1965 1967

1966

1966

Episode 2 unserer Reihe mit den besten Songs, Alben und Filmen - Jahr für Jahr - dreht sich dieses Mal um 1966.

Ein Jahr

Die Idee hinter dem Projekt Ein Jahr und generelle Diskussionen zu diesem Wahnsinn, gibt es hier.

Natürlich gibt es auch Hinweise, wie man selbst teilnehmen kann - wenn gewünscht.

Alben des Jahres 1966

Liste von Lassie

1. Boom von The Sonics

Nachdem sowohl das Vorgänger-Album "Here Are The Sonics" im Jahr 1965 als auch der Song "Louie, Louie" im Jahr 1966 den zweiten Platz erklommen hatten, drohte dieses Schicksal auch dem Album "Boom", da die Garage Rock-Kollegen von den Standells im selben Jahr ebenfalls mit einem Hammeralbum aufwarteten. Doch schließlich konnte verhindert werden, dass die Sonics zum Bayer Leverkusen des Projekts "Ein Jahr" avancieren, da ich ihnen im Rennen mit der Konkurrenz diesmal den Vorrang gebe.
Ausschlaggebend hierfür war vor allem die größere Anzahl an absoluten Krachern. Neben meinem bereits erwähnten Favoriten "Louie, Louie" sind hier "Shot Down", "He's waitin'" und "Cinderella", das bereits im Jahr zuvor als Single erschienen war und einen vorderen Platz in meiner 1965er-Song-Rangliste erreicht hat, zu nennen. Alle sind richtig harte, rohe Songs, die tierisch abgehen. Das kann man außerdem noch dem "Little Richard"-Cover "Jenny, Jenny" attestieren, welches das Original sogar übertrifft, da es noch eine Spur dreckiger daherkommt. Dass die Sonics, die ansonsten auf dem Album größtenteils nach Herzenslust die Sau rauslassen, auch andere Töne anschlagen können, zeigen sie in Form einer waschechten Ballade namens "Since I Fell You", einem gecoverten Song des Blues-Musikers Buddy Johnson.


2. Dirty Water von The Standells

Das zweite Album der US-Band The Standells wartet mit etwas weniger Aggressivität auf als die Garage-Rock-Kollegen von den Sonics, bietet aber ebenfalls herausragende musikalische Kost. Das Highlight stellt gleich der lässige und eingängige Opener "Medication" dar. Der noch bekanntere und bluesig angehauchte Titel-Track weiß ebenfalls ganz stark zu überzeugen und geht voll ab. Bemerkenswert ist zudem die sehr geile und verdammt schnelle "Hey Joe"-Version, die auch einen Einzug ins Song-Ranking verdient gehabt hätte (wie die beiden vorher genannten Songs), jedoch dort von der Jimi-Hendrix-Version blockiert wurde, der sie jedoch fast das Wasser reichen kann. Auch an die Rolling Stones kommen die Standells mit ihrer Cover-Version von "19th Nervous Breakdown" fast heran. Zu erwähnen ist noch das starke "Rari", das richtig Spaß macht. Als einziger schwächerer Song auf dem Album kann lediglich das etwas zu soft und belanglos geratene "There's a Storm Coming" ausgemacht werden. Ansonsten wird konstant hohe Qualität geliefert.


3. The Seeds von The Seeds

Das Debütalbum der Seeds, das erst relativ spät auf meinen Radar für das Jahr 1966 kam, macht das Stockerl für das Genre Garage Rock komplett. Insbesondere die A-Seite weiß mit rohen, aber treibenden Stücken zu begeistern und enthält tolle Songs wie "Pushin' too hard" und "Can't seem to make you mine" (das ich zuerst in der geilen Coverversion der Ramones kennengelernt hatte), aber auch "No Escape" und "Girl I want you" brauchen sich nicht zu verstecken. Obwohl die B-Seite qualitativ etwas abfällt, haben die Seeds hier insgesamt ein wirklich starkes Album abgeliefert.






8. The Psychedelic Sounds Of The 13th Floor Elevators von 13th Floor Elevators

Das Debütalbum der leider viel zu kurz (1965-1969) existierenden 13th Floor Elevators kann man zweifelsohne als stilprägend bezeichnen, auch wenn ihm der kommerzielle Erfolg zu Unrecht versagt blieb. Hier findet man Psychedelic Rock in einer Ausprägung vor, die angesichts des Erscheinungsjahres wirklich erstaunlich ist. Beeinflusst wurde der Sound sicher auch von wohl recht häufigen und heftigen Marihuana- und LSD-Trips der Bandmitglieder, die durchaus lebhafte Biografien zu bieten haben, allen voran der mit einer äußerst charismatischen Stimme ausgestattete Sänger Roky Erickson, der mehrere Jahre in der Psychiatrie verbrachte (incl. mehrerer Ausbruchsversuche) und später völlig abstürzte und verwahrloste. Aber auch dem Gitarristen Stacy Sutherland sollte es nach dem Ende der Band nicht gut ergehen, denn er wurde bei einem Ehestreit von seiner Frau erschossen.
Ein Artikel, der 2019 anlässlich des Todes von Frontmann Roky Erickson im Magazin "Classic Rock" erschienen war, machte mich schließlich auf die Band aufmerksam und beim erstmaligen Hören dieses Albums flashte mich vor allem der Opener "You're Gonna Miss Me", der eine wahnsinnig treibende Kraft besitzt und vor Spielfreude nur so strotzt. Mit "Reverberation" und "Don't fall down" enthält das Album zudem weitere echte Highlights. Ein beeindruckendes Debüt einer verdammt coolen Band, die leider etwas zu sehr unter dem Radar läuft und nicht den Ruhm erlangt hat, der ihr gebührt.


































Liste von motorhorst

1. Revolver von The Beatles

Das ist das Album, das für mich den Beginn von Pop darstellt (zumindest bis vor Start dieses Projektes, da ich bis dahin Dylans frühe Heldentaten doch etwas unterschätzte). Das beste und rundeste Beatles-Album, ein Meilenstein gegenüber den vorherigen Veröffentlichungen und gefühlt auch mit einer Nasenspitze vor allen folgenden Werken (was aber noch zu überprüfen sein wird). Weirde Sounds, wirre Songideen und vor allem als ich die Mono-Versionen von 2009 hören durfte, bekam ich Fragen nicht mehr aus dem Kopf, wie "Und so etwas war 1966 schon erlaubt? Was bitte hat das mit den Leuten gemacht? Dachten die, Außerirdische wären gelandet?"

Mit Eleanor Rigby, Taxman und Tomorrow never knows voller Hits für die Ewigkeit. Klar, so etwas wie unbekannte Beatles-Songs gibt es auf den Alben ja nicht wirklich, aber eine Blaupause aus dem Mitklatsch-Kanon wie Yellow Submarine verblast gegen solche Meisterleistungen, lieber höre ich mir Eleanor Rigby zehnmal hintereinander an. Wicked.


2. Blonde On Blonde von Bob Dylan

Und schon wieder Bob Dylan. Der Hauptzweck dieses Projektes scheint mir zu sein, endlich meinen Frieden mit "Der mit seiner blöden Näselstimme und der ewig gleich schrammelnden Akkustikgitarre (und mein Gott, da ist schon wieder die verschissene Mundharmonika!)" zu machen. Der Weg war da eh schon geebnet seit der Watchmen-Film so brillant mit "The Times They Are A-Changin'" startete, aber mit jedem neuen Jahr schneien hier neue Bob-Dylan-Alben ins Ohr, die gehört werden "müssen" und schon gehörig mit allen Erwartungen aufräumen.

Es ist eben überhaupt nicht das folkige Rumgeschrammel, das man immer so als Drohung im Hinterkopf hat, sondern feinste Gitarrenarbeit, wohltuend elektrisch (wie bescheuert waren die Judas-Plärrer seinerzeit eigentlich?) und das alles viel krachender und unsauberer als man meinen würde und damit natürlich genau richtig.

Zu Beginn des Hörens war meine Einstellung noch "Na, da nehme ich auch das beste Stück in die Song-Bestenliste", aber such' da mal "das beste" raus. Bei jedem Durchlauf verlagert sich das so nach hinten und "Na, das ist aber auch gut" wird zum immer wieder im Kopf gehörten Satz.


3. Black Monk Time von The Monks

Der Ursprung von Punk. Also nicht wirklich, aber alles was vorher als Proto-Versionen der erst 10 Jahre später hereinbrechennden neuen Welle kam, erscheint mir doch recht konventionell, im Sinne von etwas lauter und schlechter gespielter RocknRoll und Imitation der "traditionellen" Rock-Musik (die natürlich wieder zehn Jahre früher auch als komplett unhörbar galt). Aber diese Band war sowohl vom Konzept (böse könnte man ja von "Am Reißbrett von Marketing-Trotteln zusammen gecastet" herum spinnen), vom Look und vor allem vom Sound (was mir dann doch am wichtigsten ist), tja: NEU.

Kein einzelnes Stück ist jetzt so groß und vor allem unhektisch genug, um es auf eine dauerhafte Playlist zu schaffen (ok, gelogen "Monk Time" ist da mindestens drauf), aber die gesammelte Verrücktheit kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden und wird ja auch von Musikern wie Mark E Smith bis Radiohead hochgeschätzt. "Monks - The Transatlantic Feedback" ist der zugehörige Pflicht-Filmabend zum Thema, inklusive einer Bayreuth-Postkarte in der Dokumentation - ich suche immer noch jemanden, der bestätigen kann, dass die Monks wirklich hier gespielt haben.


4. Boots von Nancy Sinatra

Dieser Eintrag steht stellvertretend für diese ganzen irren Album-Sampler von Künstlern der 60er, wo kreuz und quer neuste Songs von anderen Künstlern genommen, aufgezeichnet und als Platte veröffentlicht wurden. Es könnte also genau so gut Chers "The Sonny Side of Cher" hier stehen, tut es aber nicht, weil Nancy Sinatra mit It ain't me und Daytripper die besseren, im Sinne von originelleren Interpretationen im Repertoire hat. Und der Quasi-Titelsong, der schon im Vorjahr zur Ehrung kam, ist natürlich ein absoluter Knaller.


5. Pet Sounds von The Beach Boys

Ja klar, Meisterwerk, unfassbare Produktion und Sounds, die die Beatles zu Sgt Pepper provoziert haben und what net all. Für mich trotzdem nur der Füller, um eine Top 5 voll zu kriegen. Eine Sammlung von Songs, aus denen ich mir dann gezielt ein paar heraus picke und der Opener Wouldn’t It Be Nice dann auch gleich das Highlight ist.

Auch wenn die Beach Boys vielleicht gar nicht so viel mit Surf-Musik zu tun haben, wie man gemeinhin meint, schwebt das für mich immer so drohend im Hintergrund und so eine fröhliche "Sunny boy" attitude halt ich dann doch kein ganzes Album durch. Cover ist natürlich super.


