr. Lukas am 23.02.2007 um 11:38 Uhr:

Entweder Du hast einfach mal wieder den richtigen Riecher für die Konsensthemen bewiesen, oder der Musikexpress hat sich in seiner aktuellen Ausgabe ("ME Hotlist") direkt von Deinem Text hier beeinflussen lassen. Jedenfalls auf beiden Listen: Mika, 1990s, Lavender Diamond, New Young Pony Club, Klaxons und The View.

Christian_alternakid am 23.02.2007 um 13:59 Uhr:

na, will ich doch hoffen, dass ich dem ME/S ein paar schrittchen voraus bin ;-)

ich habe ja schon die ganze zeit ein zweites tape fertig, komme nur nicht dazu den text zu schreiben. nochmal 20 riots für 2007.

Dr. Lukas am 23.02.2007 um 14:36 Uhr:

Ich muss ja gestehen, meine Radiosendung zur großen Jahresvorschau im letzten Jahr auch hauptsächlich aus Deiner damaligen Liste gespeist zu haben ... ;-)

Christian_alternakid am 23.02.2007 um 15:33 Uhr:

so solls sein... bitte sehr!

The Face am 24.02.2007 um 13:46 Uhr:

dem musikexpress ist ja eigentlich auch jeder einen schritt voraus... aus vielleicht das mojo-magazine.

Dr. Lukas am 26.02.2007 um 14:39 Uhr:

Letztes Glied in der medialen Verwertungskette jedweden Themas ist und bleibt ja wohl "Polylux".


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