Liste von Christian_alternakid

1. Blonde On Blonde von Bob Dylan

Three in a row: in nur 18 Monaten veröffentlichte Bob Dylan "Bringing It All Back Home", "Highway 61 Revisited" und "Blonde On Blonde", was auch noch ein Doppelalbum war - unerhört!
In der kanonischen Geschichtsschreibung steht "Blonde On Blonde" wohl sogar noch über seinen beiden Vorgänger, aber so weit würde ich nicht gehen, da auf "Blonde On Blonde" mit dem Blueser "Pleading My Time" dann doch sogar mal ein schwächerer Song auf einem Dylan-Album zu finden ist. Aber dann, meine Freunde: "Visions Of Joanna", "One Of Us Must Know", "I Want You" und "Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again" - die 60er haben kaum eine bessere Songfolge auf irgendeinem Album vorgelegt als Dylan hier auf der ersten Hälfte von "Blonde On Blonde". Sein Mammutwerk beschließt Bob dann mit dem elfeinhalbminütigen "Sad Eyed Lady Of The Lowlands". Wow.


2. Black Monk Time von The Monks

Amerikanische GIs, die in Gelnhausen, West-Deutschland, eine Garage-Band gründen, sich wie katholische Mönche - Tonsur inkludiert - kleiden, einen Galgenknoten um den Hals binden und ihr einziges Album mit dem kompromisslos-durchgeknallten Anti-Vietnamkriegs-Song "Monk Time" beginnen? Was zur Hölle war das?

Das war eine der spannendsten Gruppen der nun wirklich nicht an spannenden Gruppen armen 60er Jahre. Selbst die normalerweise nüchtern formulierende Wikipedia schreibt gleich im ersten Absatz treffend: "The band's unconventional blend of shrill vocals, confrontational lyrics, feedback, and guitarist David Day's six-string banjo baffled audiences, but music historians have since identified the Monks as a pioneering force in avant-garde music. The band's lyrics often voiced objection to the Vietnam War and the dehumanized state of society, while prefiguring the harsh and blunt commentary of the punk rock movement of the 1970s and 1980s".

Insbesondere "I Hate You", eine Hymne der Misanthropie, und Albumopener "Monk Time" sind auch 55 Jahre später noch Knaller, die für mich zu den allergrößten Songs der ganzen Garage-Rock-Ära gehören.


3. Love von Love

"Love encompasses a range of strong and positive emotional and mental states, from the most sublime virtue or good habit, the deepest interpersonal affection, to the simplest pleasure" schreibt Wikipedia und hat sicher Recht, auch wenn ich für die Band gleichen Namens doch noch weiterklicken musste. Ein Jahr bevor Love (die Band) mit "Forever Changes" das sublime Referenzwerk für Baroque-Pop veröffentlichte, erschien 1966 ihr Debüt, das noch mehr auf die "simplest pleasures" setzte und klar von der Garagenrock-Welle beeinflusst war. Am stärksten natürlich im Opener "My Little Red Book" mit seiner kickstartenden Drum-Bass-Kombination, die heute noch jede Tanzfläche füllen sollte. Dennoch sind Love auch 1966 schon anders als ihre Kollegen, haben neben allem Krächzen und Schreien auch mehr Sehnen, mehr Fühlen zu bieten. Ein unterschätztes Album.


4. Them Again von Them

So gut, dass ich es mir im Rahmen dieses Projekts sofort als Vinyl-Platte nachkaufen musste. Eine beeindruckende Kombination aus Amerika-R&B und Insel-Beat, aus Van Morrissons Soul-Stimme und Mod-Instrumentierung. Zwar sind etliche Songs nicht selbst geschrieben und schrecken Them auch nicht vor der Neuvertonung von Gassenhauern wie Screamin' Jay Hawkins' "I Put A Spell On You" oder Ray Charles' "I Got A Woman" zurück, nehmen dafür aber auch die vielleicht beste Dylan-Cover-Version jenseits der Dylan-Cover-Version-Spezialisten der Byrds auf: "It's All Over Now, Baby Blue". Mit am stärksten sind die Original-Kompositionen des Produzenten Tommy Scott, die Them für "... Again" aufnahmen: "Call My Name" und "I Can Only Give You Everything".


5. Pet Sounds von The Beach Boys

Auf der Haben-Seite "Wouldn't It Be Nice", "Sloop John B" und "God Only Knows", andererseits aber auch viele Songs, die wunderbar arrangiert sein mögen und in dieser Hinsicht für 1966 einen unerreichbaren Standard setzten, die mich aber einfach kalt lassen. Deshalb ist "Pet Sounds" zwar für mich besser als "Revolver" der Beatles oder "Aftermath" der Stones, steht aber auf der anderen Seite trotz seines Rufs als 'bestes Album aller Zeiten' für mich in 1966 nicht dort, wo Dylan oder die Monks thronen.


6. The Seeds von The Seeds

Jedes Album, das mit "Can't Seem To Make You Mine" eröffnet, hat sich seinen Platz in Bestenlisten verdient. Doch "Can't Seem To Make You Mind" ist eigentlich kein guter Indikator für den Sound des Seeds-Debüts, spielt die restliche Platte doch weit mehr in der Garage als der sehnende Single-"Hit". Vor allem "Pushin' Too Hard" und "Evil Voodoo" stechen heraus.


7. Revolver von The Beatles

Ähnlich wie bei "Pet Sounds" gilt auch für "Revolver", dass mich das Album trotz seines legendären Rufs nicht in seiner Gänze überzeugt.
Für jedes raffinierte "Eleanor Rigby" und "Tomorrow Never Knows" gibt es auch ein plattes "Yellow Submarine" (Ringo), eine übliche McCartney-Schnulze wie "Here, There, Everywhere" oder eine weinerliche "ich will meine Steuern nicht zahlen"-Lamentiererei namens "Taxman" vom Multimillionär George Harrison.
Zu den Höhepunkten gehören allerdings McCartneys R&B-Kracher "Got To Get You Into My Life" und seine berührende, mit dem Satz "a love that should have lasted years" endende Baroque-Ballade "For No One", für die sogar Lennon sich zu diesem unsterblichen Lob durchrang: "a nice piece of work".


8. The Psychedelic Sounds Of The 13th Floor Elevators von 13th Floor Elevators

Die 13th Floor Elevators darf man zurecht als Erfinder des Psych-Rock bezeichnen, sind sie doch die ersten, die das Wort "psychedelic" im Zusammenhang mit Musik verwendeten. Passend dazu dann natürlich die tragische Geschichte von Roky Erickson, der zum Syd Barrett der Garagen-Rock-Szene werden sollte. Passend für das Gründungswerk des Psych-Rock ist auch "The Psychedelic Sounds Of The 13th Floor Elevators" trotz eines Hits wie "You're Gonna Miss Me" keine Platte randvoll mit einzelnen Knallern, sondern überzeugt als ganzes Album, das vor allem mit seiner durchgängigen Atmosphäre punktet. "The Psychedelic Sounds..." ist damit sozusagen ein Gegenentwurf zu den meisten Garage-Rock-Platten, die mehr dank ihrer Singles noch in Erinnerung sind.


9. Aftermath von The Rolling Stones

"Aftermath" ist das erste Rolling-Stones-Album, das auf Cover verzichtet und auschließlich aus Eigenkompositionen von Richards & Jagger besteht. Verrückt allerdings: man war sich offensichtlich uneinig, welche Eigenkompositionen nun aufs Album sollten und so lassen die UK- und die US-Version jeweils einen der besten Songs weg: während in Großbritannien "Paint It Black" nur eine Standalone-Single war, eröffnet dieser signature song der Stones die US-Version. Dafür fehlt auf der amerikanischen Variante "Mother's Little Helper". Warum nicht stattdessen einen der mittelmäßigen Songs weglassen?


10. Da Capo von Love

Love veröffentlichten in eineinhalb Jahren drei Alben: das Debüt im März 1966, "Da Capo" November 1966 und ihr meistgeschätztes Album "Forever Changes" im November 1967. "Da Capo" liegt auch musikalisch zwischen dem garagigen Debüt und dem Baroque-Pop des Folgejahres. Herausragende Tracks sind "Seven And Seven Is" (Garage-Rock) und "Stephanie Knows Who" (Baroque Pop, der in die Garage geht und dann ein Free Jazz Solo einbindet). Die zweite Hälfte des Albums besteht aus einem einzigen, neunzehnminütigen Song namens "Revelation".







Songs des Jahres 1966

Liste von motorhorst

1. Eleanor Rigby von The Beatles

Wahrscheinlich kannte ich diesen Song gar nicht bewusst als ich das gleichnamige Buch von Douglas Coupland las. Ebenso wenig übrigens, wie ich "Girlfriend in a coma" damals als Smiths-Zitat erkannte und folglich auch nicht die vielen weiteren Smiths-Zitate in diesem Buch. Davon abgesehen ist das ein fantastisches Stück, an dem ich mich gar nicht satthören kann. Ich denke, das war der Auslöser für meine dann Doch-noch-Beatles-Begeisterung, die mir angesichts totgenudelter Werke von Let it be und Yesterday (von flachem wie She loves you und I wanna hold your hand will ich gar nicht erst anfangen) als nicht mehr einstellbar erschien.
Es ist einmal mehr diese Mischung aus tendenziell fröhlichem Harmoniegesang zu gefühlt eher melancholischer musikalischer Untermalung, die eigentlich die halbe Miete ist, wenn man meine Liebe zu einem Song evozieren möchte.


2. Four Women von Nina Simone

Ein Song, der sich beim Schauen einer Nina-Simone-Doku (evtl. auch Hören einer Radiosendung über die Künstlerin) ins Gehirn fraß. Zunächst war mir der Titel noch unbekannt, konnte anhand von Textfetzen dann aber schnell ermittelt werden. Ob seiner Getragenheit, tiefen Traurigkeit und epischer Länge (gut, das war mit knapp 4:20 min wohl eher ein Gefühl als eine Tatsache) packte er mich und tut dies auch bei jedem erneuten Hören.


3. You Keep Me Hangin' On von The Supremes

Ja, mir ist schon seit längerem klar, dass der Song von den Supremes stammt und nicht von Kim Wilde, aber natürlich war mein Erstkontakt mit dem Hitparadenstürmer aus den frühen 80ern. Beides tolle Versionen, die dem Stück unterschiedliche Akzente geben, klassischer Motown-Girlgroup-Smashhit hier, new waviger Power-Pop dort und dennoch sind das nur meine zweit- und drittliebsten Varianten (ohne sagen zu können, welche Interpretation ich besser finde). Mein Favorit des gleichen Stücks taucht dann im nächsten Jahr, also 1967, weit vorne auf.


4. Under My Thumb von The Rolling Stones

Ich weiß, dass der Song ob seiner Lyrics nicht den allerbesten Leumund hat, da er - man könnte es unter Umständen schon am Titel erkennen - mit Machtstrukturen spielt und - Überraschung - eher nicht die weibliche Protagonistin am "Fäden in der Hand"-Ende sitzt. Aber da ich immer zuerst auf die Musik höre, stelle ich fest, dass mich das auf einer ganz komischen, fast unterbewussten Ebene anspricht und leicht tänzeln lässt, wenn das so beginnt und auch wenn Mick Jaggers Gegockel ja immer so was wie Rhyhtmus in den Hüften andeutet, sehe ich das meist nicht, aber hier, boys and girls, da SPÜRE ich es.
Und klar, natürlich ist das auch der Song, der während der Tragödie in Altamont gerade gespielt wurde.
Ich hab' hier tatsächlich nur die Musik bewertet.


5. Tomorrow Never Knows von The Beatles

15 Sekunden im Song denkt man nur "Wie kann so was 1966 möglich gewesen sein?" Sitar, dieser leichte off-beat (sorry, bin kein Drummer, aber das ist ja kein normaler Rhythmus), Möwengeschrei und der Gesang, der genau das ausdrückt was in den Textblättern steht: "Turn off your mind, relax and float down stream", Wahnsinn.
Die Bandbreite, die die Beatles auf Revolver abdecken ist einfach atemberaubend und mit diesem Schlussstück perfekt auf den Punkt gebracht. Die Klammerstücke Taxman/Eleanor Rigby vorne und Got to get you into my life/Tomorrow never knows halten dieses Album wunderbar zusammen, ein viel zu oft gespieltes Stück wie Yellow submarine bräuchte ich dann gar nicht mehr, aber natürlich fänden sich beim genaueren Hinschauen noch mal drei Titel für eine Bestenliste. Aber nichts kommt an Tomorrow never knows ran, was doppelt bizarr ist, ist es doch nicht mal der beste Beatles-Song in dieser Jahresliste.
Seltsam? Aber so steht es geschrieben...


6. Monk Time von The Monks

Wie schon bei den Alben erwähnt, ist das Monks-Album für mich eher ein Gesamtkunstwerk als eine Sammlung großartiger Songs, die auch unabhängig der Platte problemlos funktionierten. Eine Ausnahme mache ich für Monk Time. Gleich der Beginn mit der flirrenden Orgel und dem Raumpatrouille Orion Beat, vor allem aber dem gesprochenen Intro, das mich an andere Stücke dieser Art (sofort kommt mir Ballroom Blitz in den Sinn) erinnert, bekommt sofort meine ungeteilte Aufmerksamkeit für die nächsten nicht mal drei Minuten und meist dann eben auch für die gerade mal halbstündige komplette Langspielplatte der Monks.
Was passt bitte in die ersten 90 Sekunden des Stücks. Die Band sind die Monks, es ist Monk Time. Die Namen der Mitglieder werden gedroppt, die Armee wird gedisst, Vietnam, der Bruder starb in Vietnam, James Bond, Pussy Galore, wtf. Dann nochmal "It's beat time, it's hop time, it's monk time now" - völlig unnötig. Das ist JEDEM*R in diesem Moment schon lange klar.


7. Visions Of Johanna von Bob Dylan

Da ich kein Dylanologe bin, dringe ich gar nicht tief in die Lyrics vor (Johanna? Von Orleans? Hatte die Visionen? Oder hat der Sänger die Visionen von ihr?), sondern gehe wieder nur ganz oberflächlich an die Musik ran und lande deshalb nicht bei Sad-eyed lady of the lowlands oder bei I want you. Zwar erschrickt mich hier zu Beginn gleich wieder diese Mundharmonika des Grauens, aber ich höre weiter und höre dann wieder einen Dylan, der nicht den Erwartungen des Klischee-Bobs in meinem Kopf entspricht. Klar, hier wird auch genölt, aber auf eine fast laid back Art, dass es mich einfach bei jedem Blonde on Blonde-Durchlauf erneut zum Mitwippen bringt.
OK, nach Studium der Lyrics geht es wohl weder um Religion noch Historie, sondern um diese Unterschiede zwischen Louise und Johanna, die wohl ganz diesseitig und real sind.


8. Got To Get You Into My Life von The Beatles

Der war eigentlich immer nicht in meiner Top 3 des Revolver-Albums, gehört aber halt trotzdem in eine Bestenliste und zwar wieder aus völlig anderen Gründen als die anderen drei herausragenden Stücke: Oberflächlich ist das ein typischer Beatles-Song: Eher fröhlich in seiner Grundstruktur, hohes Mitgröhl- und Zuckpotenzial. Aber er macht auch so viel richtig und vielleicht (ach was, garantiert) für die nachfolgenden Barden-Generation auch: vor. Wenn jede Textzeile danach musikalisch noch einmal aufgegriffen und quasi als Echo instrumental kopiert wird, dann entfacht das einem Sog, von dem man sich gerne mitziehen lässt. Und ja auch den Sänger. Wenn er immer enthemmter "Got to get you into my life!" bekennt. So ist das doch auch.


9. You Can't Hurry Love von The Supremes

Eine weitere Episode der beliebten Reihe "In den 80ern als Coverversion kennen und schätzen gelernt und dann irgendwann gemerkt, dass das Original zwanzig Mal besser ist." Das ist hier aber besonders schwierig, da die zuerst bekannte Version von Phil Collins stammte und das schon eine sehr, sehr.... okay, wem mache ich was vor? Natürlich stechen die Supremes den most drumming man in history locker und leicht aus, wie ein Förmchen den frisch ausgerollten Teig auf dem Backblech.
Textlich eine weitere Seite aus dem "Mama knows best"-Buch, das mit der Liebe dauert halt manchmal, da muss man ein wenig warten, kann man nicht beschleunigen, alles klar.


10. Good Vibrations von The Beach Boys

Der größte Beach-Boys-Fan werde ich nicht mehr, aber das ist einer jener Songs, die sich auf meiner ewigen "Die besten Songanfänge aller Zeiten"-Kassette befindet (zusammen mit sehr vielen Pet-Shop-Boys-Stücken, aber das ist ein Thema für andere Jahrzehnte). Bis das Surfboard eingepackt und das "I'm pickin' up good vibrations" gebrabbelt wird, ist es ein perfekter Auftakt, diese Sekunden reichten mir vollkommen und mein exklusiver Motor Edit ist folglich auch nur 00:25 lang. Diese knappe halbe Minute ist für mich das, was für viele Leute "God only knows" ist.


11. Taxman von The Beatles

Perfekter Alben-Auftakt mit dem Einzähler, dem nicht gerade geraden, aber sehr dynamischen Beat und einem relativ simplen Song, der auch gleich zur Sache kommt, wie der Taxman halt auch. Dennoch ein Ohrwurm, der auch durch zigfaches Hören nicht abnutzt, vielleicht ist es dieser komplett montone Rhythmus, der quasi durch das komplette Sück gehalten wird und auch die leicht nach hinten gemischten lead vocals. Aber beim genaueren Hinhören offenbaren sich hier schon viele der Kernelemente des Albums. In einem Beatles-Stück dieser Ära passiert einfach mehr als auf einem Album eines anderen Künstlers aus demselben Jahr.


12. For What It's Worth (Stop, Hey What's That Sound) von Buffalo Springfield

Ist das nur Forrest Gump oder wird das Lied bei jeder Szene in einem US-Film gespielt, in dem Vietnam irgendwie ein Thema ist? Wie auch immer, es ist natürlich dieser fette Sound, dieses "bing / bing" (evtl. auch "bung"?) gleich zu Beginn. Gehört eigentlich auf eine Liste mit den Stücken, die man an einem einzelnen Ton erkennt. Aber da ist schon noch mehr. Der seltsam abgehakt gesungen Refrain "It's time we stop /
Hey, what's that sound? / Everybody look, what's going down?" bleibt sofort im Gedächtnis und wenn ich mir die kompletten Lyrics so durchlese, ist nicht auszuschließen, dass es da wirklich um Krieg gehen könnte, übertragen oder im wörtlichen Sinne.


13. Scarborough Fair / Canticle von Simon & Garfunkel

Ich glaube immer, mich für Simon & Garfunkel-Songs schämen zu müssen, also für die Tatsache, dass ich die mag, aber die kommen dann halt auch ständig mit solchen leisen Krachern an und da es in den 60ern noch keine Kings of Convenience gab, nehme ich halt die beiden Ersatzkönige mit. Auch nicht jedes Stück, bei El Condor Pasa hört dann der Spaß auch auf, dann gehe ich lieber mit Klaus Kinski in den südamerikanischen Regenwald und lass mich bei der ersten Gelegenheit von ihm über einen Berg schleifen.
Scarborough Fair klingt schon vom Titel her (gerade mit dem angehängten "Canticle") wie Mittelaltermarkt auf Burg Rabeneck und dennoch: Queensryche coverten das Stück in den 90ern, dort eher als Finger- bzw. Stimmbandübung für Geoff Tate, der damit seine 17 Oktaven-.Spannweite beweisen konnte. Der Witz: Das ist gar nicht notwendig, um dem Song gerecht zu werden.
Ohne es belegen zu können, ist das eine sehr untypische Folkmusik, die nur mit Gitarren und Gesang alles transportiert und das, ohne zu klingen, als wäre die Band gerade auf 2 Büffeln aus dem Wald herausgeritten, hätte die Banjos auf dem Buckel und einen Grashalm im Mund. Das reicht mir tatsächlich manchmal schon.


14. Paint It Black von The Rolling Stones

Abgenudelt und hundertmal gehört? Aber klar doch! Spricht mich aber halt auf einer ganz anderen Ebene an als z.B. Sympathy for the devil oder Satisfaction, um zwei Stones-Stücke zu nennen, denen man ähnlich oft ausgesetzt ist. Der Aufbau des Songs, der einem Strudel oder hypnotischen Tanz nachempfunden ist, der immer wilder und ansteckender wird (hey, in meiner Welt ist das jedenfalls so), ist es, was die Magie des Stücks beinahe ebenso ausmacht wie die komische Interpunktion. Paint it, black. Zumindest auf der Single.


15. The Sun Ain't Gonna Shine (Anymore) von The Walker Brothers

Diese Streicher, die da gleich zu Beginn auftauchen und den ersten beiden Songzeilen folgen, lassen sofort ein Winnetou-Bad-Segeberg-Silbersee-Feeling bei mir aufkommen, was eigentlich gar kein gutes Zeichen sein sollte, hier aber durchaus ist. Dazu schafft auch dieser Song wieder genau die richtigen Tasten auf meiner Tastatur der Emotionen zu treffen: Scheinbar mopsfideler Refrain, der von einem apokalyptisch-endzeitlichen Moment berichtet. Klar, etwas dick aufgetragen, da es ja wohl nur um die Liebe und nicht um den Weltuntergang geht, aber genau genommen ist das ja haargenau das Gleiche.


16. Eight Miles High von The Byrds

Recherche ist manchmal schon spannend. Ich glaubte immer, die Erzählung wäre, dass alle dachten, das wäre ein - hihi, Drogensong - dabei sei es doch in Wirklichkeit ein - hihi - fickificki-Stück, so von wegen Sex auf der Flugzeugtoilette, was ich aber wohl mit dem Quatsch-Mythos des "Mile High Club" verwechselte.
Na gut, das ist wohl eindeutig ein Drogen-Song, die Byrds haben auch zugegeben, beim Schreiben high gewesen zu sein, was vermutlich nicht das ungewöhnlichste Ereignis der 60er Jahre darstellte.
Wahrscheinlich spricht mich schon an, dass in einer Prä-Spotify-Zeit der Track mit dem Refrain beginnt, quasi der Erfolgsgarantie im Streaming-Zeitalter. Nicht nur eight miles high, sondern auch 5 Jahrzehnte der Zeit voraus.


17. I'm A Believer von The Monkees

Natürlich ein quatschiger Klamauk-Radio-Song, der ja auch heute immer mal wieder läuft (behaupte ich ohne jede empirische Beweise dafür vorlegen zu können), noch dazu gelten ja die Monkees als eine der prototypischen Casting-Bands mit eigener Fernsehshow, für die sich sogar die Hi-Hi-Hilfe-Beatles zu schade gewesen wären (behaupte ich, ohne je eine Folge der Serie gesehen zu haben oder war da mal was zu Beginn der Sky-Zeit ca. 1986?). Geht mir trotzdem voll ins Ohr mit seiner Orgel und Melodie und auch schönen Aussagen, wenn ich die auf den Refrain komprimiere - "Then I saw her face, now I'm a believer" - so einfach könnte die Welt eben sein, wenn die Welt so einfach wäre.


18. Bang Bang (My Baby Shot Me Down) von Cher

Wieder so ein Stück, bei dem man sich nicht mehr erinnern kann, wie es auf einen wirkte, bevor es Quentin Tarantino wie so viele andere rekontextualisiert hat (in diesem Fall durch Kill Bill Vol. 1), aber hey suprise: Das Original ist wirklich von Cher (geschrieben von Sonny Bono), was umso erstaunlicher ist, taucht es doch auf einem dieser typischen Sammelsurium-Alben der 60er mit Coverversionen von Bob Dylan bis Antônio Carlos Jobim auf. Chers Version ist dann doch etwas getragener als man bei dem Titel im Kopf hat, aber schon gut, gerade durch die ungewöhnliche Tatsache, dass der Refrain langsamer, fast statisch ist, im Vergleich zu den Strophen. Schöner Trick, den muss man auch beherrschen.


19. No Milk Today von Herman's Hermits

Quasi das Geschwister-Stück zu "I'm a believer" in Sachen Popularität und unbedingter Radiotauglichkeit, aber hier mit dem Schuss Ambiguität und Melancholie in der Melodie, was mir eigentlich sogar ein bisschen besser gefällt. Ansonsten kann ich wenig über die tatsächlichen Lyrics oder die Künstler sagen, weil ich mich nie damit beschäftigt habe. Muss auch nicht immer sein.


20. If I Were A Carpenter von Bobby Darin

Den Titel (nicht den Song) verbinde ich zunächst mal mit dem gleichnamigen The Carpenters-Tribute-Album aus den 90ern, u.a. mit der grandiosen Superstar-Version von Sonic Youth, welches überhaupt nichts mit dem vorliegenden Stück zu tun hat.
Zweite Verbindung ist dann der Woodstock-Auftritt, zu dem der Song natürlich passt wie Faust aufs Auge: Religiöse Anspielung (tja, Damen und Herren, wer wird wohl der Zimmermann sein?) und Liebe zwischen Arm und Reich, hippiesker wird es heute nicht mehr.
Like es dennoch. Anyway sozusagen.


Liste von Lassie

1. Paint It Black von The Rolling Stones

Im zweiten Jahr unseres Projekts erklimmt zum zweiten Mal ein Song der gleichen Band die Spitze. Auch bei "Paint It Black", das überraschenderweise nur auf dem US-Release von "Aftermath" eine Album-Präsenz aufweisen kann, war dies nicht weiter verwunderlich, denn es handelt sich dabei seit Jahrzehnten um eines meiner Lieblingslieder und meine langjährige Nr. 1 unter den Songs der von mir sehr geschätzten Rolling Stones (mittlerweile auf dieser Position lediglich von "Gimme shelter" abgelöst).
Es beginnt bereits genial mit dem Einsatz verschiedener Instrumente aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die dann im Folgenden im Zusammenspiel mit Mick Jaggers Gesang ein fast perfektes Ganzes ergeben. Insbesondere die Passagen, in denen Jaggers Stimme an Lautstärke und Kraft zunimmt, haben es mir dabei angetan, wobei die gekonnt einsetzenden retardienden Momente für eine äußerst fruchtbare Abwechslung sorgen.
Mal sehen, ob den Stones anno 1967 dann der Titel-Hattrick in meinen Song-Rankings gelingen wird…


2. Louie Louie von The Sonics

Holla, die Waldfee, geht es hier ab! Bretterharte Gitarren und der wild kreischende Gesang von Sonics-Sänger Gerry Roslie bieten ein brachiales Hörerlebnis, das Mitte der 60er-Jahre seinesgleichen sucht.
Der Song erschien bereits im Jahr zuvor als B-Seite von "Cinderella". Während letztgenannte Single schon bei der Beschäftigung mit dem Jahr 1965 in meinen Fokus gerückt war und prompt hatte charten können, blieb "Louie, Louie" da von mir noch unentdeckt. Dieses Juwel sollte erst als Bestandteil des 1966er-Albums "Boom" meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und feiert deswegen auch in diesem Jahr seinen Ranglisteneinzug. Da der Song im Hause Lassie mittlerweile eine akustische Omnipräsenz erlangt hat, landet er sogar fast ganz vorne. In manch anderem Jahr hätte es wohl durchaus zur Spitzenposition gereicht, aber anno 1966 war die Konkurrenz um die Pole Position einfach übermächtig.


3. When A Man Loves A Woman von The Spencer Davis Group

Eigentlich schien, was das Jahr 1966 und den Song "When A Man Loves A Woman" angeht, alles klar und Percy Sledge war mit seinem famosen Klassiker eigentlich für einen der vorderen Plätze gesetzt. Doch dann stieß ich auf diese sensationelle Version der Spencer Davis Group, bei welcher der im Erscheinungsjahr gerade 18 Jahre alt gewordene Steve Winwood mit seiner Wahnsinnsstimme alles wegfegt, sogar einen virtuosen Sänger wie den guten Percy. Der hatte nun plötzlich die Arschkarte gezogen, denn aufgrund meiner selbst auferlegten Regel, pro Jahr nur eine Version jedes Songs zuzulassen, flog er tatsächlich ganz aus dem Ranking. Bisher eine der großen Überraschungen unseres Projekts!


4. I'm Not Like Everybody Else von The Kinks

An dieser Stelle gebührt dem Motorjugendlichen und Projekt-Mitstreiter Christian_alternakid Dank, der mir anlässlich meines 43.Geburtstags eine formidable CD zusammengestellt hatte, die diesen Song als Sahnestück aufweist und mich mit ihm bekannt machte. Es handelt sich tatsächlich lediglich um die B-Seite der ebenfalls in meinem Ranking vertretenen Single "Sunny Afternoon". Der Non-Album-Song sprüht aber nur so vor Rebellion und Auflehnung gegen das Establishment und hätte mich in jungen Jahren (obwohl ich damals in meinen musikalischen Vorlieben noch nicht so offen war wie heute) sicher auch voll abgeholt, wenn ich ihn damals schon gekannt hätte. Des Weiteren begeistern der Gesang des sonstigen Gitarristen Dave Davies, der hier an Stelle seines Bruders Ray die Lead Vocals übernommen hat, und die furiosen Tempowechsel.


5. The Good, The Ugly And The Bad (Main Title) (II Buono, II Brutto, II Cattivo) von Ennio Morricone

Für mich der Inbegriff der musikalischen Begleitung eines qualitativ hochwertigen Italowesterns und eines der grandiosesten Sountrack-Stücke aller Zeiten. Beeindruckend, wie Morricone die Stimmung des filmischen Meisterwerks von Sergio Leone mit seinem genialen Klanggemisch einfängt. Diese Genialität offenbart sich u.a. darin, dass jedem der drei Protagonisten ein eigenes Instrument bzw. Gesang zugewiesen ist.


6. Wild Thing von The Troggs

Meine Erstbegegnung mit "Wild Thing" ergab sich im Skilager der 8.Klasse, da ein mit mir im Zimmer einquartierter Mitschüler in jener Woche mehrfach diesen Song inklusive Luftgitarre "performte". Später war er dann aus dem Munde der Troggs für mich ein treuer Begleiter in einschlägigen Fürther Spelunken, da er seinen Anteil daran hatte, dass ich die dortigen Jukeboxen stets eifrig mit meinem Hartgeld fütterte. Meist erntete ich dabei sogar wohlwollende bis dankbare Blicke des anwesenden Kneipenpublikums (was bei meiner sonstigen Songauswahl nicht immer durchgehend der Fall war…).
Allein das Gitarrenintro weckt schon Lust auf mehr und vor allem die Gitarrenparts tragen auch den größten Anteil an der Qualität des Songs. Gelungen ist aber auch der Clou, die Instrumente immer wieder kurzzeitig pausieren und dem Gesang den Vortritt zu lassen. Überdies passt der Einsatz des Blasinstruments Okarina wie Arsch auf Eimer und verleiht dem Song noch einmal eine zusätzliche Note.


7. Bang Bang (My Baby Shot Me Down) von Cher

Der von Chers damaligem Ehemann Sonny Bono geschriebene Song wurde bereits im selben Jahr mehrfach gecovert, u.a. von Nancy Sinatra (deren Version wohl annähernd genauso bekannt sein dürfte) und Stevie Wonder. Auch Cher selbst nahm 1987 noch einmal eine rockigere Version auf. Auch wenn insbesondere die beiden erstgenannten Coverversionen durchaus Charme haben, versprüht den größten Zauber immer noch diese Originalversion der damals 20 Jahre jungen und noch eine natürliche Schönheit verkörpernden Interpretin.


8. Hey Joe von Jimi Hendrix

Noch vor Erscheinen seines Debütalbums im Folgejahr reüssierte der große Jimi Hendrix Ende 1966 mit seiner ersten Single "Hey Joe". Zuvor war im selben Jahr bereits eine ebenfalls sehr geile Aufnahme des Songs von den Standells erschienen, was mich kurz vor die Überlegung stellte, welche Version hier charten soll. Letztlich kam ich aber zu dem Schluss, dass an Meister Jimi einfach kein Weg vorbeiführt.


9. You're Gonna Miss Me von 13th Floor Elevators

Die Debütsingle der 13th Floor Elevators (und gleichzeitig ihr größter Erfolg) sprüht nur so vor Spielfreude, erfreut mit herrlich psychedelischen Klängen und bekommt durch den Einsatz des für die Bands charakteristischen Electric Jugs eine ganz besondere Note.


10. Medication von The Standells

Der psychedelisch angehauchte und extrem lässig daherkommende Opener des Standells-Albums "Dirty Water" erschien erstaunlicherweise nie als Single, toppt aber sogar den mächtigen Titel-Song des famosen Longplayers.




































































Liste von Christian_alternakid

1. Paint It Black von The Rolling Stones

Ein Kandidat für "überspielt", aber dennoch mein Song des Jahres 1966. Im Gegensatz zu "Satisfaction", dessen Kraft aus meiner Sicht über die Jahre doch merklich geschwunden ist, ist "Paint It Black" auch heute noch ein wilder, düsterer Song, der in meinen frühen Teens zu meinen allerersten Lieblingsliedern überhaupt gehörte (die beiden anderen: "It's A Sin" der Pet Shop Boys" und "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division). Eine Nummer 1 Single auf beiden Seiten des Atlantiks (und Nummer 2 in Deutschland) ist "Paint It Black" sicher bis heute einer der zentralen Rolling Stones-Songs aus ihrer großen Ära und wurde dementsprechend häufig auch in anderen Medien eingesetzt, interessanterweise gerne um den Vietnam-Krieg zu vertonen. Sowohl in Kubricks "Full Metal Jacket" als auch in der Fernsehserie "NAM" (Original: "Tour Of Duty") spielt "Paint It Black" eine wichtige Rolle, was wohl auch nur noch mal die Düsternis unterstreicht, die dem Song seine Kraft gibt. Bei Veröffentlichung ist "Paint It Black" interessanterweise auf gar kein so begeistertes Kritiker-Echo gestoßen und wurde seines Sitar-Einsatzes wegen als Beatles-Copycat verschrieen, was Brian Jones mit "What utter rubbish" kommentierte. Aus meiner Sicht zurecht, ist "Paint It Black" doch über die Jahrzehnte betrachtet das wohl sogar einflussreichere Stück als alle Beatles-Sitar-Songs, nimmt es mit seiner düster-drogigen Stimmung doch wichtige Elemente des Psych-Rock vorweg und klingt erheblich organisch notwendiger für den Sound des Songs als die Beatles'schen Sitar-Versuche, die man heute wohl als cultural appropriation schmähen würde, da sie wenig mehr zum Song beitragen als ihn "orientalisch zu flavouren".

Weitere Rolling Stones - Songs aus 1966, die ebenfalls erwähnt gehören, aber der "1 Song pro Artist"-Regel zum Opfer fielen: vor allem "Mother's Little Helper" und "Under My Thumb"
Ein Kandidat für "überspielt", aber dennoch mein Song des Jahres 1966. Im Gegensatz zu "Satisfaction", dessen Kraft aus meiner Sicht über die Jahre doch merklich geschwunden ist, ist "Paint It Black" auch heute noch ein wilder, düsterer Song, der in meinen frühen Teens zu meinen allerersten Lieblingsliedern überhaupt gehörte (die beiden anderen: "It's A Sin" der Pet Shop Boys" und "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division).

Eine Nummer 1 Single auf beiden Seiten des Atlantiks (und Nummer 2 in Deutschland) ist "Paint It Black" sicher bis heute einer der zentralen Rolling Stones-Songs aus ihrer großen Ära und wurde dementsprechend häufig auch in anderen Medien eingesetzt. Interessanterweise gerne um den Vietnam-Krieg zu vertonen: sowohl in Kubricks "Full Metal Jacket" als auch in der Fernsehserie "NAM" (Original: "Tour Of Duty") spielt "Paint It Black" eine wichtige Rolle, was noch mal die Düsternis unterstreicht, die dem Song seine Kraft gibt.

Bei Veröffentlichung ist "Paint It Black" interessanterweise auf gar kein so begeistertes Kritiker-Echo gestoßen und wurde wegen seines Sitar-Einsatzes als Beatles-Copycat verschrieen, was Brian Jones mit "What utter rubbish" kommentierte. Ich bin hier natürlich auf Seiten von Brian Jones, ist "Paint It Black" doch über die Jahrzehnte betrachtet einflussreicher als alle Beatles-Sitar-Songs zusammen, nimmt es mit seiner düster-drogigen Stimmung doch wichtige Elemente des Psych-Rock vorweg und klingt sein Sitar-Einsatz erheblich organisch notwendiger für den Sound des Songs als die Beatles'schen Versuche, die man heute wohl als cultural appropriation schmähen würde, da sie wenig mehr zum Song beitragen als ihn "orientalisch zu flavouren".

Weitere Rolling Stones - Songs aus 1966, die ebenfalls erwähnt gehören, aber der "1 Song pro Artist"-Regel zum Opfer fielen: vor allem "Mother's Little Helper" und "Under My Thumb".


2. Sloop John B von The Beach Boys

"Sloop John B" war die Leadsingle von "Pet Sounds", des berühmtesten aller Beach-Boys-Alben und ist neben "Wouldn't It Be Nice" auch ohne Zweifel sein großer Höhepunkt (gut, "God Only Knows": auch spitze). Während "Wouldn't It Be Nice" eher kompakt und spector-esque ist, hat "Sloop John B" die "Mini Oper" - Qualitäten, die Brian Wilson zu dieser Zeit dank Songs wie "Good Vibrations" (übrigens im gleichen Jahr als Stand-Alone-Single veröffentlicht) zugeschrieben wurden.

Der US #2- und UK #3-Hit ist ein verblüffend komplexes Neuarrangement eines Folksongs aus den Bahamas und übrigens auch ein weiterer Beweis für die Sangesqualitäten der britischen Fußball-Tribünen: als ich vor gut einem Jahrzehnt FC Blackpool gegen FC Arsenal im Londoner Stadion gesehen hatte, stand ich direkt neben dem Auswärts-Fanblock der Blackpool Supporter, die hier im zweiten Spiel ihrer allerersten Premier-League-Saison gleich eine 0:6-Klatsche von Arsenal kassierten - was aber die Blackpool-Fans nicht davon abhielt, über die zweiten 45 Minuten hinweg den Refrain von "Sloop John B" zu singen und dabei trotz 0:6-Niederlage den "worst trip" in den "best trip" zu verädern: "I don't want to go home / This is the best trip I've ever been on"...


3. I'm Not Like Everybody Else von The Kinks

"I'm Not Like Everybody Else" war nur die B-Seite zu "Sunny Afternoon", was wohl daran liegt, dass er weniger wie trademark-Kinks klingt als die A-Seite. Ausnahmsweise übernimmt der jüngere Bruder Dave die Lead Vocals statt Ray Davies (der den Song aber geschrieben hat, ursprünglich übrigens für die Kollegen von den Animals!). Wie der Titel schon verrät, ist "I'm Not Like Everybody Else" ein großes Statement der Non-Konformität und für Individualität.


4. Friday On My Mind von The Easybeats

Der beste "Hoch die Hände, Wochenende!"-Song ever! Die australischen Garagenrocker der Easybeats schrieben diesen Hass-Song über die Arbeitswoche und Hymne auf die freien Tage: "Do the five day grind once more / I know of nothin' else that bugs me more / than workin' for the rich man" und kletterten damit bis auf #6 in den britischen Single-Charts (und #18 in den USA). Zurecht, dass die GEMA von Down Under "Friday On My Mind" Anfang der 2000er zum besten australischen Song aller Zeiten kürte.


5. Sunday Morning von The Velvet Underground Nico

Velvet Underground ist dank seines Debütalbums natürlich untrennbar mit dem Jahr 1967 verbunden, aber 1966 veröffentlichten die Velvets bereits zwei erste Single: "All Tomorrow's Parties" (b/w "I'll Be Your Mirror") und "Sunday Morning" (b/w "Femme Fatale").

Während die anderen drei Songs dieser beiden 7-Inches den dronig-drogigen Sound der Velvet Underground begründeten, war "Sunday Morning" als "Hit" geplant, der aber natürlich nicht eintrat, waren die Velvets doch legendär unerfolgreich zu ihren Lebzeiten. "Sunday Morning" wurde von Lou Reed ursprünglich auch als Nico-Song geschrieben, dann aber kurzfristig doch von Lou selbst aufgenommen und kann als weiterer Genre-Erfindungs-Song gelten, ist doch das ganze Dream-Pop-Movement ohne "Sunday Morning" nicht denkbar.


6. This Old Heart Of Mine (Is Weak For You) von The Isley Brothers

Schon für die 1965er Liste hatte sich mit "Wooly Bully" ein Song über ein Featuring in der Serie "Das Model und der Schnüffler" qualifiziert und auch "This Old Heart Of Mine" ist in dieser besten Fernsehserie der 80er zu finden.

"This Old Heart..." wurde vom Motown-Stamm-Songwriter-Team Holland–Dozier–Holland geschrieben und war nach frühen Hits wie "Shout" (1959) und "Twist & Shout" (1962) mit #12 in den USA und #3 in UK der erste große Erfolg der Isley Brothers in ihrer Zeit beim berühmten Soul-Label.


7. I Hate You von The Monks

Eine der besten Hymnen der Misanthropie, eingespielt mit fiesem Groove von der Garage-Rock-Kuriosität The Monks und in beispielhafter Reduktion aufgeführt:

Well i hate you baby with a passion yeah you know i do (but call me)
Oh you know my hate's everlastin' baby, yeah yeah yeah (but call me)
Ohhh you know you know you know you know why i hate you baby ? Huh, do you ? (but call me)
Cause because you make me hate you baby, yeahyeahyeahyeah (but call me)


Neben "Monk Time" der große Knaller im Repertoire der Monks, dieser völlig alleinstehenden Band ihrer Zeit.


8. Moulty von The Barbarians

Sicherlich ist "Moulty" der Barbarians ein "Novelty-Hit" der Garage-Rock-Szene, aber tatsächlich von gewissem Erfolg gekrönt und zudem eine so kuriose Besonderheit, dass ich des Songs nie müde werde: Drummer Victor "Moulty" Moulton war nämlich einhändig (take that, Def Leppard!) und spielte mit einer Prothese auf seiner linken Seite. Der Song "Moulty" wiederum erzählt die Geschichte des Handverlusts und wie Moulton eben dennoch seine Band gründete und Musik ihm so die Lebenskraft zurück gab:

I remember the days when
Things were real bad for me
It was right after my accident
When I lost my hand

It seemed like I was all alone
With nobody to help me
You know, I almost gave up
All my hopes and dreams

But then, then, then something
Inside me kept telling me
Way down inside of me
Over and over again
To keep going on, yeah, on

Things are better for me now
Cause I found that I love music
So I learned to play the drums
And got myself a band and now
We're starting to make it


9. Can't Seem To Make You Mine von The Seeds

The Seeds sind eine weitere der weitgehend vergessenen Bands der Garage-Rock-Explosion der Mitt-60er und hier mit einem ungewöhnlich melodisch-ruhigem Song vertreten, der abgesehen von Sky Saxons immer etwas näselndem Gesangs zwar wenig exemplarisch für ihren sonstigen, rauheren Sound steht (siehe auch: "Pushin Too Hard") aber tatsächlich das erste Lied war, das die Seeds zusammen aufgenommen haben.

Kennengelernt habe ich "Can't Seem To Make You Mine" über die wunderbare "Acid Eaters"-Cover-Platte der Ramones, was auch passend ist, hat doch jeder und zwei mehr diesen unsterblichen Song schon gecovert: Alex Chilton, Johnny Thunders, Ramones, Garbage, Yo La Tengo...


10. Hooligans von Count Lasher

Bereits Mitte 40 war Count Lasher als er den Hit "Hooligans" aufnahm, der sich dem damals in Jamaica vorherrschenden Ska-Sound näherte. Lasher war zu diesem Zeitpunkt bereits ein großer Name auf der Insel und dort vor allem für die jamaikanische Ur-Musik Mento bekannt, aus der sich letztendlich Ska (und daraus dann ja wiederum Reggae) entwickelte.


11. Thirteen Women von The Renegades

Diese britische Garage-Rock-Band fand ihr Zuhause in Finnland und wurde dort dank eines Quasi-Covers von "Brand New Cadillac" (1964) sowie dieses Monstergaragenhits "Thirteen Women" von 1966 zum Star. Kein Wunder also, dass in Filmen von Aki Kaurismäki immer wieder die Renegades zu hören sind, ist doch diese Rocknroll-Pastiche von der dunklen Seite des Glücks wie gemacht zur Untermalung von Kaurismäkis lakonischen Loser-Hymnen auf den Humanismus.


12. It's All Over Now Baby Blue von Them

Die Mitte der 60er bleiben Dylans Jahre. Wie schon 1965 sind nicht nur seine eigenen Aufnahmen in meiner Bestenliste vertreten, sondern auch Coverversionen und Soundalikes. "It's All Over Now Baby Blue" ist in dieser Them-Version möglicherweise sogar dem Dylan'schen Original überlegen, erhöht doch deren rauher R&B-Sound die Dringlichkeit von Dylans Lyrics, die mit zu seinen besten gehören und ist Van Morrissons Soul-Stimme dem Song dienlicher als Dylans Raspelknödelei.

Zwei Fun Facts zu Thems Version: kennengelernt habe ich das Lied mit 13 Jahren auf "Kuschelrock Vol. 4" zwischen Richard Marx und Reo Speedwagon und die Jahrzehnte später gekaufte 7inch-Single ist aufgrund des großen deutschen Biker-Films "Rocker" 1973 wiederveröffentlicht worden - allerdings ist auf dem Plattencover auch noch der Filmtitel mit "Die Rocker" falsch benannt.


13. What Becomes Of The Brokenhearted von Jimmy Ruffin

Eine der größten Motown-Balladen aller Zeiten und ein Entlieb-Lied, wie kaum ein anderes: "All that's left is an unhappy ending / Now, becomes of the broken-hearted / Who had love that's now departed? / I know I've got to find / Some kind of peace of mind".
Ursprünglich auf Jimmy Ruffin bin ich übrigens durch die Dexys Midnight Runners gestoßen singt Kevin Rowland doch im bittersüß-nostalgischen "Reminisce Part Two" (1985) über seine damalige Jugendliebe, wie er die Kinks verehrte und sie Jimmy Ruffin: "Well, she won".


14. One Of Us Must Know (Sooner Or Later) von Bob Dylan

Die Lead-Single von Dylans Doppelalbum "Blonde On Blonde" und einer der besten Orgel-Einsätze in einem Dylan-Song überhaupt. Besonders liebe ich, wie sich Dylan hier immer weiter steigert und seine ja durchaus auch manchmal kritisierte nasal-nörgelnde Stimme sich beim Chorus um 4.08 in eine selbstgewisse, aber auch wehmütige Arroganz steigert.

B-Seite der Single war übrigens "Queen Jane Approximately". Kann man machen, wenn man's hat.

Weitere top 1966-Kandidaten von Dylan: "I Want You" und "Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again"


15. Bang, Bang von Nancy Sinatra

Von mir jahrelang fälschlicherweise für das Original gehalten, ist dieser "Kill Bill"-Titelsong von Nancy Sinatra eigentlich von Sonny Bono für Cher geschrieben worden. Ich bevorzuge aber dennoch Nancys Aufnahme, die in ihrer Reduziertheit das gespenstische "Bang bang, I shot you down / Bang bang, you hit the ground / Bang bang, that awful sound" besser einfängt - und natürlich untrennbar mit Quentin Tarantinos Einsatz in "Kill Bill" verbunden ist.


16. No Matter What You Do von Love

Lange Jahre hätte ich hier "My Little Red Book" von Love als besten Song genannt und immer noch halte ich jenen Garage-Kracher für einen der größten der Ära (und Inspiration für etliche weniger gute Bands: hallo Jet und "Are you gonna be my girl"!), aber in der Zwischenzeit überragt für mich das wehmütigere "No Matter What You Do" mit seinen leichten Byrds-Anklängen und dem komplex-schrägen Arrangement den Dancefloor-Hit.


17. For What It's Worth (Stop, Hey What's That Sound) von Buffalo Springfield

Der von Stephen Stills geschriebene Song ist eine Gegenkultur-Hymne "There's battle lines being drawn / Nobody's right if everybody's wrong / Young people speaking their minds / Getting so much resistance from behind", der einen konkreten Anlass in Jugendprotesten auf dem Sunset Boulevard hatte.


18. 96 Tears von ? & The Mysterians

Eine der kommerziell erfolgreichsten Garage-Rock-Singles aller Zeiten: #1 in den USA und gar fünfterfolgreichster Song des Jahres. Bei kaum einem Garage-Song steht die Orgel stärker im Mittelpunkt als bei "96 Tears" und so war es wohl zwangsläufig, dass die große Orgel-Band des Punkrock, die Stranglers, den Song später coverten. Wie wichtig "96 Tears" trotz seines großen Pop-Hooks für die Punkbewegung war, zeigt auch, dass sowohl X als auch The Cramps den Song in eigenen Liedern zitierten, erstere in "Johnny Hit and Run Paulene" ("96 tears through 24 hours"), letztere in "Human Fly" ("I-I'm a human fly / A-and I don't know why / I got 96 tears and 96 eyes"). Der Legende nach soll Alan Vega vor einem Cover von "96 Tears" mit seiner Band Suicide geschrieen haben: “Your national anthem, whether you know it or not!”

Fun Fact: "The Residents recorded a cover of the song for the album The Third Reich 'n Roll as a part of "Hitler was a Vegetarian""


19. Blues Theme von Dave Allan & The Arrows

Ein Instrumental und Titelstück des Biker-Exploitation-Films "The Wild Angels" mit Peter Fonda (aus dem das berühmte "Loaded"-Sample von Primal Scream stammt). Ich liebe es, "Blues Theme" in der 8mm Bar aufzulegen und es ist wohl noch kein Abend vergangen, an dem ich diesen Song nicht gespielt habe. Kurioserweise passt übrigens perfekt als Folgesong "Love Spreads" der Stone Roses.


20. Eleanor Rigby von The Beatles

Grundsätzlich bin ich eher ein Lennon-Typ als ein McCartney-Fan, aber das von Paul geschriebene "Eleanor Rigby" ist schon eines der erstaunlicheren Lieder der Liverpooler Band und in mehrerlei Hinsicht verblüffend: vom Streicherquartett-Arrangement bis zu einem Text, der die Einsamkeit von Senioren besingt, ist "Eleanor Rigby" doch weit vom üblichen Pop-Song der Mitt60er entfernt. Vielleicht trauten die Beatles selbst dem Braten hier nicht, denn die andere Hälfte der Double-A-Side ist mit "Yellow Submarine" der stumpfste Song, den die vier je aufgenommen haben. Jedenfalls, neben "For No One" ist "Eleanor Rigby" der beste Song auf "Revolver".
Kurioserweise ist übrigens - mit Ausnahme der Vocals - keiner der Beatles an der musikalischen Aufnahme von "Eleanor Rigby" selbst beteiligt.


21. Laisse-moi von Chantal Goya

Jean-Luc Godards "Masculin, Feminin - Die Kinder von Marx & Coca-Cola" ist randvoll mit eigens für Chantal Goya geschriebenen Songs, die in diesem Film Francoise Hardy und France Gall out-yé-yé-ed. Von den sechs Songs auf dem Sountrack sind "Tu M'as Trop Menti" und "Laisse-Moi" die beiden herausragenden Hits und klingen wie eine Storyboard-Zeichnung für Francoise Cactus' Stereo Total.
Verrückt, dass nicht jedes Kind diese Lieder singt!


22. River Deep-Mountain High von Ike & Tina Turner

Eine der ganz großen Phil-Spector-Produktionen, vom verrückten Meister selbst als sein bestes Werk betrachtet - das als Beginn seines Endes gesehen werden kann. Enttäuscht von den Reaktionen in Amerika - nur Platz 88 und das dazugehörige Album wurde nicht einmal veröffentlicht - führte dazu, dass sich Spector erst einmal zwei Jahre vom Musikbusiness zurückzog, zum Quasi-Eremiten wurde und endgültig seinen Manien verfiel (nicht dass er danach nicht noch bemerkenswerte Alben produzierte! Ich bin ja trotz vieler Kritiker auch ein Freund von seinem Cohen- und Ramones-Werk).
Jedenfalls, über "River Deep, Mountain High" kann nicht geschrieben werden, ohne Tina Turners Stimme zu erwähnen: wie sie sich gegen Ende des Songs alleine gegen diesen mächtigen, mächtigen Wall Of Sound stemmt, zwischen 2.45 und 3.00 fast gebraben wird, "Baby", "Baby" schreit, nur um in den folgenden, letzten dreißig Sekunden des Songs noch einmal den Refrain aufzunehmen und Spectors Produktion unter *ihrer Stimme* zu begraben - das gehört sicherlich zu den machtvollsten Vocals der Musikgeschichte.

Eines der besten Punk-Cover aller Zeiten beruht übrigens auch auf "River Deep": die Version der Saints von 1977 zeigt, dass auch das Songwritig selbst von Ike Turner eben erstklassig ist, weil die reduzierte Saints-Variante auch ohne all den ganzen Spector-Bombast knallt als gäb es keinen Morgen mehr.


23. Sunny von Bobby Hebb

Eine Drumroll, eine Sekunde im Song, dann Bobby Hebb und eine walking bass line: "Sunny, yesterday my life was filled with rain". Einmal gehört, nie mehr vergessen. Dass Bobby Hebb sein "Sunny" geschrieben hat, nachdem sein Bruder vor einem Nachtklub in Nashville niedergestochen wurde, erklärt wohl die melancholische Tiefe, die in seinem Song liegt.


24. Trouble Every Day von The Mothers Of Invention

Auf "Trouble Every Day" bin ich gestoßen, als Moritz R von Der Plan in den Popblog'schen My Favourite Records auf die Frage nach dem "besten Song über Revolte, Aufruhr und Revolution" antwortete: "Wenn, dann lass ich mir meine Protestsongs vom King aller Musikrebellen schreiben, Frank Zappa."

Als letztes Jahr Amerika brannte, war Zappas "Trouble Every Day" als Soundtrack immer in meinem Kopf: "Wednesday I watched the riot, I seen the cops out on the street / Watched 'em throwin' rocks and stuff and chokin' in the heat / Listened to reports about the whisky passin' 'round / Seen the smoke and fire and the market burnin' down". Zappa schrieb die Zeilen aufgrund der Watts Riots 1965, den ärgsten Straßenkämpfen zwischen Polizei und schwarzer Bevölkerung vor Rodney King und George Floyd.

Zappa bei 2:52: "Hey, you know something people? / I'm not black but there's a whole lots a times I wish I could say I'm not white".


25. Wars Or Hands Of Time von The Master's Apprentices

Dass Pete Doherty für "Last Post On The Bugle" (vom zweiten Libertines-Album) keine Credits an The Master's Apprentices für ihren Garage-Rock-Song "Wars Or Hands Of Time" abgeben musste, wundert mich immer noch. Von Melodie bis Intonation könnte Petes Version ohne sein Vorbild nicht existieren, das der erste australische Song gegen den Vietnam-Krieg war.


26. Substitute von The Who

Neben "Can't Seem To Make You Mine" ein zweiter Song aus dieser Liste, den ich meiner pubertären Begegnung mit dem Cover-Album der Ramones "Acid Eaters" verdanke. Bis heute einer meiner liebsten The Who - Songs, der genau den perfekten Spot zwischen Mod-Gitarre und Beatles-Harmonie trifft und in einer schönen Umkehrung einer Redewendung die Working-Class-Herkunft feiert: "I was born with a plastic spoon in my mouth"


27. The Sun Ain't Gonna Shine (Anymore) von The Walker Brothers

Ein Jahr zuvor veröffentlichte Frankie Valli eine erste Aufnahme von "The Sun Ain't Gonna Shine Anymore", aber erst das 1966er Recording der Walker Brothers, das ein Nummer-1-Hit in England war, verankerte den Song im popkulturellen Gedächtnis. Bevor Scott Walker Einzelgänger und Avangardist wurde, sang er hier auf einem Lied, dessen Instrumentierung zwischen Baroque Pop und Soundtrack-Score liegt. Passend also, dass Ari Asters Jahrzentfilm "Midsommar" von 2019 - der sonnendurchfluteste Horrorfilm aller Zeiten - an seinem bitteren Ende mit "The Sun Ain't Gonna Shine Anymore" (in der Frankie Valli Version) endet.


28. Reach Out I'll Be There von Four Tops

Diese Motown-Single der Four Tops war in England und USA Nummer 1 und wurde (natürlich) auch wieder vom Songwriting-Team Holland–Dozier–Holland geschrieben. Bemerkenswert sind die Vocals von Levi Stubbs, der hier aus dem perfekt gesungenen samtweichenem Soul ausbricht und beinah in ein Schreien übergeht, was laut Stubbs ein bewusster "shout out to Dylan" war.


29. Past, Present And Future von The Shangri-Las

Obwohl Girl-Group-Songs normalerweise einem recht strikten Format folgen, sind ausgerechnet die Shangri-Las als eine der größten Girl-Groups aller Zeiten für einige der ungewöhnlichsten Singles der 60er verantwortlich. So besteht "Past, Present & Future" eigentlich nur aus Spoken Word Lyrics, die mit dem gespenstischen "At the moment it doesn't look good / At the moment it will never happen again / I don't think it will ever happen again" enden und musikalisch aus Beethovens "Mondscheinsonate".
Ein Trick, den sich ein halbes Jahrhundert später übrigens Glasvegas auf ihrem Debütalbum in "Stabbed" geliehen haben. Angesichts der Girl-Group-Harmonien in Songs wie "Daddy's Gone" bin ich mir sicher, dass die Schotten hier exakt diese Shangri-Las-Vorlage im Kopf hatten.


30. Train Song von Vashti Bunyan

1966 veröffentlichte die Britin Vashti Bunyan ihr Hush-Hush-Folk-Lied "Train Song", vier Jahre später zu allgemeiner Ignoranz ihr Debütalbum und beendete dann im Grunde mangels Resonanz ihre Karriere. Erst zu Beginn der 2000er wurde Bunyan wiederentdeckt und "Train Song" erntete die verdiente Anerkennung. Simpler, hervorragender Psych-Folk.


31. Hey Joe von Jimi Hendrix

Hendrix, Marley, Morrisson - die drei Ikonen der Studentenzimmerwände, so durchgenudelt dass sogar das Frank Zappa auf dem Scheißhaus Bild daneben einen frischen Wind brachte! That said, mit den Jahren beginne ich zumindest die Faszination für Hendrix mehr zu verstehen, ist sein psychdelisches Gitarrenspiel doch gerade in den letzten zehn Jahren ein unbesungener Einfluss für die Tame Impala Generation gewesen (als Tame Impala noch gut waren).


32. You're Gonna Miss Me von 13th Floor Elevators

Nachdem die erste Minute des ersten (und einzigen Hits) der 13th Floor Elevators noch wie ein typischer Garage-Rock-Song klingt und kurz vor der Minutenschwelle den Refrain einbaut, bricht bei 1:01 auf einmal die Instrumentierung zusammen, Roky Erickson klingt noch beängstigender als sonst ("I gave you a warning"), die Sonne geht leicht auf ("you are gonna wake up wondering"), Erickson antwortet "I'm not coming home", Mundharmonika-Freakout, Song zu Ende. Wow.


33. All Or Nothing von Small Faces

Bevor Rod Stewart und der spätere Rolling Stone Ron Wood bei den Faces einstiegen, hatten sie noch das "Small" im Namen und waren eine der zentralen Mod-Bands. Meine liebsten Small Faces Songs sind gleich vom Beginn ihrer Karriere, als sie noch richtig britisch klangen, aber dennoch den amerkanischen R&B schon stärker in ihr Werk integrierten als beispielsweise die Kinks oder The Who. Die großen beiden Songs sind "All Or Nothing" und "My Mind's Eye", beide 1966 veröffentlicht.


34. Going All The Way von The Squires

"Going All The Way" ist die einzige Single, die die amerkanische Garage-Rock-Band The Squires aus Conneticut je veröffentlichte und damit sind die Squires ein gutes Beispiel für diese verrückte Zeit in der amerkanischen Rockmusik, als etliche Bands wenige Songs veröffentlichten, die zumeist von der Öffentlichkeit ignoriert wurden und erst ein Jahrzehnt später im Zuge der Punk-Explosion ihre berechtige Anerkennung erfuhren, als sie in den 70ern auf Trüffelschwein-Compilations wie den "Nuggets"-Episoden oder - wie hier - dem "Pebbles"-Sampler wiederentdeckt wurden.


35. Season Of The Witch von Donovan

In seiner Struktur ein ungewöhnlicher Song, was wohl der Grund war, dass "Season Of The Witch" bei aller heutigen Bekanntheit damals tatsächlich nicht als Single veröffentlicht wurde. Wie im 1968er Hit "Hurdy Gurdy Man" vereint Donovan Singer/Songwriter-Folk mit psychedlischer Instrumentierung.



37. With A Girl Like You von The Troggs

Direkt nach ihrem Debüt mit der US-#1-Hitsingle "Wild Thing" (Jüngeren von Euch sicherlich als Highlight der deutschen Comedy-Crossover-Hochphase in der Version von Mr Ed Jumps The Gun bekannt!) veröffentlichte die englische Band The Troggs "With A Girl Like You", was mit seinem hypermelodiösen "Ba ba ba ba bah ba ba ba ba"-Refrain sowohl in England als auch Deutschland noch erfolgreicher war als der Proto-Garage-Rock von "Wild Thing" - dank dem US-Kritiker-Ikone Lester Bangs die Troggs auch als die "Ahnen von Punk" bezeichnet hatte.









































Filme des Jahres 1966

Liste von Lassie

1. The Good, The Bad & The Ugly

Aufgrund meiner Vorliebe sowohl für Italo-Western als auch für Clint Eastwood, insbesondere aber für Sergio Leone ist es nicht verwunderlich, dass nach "Für ein paar Dollar mehr" im Jahr zuvor nun auch der letzte Teil der Dollar-Trilogie auf meiner Pole Position landet.
Zum Glück war er hier in der Datenbank mit dem internationalen englischen Titel verzeichnet und nicht unter dem idiotischen deutschen Titel "Zwei glorreiche Halunken", der nicht nur das alberne Wort "Halunken" gebraucht, sondern vor allem auch einfach mal einen Protagonisten unter den Tisch fallen lässt.
Ansonsten bietet der Streifen alles, was ein guter Film braucht: starke Hauptdarsteller (wobei hier insbesondere der extrem lässige Eastwood und der diabolische Lee van Cleef - in der englischen Version paradoxerweise mit dem grandiosen Namen "Angel Eyes" versehen - brillieren), sensationelle Musik (Meister Morricone übertrifft sich hier selbst, indem er im Theme jedem Protagonisten ein eigenes musikalisches Element zuweist: Flöte für den Blonden, Okarina für Sentenza und Gesang für Tuco), tolle Landschaftsaufnahmen und natürlich eine spannende Handlung mit zahlreichen Wendungen, die schließlich in einem phänomenalen Mexican Standoff - und nicht einmal hier nimmt der Blonde die Zigarre aus dem Mundwinkel -ihren Höhepunkt findet. Auch die für die Handlung eigentlich nicht notwendige Bürgerkriegsszene mit dem volltrunkenen Captain (der in der deutschen Kinoversion passenderweise von Harald Juhnke synchronisiert wurde!) hat ihren Charme.
Mit meinen Lobeshymnen befinde ich mich übrigens in sehr illustrer Gesellschaft, da selbst Quentin Tarantino "The Good, the Bad and the Ugly" als seinen Lieblingsfilm bezeichnet hat, zumindest, wenn man dem deutschen Wikipedia-Eintrag Glauben schenkt.


2. Django


Liste von Christian_alternakid

1. Blow Up

In vielerlei Sicht ein Meilenstein der Filmgeschichte. Michelangelo Antonioni fängt hier (als Italiener!) den Spirit der Swinging Sixties besser ein als irgendjemand sonst, lässt die Yardbirds in einer Szene auftreten (weil The Who zu teuer waren!) und verknüpft ein existentialistisches Drama mit einem Hitchcock'schen Krimi-Plot, das genauso fesselt wie verunsichert.
*Der* 60ies Film überhaupt, ein Film gewordenes Pop-Art-Meisterwerk des Existentialismus!


2. Der Mann, der zweimal lebte

Sehr guter, sehr weirder Paranoia-Thriller von John Frankenheimer, der bereits einige Jahre zuvor das Referenzwerk in diesem Genre, „The Manchurian Candidate“, gedreht hatte, was aber von "Der Mann, der zweimal lebte" noch überragt wird.

Sowohl die Optik (Fischaugenkamera!) als auch die rätselhafte Geschichte sind deutlich verstörender und bei der mittig stattfindenden dyonisischen Orgien-Sequenz kann man Spuren der gerade beginnenden Counter Culture herauslesen und eine Vorwegnahme der kultischen „Wicker Man“ – Elemente sehen. Drumherum zeigt Frankenheimer einen kühlen, rätselhaften Paranoia-Film über eine mögliche Geheimgesellschaft und stellt ständig die Frage nach Identitäten. Die faszinierende Kameraarbeit arbeitet stark mit Weitwinkel-Objektiven, die eine halluzinatorische Wirkung erzeugen.

Verblüffend, dass solche Filme in den Mitt60ern mit großen Stars (Rock Hudson!) und etablierten Regisseuren möglich waren! Wer Paranoia-Thriller mag, muss „Seconds“ schauen.

"Seconds" hat übrigens eine der besten Film Trivia ever:
"Seconds became known for its connection to the Beach Boys' Brian Wilson. The story, which originated in the October 1967 magazine article "Goodbye Surfing, Hello God!", goes that when he arrived late to a theater showing of Seconds, he appeared to be greeted with the onscreen dialogue, "Come in, Mr. Wilson." He was convinced for some time that rival producer Phil Spector (one of the film's investors) was taunting him through the movie, and that it was written about his recent traumatic experiences and intellectual pursuits, going so far as to note that "even the beach was in it, a whole thing about the beach." He later cancelled the Beach Boys' forthcoming album Smile, and the film reportedly frightened him so much that he did not visit another movie theater until 1982's E.T. the Extra-Terrestrial."


3. Der junge Törless

Für mich eine der besten Literaturverfilmungen der Geschichte: Völker Schlöndorff nimmt Robert Musil "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" und setzt ihn im gegenkulturellen Gestus der 60er um, so dass Musils Buch genau 60 Jahre nach Erscheinen eine fast unwirkliche Modernität annimmt. "Törless" ist ein Aufschreien gegen Autorität, ein lautes Ja zum Ich und zum Anderssein. Kein Jahrzehnt als die 60er hätten sich besser für eine Verfilmung geeignet.


4. Jimmy Orpheus

Der erste (halbe) Spielfilm von Roland Klick erzählt von einem Wochenende eines proletarischen Drifters im Hamburg von 1966. Wunderbare schwarzweiß Bilder der Reeperbahn und ihrer Absteigen, ein sehr charismatischer, tobibamborschkehafter Klaus Schichan in der Hauptrolle und ein toller Soundtrack. Roland Klick ist wie der frühe Godard auf den Spuren des amerikanischen Genrekinos, mit nouvellevegue'schen Spielereien, aber ohne Verkopftheit: Es passiert nicht viel und doch will Jimmy Orpheus alles, und zwar jetzt. Und das ohne Grund.

This is Jimmy Orpheus / he's got no cause to run
Working just for whiskey / living just for fun
Got no message for the world
He doesn't care for idle talk


5. Masculin - Feminin oder: Die Kinder von Coca Cola

Würde man Godards Karriereverlauf - vom Ikonoklasten zum berühmtesten Regisseur der Welt hin zum Radikalen, zum Sichselbstverschwinder - nicht kennen, man könnte "Masculin, Feminin" für das wilde Erstlingswerk eines später Großen halten. Aber das Gegenteil ist der Fall, "Masculin, Feminin" markiert mehr das Ende der großen Godard-Phase, in der er das Kino neu erfand, aber noch innerhalb seiner Strukturen blieb. In "Masculin, Feminin" dagegen zeichnet sich schon der Weg ab, den Godard nun gehen würde - kompromissloses Kino, mehr Agitprop als Arthouse wie in "Week-End" bis er in seinen Groupe Dziga Vertov - Werken als Auteur hinter dem Willen zur Revolution verschwand.

"Masculin, Feminin" hat vielleicht auch deshalb den Effekt, mehr im Nachhinein zu wirken als wirklich im Anschauen Vergnügen zu bereiten, zu zerrissen und abstrakt ist Godards Geschichte in 15 Akten über einen jungen Mann, eine junge Frau und ihre Clique. Chantal Goya spielt die typische Anna Karina - Rolle mit größerer Naivität und Jean-Pierre Leaud gibt seinem Paul ("un homme instable") die nötige Hybris mit.

Es bleiben mehr einzelne Sätze ("We control our thoughts which mean nothing, and not our emotions which mean everything.") und verschiedene Szenen im Gedächtnis als ein ganzer Film. Auch wird mir nicht wirklich klar, worauf Godard abzielt, außer eine Art Meta-Film über die Nouvelle Vague, seine Karriere und das Kino zu machen:

"We' went to the movies often. The screen would light up, and we'd feel a thrill. But Madelrine and I were usually disappointed. But Madeleine and I were usually disappointed. The images were dated and jumpy. Marilyn Monroe had aged badly. We felt sad. It wasn't the movie of our dreams. It wasn't the total film we carried inside ourselves. That film we would have liked to make, or more secretly, no doubt, the film we wanted to live."


Favourite Fun Fact:
The film was shot in Sweden. Ingmar Bergman, not being a fan of Jean-Luc Godard, found out about the film, went to go and see it and called it "a classic case of Godard: mind-numbingly boring".


6. The Wild Angels

Eines der legendärsten B-Movies aus Roger Cormans Filmfabrik. "The Wild Angels" ist ein Outlaw-Biker-Film, der wirklich alles hat, was man bei diesem Genre erwarten kann: eine geile Tagline "Their credo is violence, their god is hate", einen der ganz großen Filmsongs des Jahrzehnts (Dave Allan & The Arrows mit "Blues' Theme"), Peter Fonda, Nancy Sinatra und Bruce Dern in den Hauptrollen, einen Sarg mit Hakenkreuz und natürlich die berühmte Rede von Fonda als Heavenly Blues (was! für! ein! Rollenname!), die von Primal Scream für "Loaded" gesampled wurde und als das Vater Unser der Counter Culture gelten darf:

Just what is it that you want to do?
We wanna be free
We wanna be free to do what we wanna do
And we wanna get loaded
And we wanna have a good time
That's what we're gonna do
(No way, baby, let's go!)
We're gonna have a good time
We're gonna have a party

Leonard Maltin urteilte: "OK after about 24 beers" und wer wäre ich, würd ich hier widersprechen!


7. Persona

Selbst für Bergman-Verhältnisse einer der schwer zugänglichen Filme, aber als rätselhaftes Essay über Identität endlos analysiert und mit der berühmten "Verschmelzungs-Szene" filmisch auch heute noch eine Referenz. "Persona" wurde der "Mount Everest der Filmanalyse" genannt und hat Filmhistoriker Peter Cowie zum Bonmot "Everything one says about Persona may be contradicted; the opposite will also be true" geführt. Der Einfluss auf David Lynch ist nicht zu übersehen.


8. Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert

Unverständlich, warum Will Tremper praktisch aus den Filmerinnerungen getilgt ist, war er doch mit "Die Endlose Nacht" und eben "Playgirl" einer der ersten deutschen Regisseure, der den spielerischen Regelbruch der Nouvelle Vague in Deutschland umsetzte. "Playgirl" ist darüber hinaus ein Showcase für Eva Renzi, die hier einen Wirbelwind und eine Femme Fatale spielt und diesen Film owned.


9. Der Glückspilz

Einer der großen Walter Matthau / Jack Lemmon - Filme und neben "The Apartment" und "Some Like It Hot" wichtigster Eintrag in Billy Wilders beeindruckende Filmographie. Matthau gewann für "The Fortune Cookie" seinen einzigen Oscar. Das Lexikon des Internationalen Films schreibt: „Eine brillant inszenierte hintergründig-schwarze Komödie, die Geldgier, Dummheit, Scheinheiligkeit und Vorurteile attackiert und erst mit dem (nicht unbedingt motivierten) Ende Menschlichkeit und Freundschaft über Beutelschneiderei und Rechtsverdrehung siegen läßt. Hervorragend gespielte, intelligente Unterhaltung, getragen von sarkastischem Witz.“


10. Das Geheimnis des Dr. Z

Entgegen meiner Erwartung ist Jesus Francos "Das Geheimnis des Dr. Z" gar nicht trashig (abgesehen vielleicht von der grundsätzlichen Trashiness der eher unklar erzählten Dr. Frankenstein - Variation im Zentrum der Geschichte), sondern schwarz-weiß elegant in tolle Bilder gekleidet. Gerade Kostüme und Settings sind stark, die Aufnahmen mit ihrem maximalen Kontrast beinah expressionistisch und Georges Franjus Horrorklassiker "Les yeux sans visage" nicht unverwandt.
Eine doch recht unbekannte, vergessene Perle.


11. The Good, The Bad & The Ugly

Deutlich besser als "Für eine Handvoll Dollar", aber für meinen Geschmack mit gut 3 Stunden dann doch überlang.
Die Bilder sind fantastisch, der Showdown tatsächlich faszinierend (und viele Male schlechter kopiert), aber die Groteskheit des Civil-War-Settings, die Unzugänglichkeit aller drei Protagonisten und die doch etwas zu häufigen Deus-Ex-Machina-Momente und Zufälle (meine Güte, das Land, das Leone zeigt, ist ja nun wirklich fucking weit, aber dennoch laufen sich alle ständig gegenseitig über die Füße!) machen mich dann doch zu einem der Wenigen, der hier nicht höchsten Lobpreis singt.


12. Tokyo Drifter

"Tokyo Drifter" ist ein Yakuza-Film, den Seijun Suzuki in subversivem Protest gegen sein Studio zur existentialistischen Farbenexplosion ummodellierte und der deshalb vor allem über seine Schauwerte funktioniert. Zuweilen wirkt "Tokyo Drifter" als wäre Melvilles "Le Samourai" (erst ein Jahr später gedreht!) in einen Farbeimer gefallen. Inhaltilch muss man mit den verqueren Ehrenkodices der Yakuza klar kommen, um überhaupt den Fortgang der Handlung oder die Motivation der Charaktere zu verstehen, weswegen mich abgesehen vom fantastischen Look "Tokyo Drifter" emotional auch nie erreichen konnte.


13. Alfie

"Alfie" ist drei Jahre vor "The Italian Job" und fünf vor "Get Carter" der Film, der Michael Caine auf die Karte der FIlmgeschichte setzte. Alfie - und damit Caine - ist ein Charmeur und Schlawiner, ein Casanova und Rumtreiber. Nicht alles an "Alfie" ist gut gealtert, sicherlich ist das Frauenbild gleich in mehrfacher Hinsicht heute nicht mehr nachvollziehbar, aber der Charme von Caine und das London der 60er bleibt.


14. Fahrenheit 451

Francois Truffauts Adaption von Ray Bradburys dystopischem Roman war Truffauts erster Farbfilm und hat in seinen Farbmalereien auch seine größten Stärken.


15. Ein Mann zu jeder Jahreszeit

Der Oscargewinner von 1967 und fünfterfolgreichster Film des Jahres 1966 ist ein aus heutiger Sicht etwas staubiges Kostümdrama um Henry VIII. versus Thomas More vor dem Hintergrund der Scheidung von Henry mit Catherine von Aragon und neuerlicher Heirat mit Anne Boleyn, was zum Zerwürfnis der britischen Krone mit der katholischen Kirche führte.

"Ein Mann zu jeder Jahreszeit" ist durchaus unterhaltsam, leidet aber daran, dass seine Hauptfigur Thomas More ein solcher Saubermann ist, dass Meister Propper dagegen wie eine Drecksau wirkt. Paul Scofield spielt seinen Thomas More mit leidender Ernsthaftigkeit, was aber 1967 für einen Oscar als bester Schauspieler reichte - die viel interessantere Figur ist dagegen der von Robert Shaw gespielte Henry VIII. (immerhin: Oscarnominierung), dessen Gefühlsschwankungen man nie recht einordnen kann und der so vielschichtiger wirkt als Scofields More.


16. Sword Of Doom

„Ebenso bitteres wie blutiges Samurai-Drama, das längst zum Klassiker des Genres geadelt wurde. Furiose Schwertkämpfe, eine überwältigende Kameraführung und die Ahnung vom Verlust eines Lebens in Ehre verdichten sich zum packenden Porträt eines Mannes und einer Zeit, die glaubt, ihrer Zukunft verlustig geworden zu sein.“
– Lexikon des internationalen Films


17. Ride in the Whirlwind

Ein Counter-Culture-Film im Kleid eines Westerns: Jack Nicholson, der auch das Drehbuch geschrieben hat, als von den Autoritäten unschuldig verfolgter Cowboy, der sich des Ganovens Harry Dean Stanton erwehren muss.


18. Jahrgang 45

Vom italienischen Neorealismus beeinflusster DDR-Film, der letztendlich dort nie erscheinen durfte, da er der Staatsführung die beneidenswerten Seiten eines Lebens in der DDR-Diktuatur zu wenig goldglänzend hervorhob.

Aus heutiger Sicht lässt einen dieser Bann schon wundern, wirkt "Jahrgang 45" auf den ersten Blick wirklich nicht wie ein BIlderstürmer, sondern erzählt seine Geschichte einer Scheidung und eventuellen Wiederversöhnung eines jungen Paares im Prenzlauer Berg mit schlichten, unaufgeregten Szenen. Anscheinend waren aber die echt wirken Sequenzen in den grauen Straßen und den noch nicht fertig gebauten Hochhäusern schon genug, um den Osten in ein schlechtes Licht zu stellen.

Das ist auch deshalb schade, weil gerade diese Szenen die größte Stärke des Films sind: immer wenn "Jahrgang 45" in die Jugendkultur der Mitt60er abtaucht und vorsichtig ein BIld von Driftern und Halbstarken zeichnet, lebt er auf. Wohingegen die zentrale Entliebegeschichte wenig Eindruck hinterlässt und bestenfalls auf der Subtext-Ebene des Driftens auch in Herzensdingen von Belang scheint.


19. Wie klaut man eine Million?

Etwas zu sehr auf der augenzwinkernden Seite gelagerte Heist-Komödie mit einem tollen Peter O'Toole, aber einer zu überzogen spielenden Audrey Hepburn. Leidlich unterhaltsam, aber kein großer Wurf wie beispielsweise "Charade".


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