Jahresrückblick 2009, Teil 06: Fußballspiel des Jahres

09.12.2009 | 4 Kommentare | motorhorst

Drei Partien, die mich aus völlig unterschiedlichen Gründen mitnahmen und dieses wunderbare Spiel zu solch einer besonderen Sache machen.
10.10.2009 SpVgg Bayreuth - SpVgg Weiden 1:2
Der Ausgang des Spiels war natürlich beschissen, aber die 90 Minuten bis dahin die vielleicht emotionalsten der ganzen Saison.

Im Pokalheimspiel gegen den Regionalligisten aus dem oberpfälzischen Hoffenheim, die SpVgg Weiden, war auf dem Papier natürlich eine klare Sache für den gefühlten Landesligisten. Jedoch hatten wir ja bereits im Vorjahr einen klassenhöheren Verein aus dem Pokal gekegelt, den gefühlten Landesligisten und Fusionsverein FC Eintracht Bamberg.

Auch dieses Mal hielten wir gegen den - zu Großteilen aus Ex-Spielern und dem Ex-Trainer aus besseren Bayreuther Tagen bestehenden - Gast gut mit. Natürlich glaubte einmal mehr ein Schiedsrichter, dass seine Aufgabe nicht das Leiten sondern eher das Beeinflussen des Spiels gewesen wäre, aber über solche Details, die man in der Bayernliga ja jede Woche erleben darf, regte sich kaum noch jemand auf.

Nach dem 0:1 in der 65. Minute kann man eine Partie gegen eine höherklassige Mannschaft meist aufgeben, doch der beherzte Kampf der Oldschdod wurden Minuten vor Schluss mit dem verdienten 1:1 belohnt. Der Torjubel, die Bierduschen, die Extase auf den Rängen, genau das ist der Grund, warum wir uns das immer wieder antun und bleibt bis heute unvergessen.

Dass in der letzten Minute ausgerechnet ein Ex-Spieler, der hier nie Leistung bringen und mithalten konnte, das 1:2 markiert war natürlich bitter. Dass sein einziger Jubel darüber aber darin bestand, zu unserem Fanblock zu rennen und seinen ganzen Hass und seine Verachtung gegenüber den Heimfans mit Obszönitäten und Beleidigungen zu demonstrieren, wog das Ganze aber natürlich wieder auf: So ein Sportsmann kann überhaupt nicht und nichts gewinnen.


06.11-2009 St. Patricks Athletic - Shamrock Rovers 1:0
Dieses Spiel widersprach eigentlich allen meinen Fußballgewohnheiten, da es bisher immer so war, dass ich bei Spielen, in denen ich nicht eindeutig für eine Mannschaft sein konnte, nie wirklich den Bezug zum Spiel bekam. Hier schlugen wir uns aber auch auf die Seite der Heimmannschaft, die durch einen Sieg im letzten Spiel der Saison den Klassenerhalt sichern konnte. Da wir bereits 2 Stunden vor Spielbeginn in der Stadionkneipe ankamen, blieb auch genug Zeit die Atmosphäre richtig aufzunehmen: Wie die Fans, junge Ultras und Ältere, kahlrasiert, mit wenig Zähnen im Mund und einem Trikot, das sich gerade noch so über den Bierbauch spannt, langsam die Gaststätte füllten. Über allem thronte der Schriftzug des Vereins über dem Tresen und wenn man zum Fenster hinaus schaute, sah man bereits das von Flutlicht erleuchtete Spielfeld.

Das Spiel selbst war auf den Rängen so, wie man es sich erhofft hatte: Pyrotechnik, vor allem bengalische Feuer begleiteten den Einlauf der Mannschaften, Anfeuerungen und Schmähgesänge von einem Fanblock zum Anderen und selbst die Tribüne gab hier gut Gas und sprang gerne mal auf, wenn sich ein gegnerischer Spieler dorthin wagte.

Auf dem Platz wurden alle britischen Klischees erfüllt, da steht Irland der anderen Insel in nichts nach: Körperbetontes, aber dennoch immer faires Spiel und dazu ein Schiedsrichter, wie man ihn sich in den kühnsten Träumen z.B. in der Bayernliga wünscht. Ich glaube, in der 30. Minute musste er zum ersten Mal wegen eines Fouls eingreifen. Aber auch nach diesem Foul stand der Gefoulte sofort wieder auf und spielte nicht das sterbende Schwein, wie es bei uns zum guten Ton gehört.

Vom Zuschauerzuspruch und Spielniveau war die Partie übrigens mit ca. dritter bis vierter Liga in Deutschland zu vergleichen.

Der Spielausgang spielte uns zudem natürlich in die Hände. Der Schlusspfiff, dem ein Platzsturm der einheimischen Fans (inklusive weiterer Bengalos auf dem Spielfeld) folgte, war leider der letzte emotionale Höhepunkt. Für die anschließenden Siegesfeiern inklusive Tanztee-DJ in der Stadiongaststätte haben wir uns allerdings geschämt. Da wird glaube ich jedes 0:0 gegen Schalding-Heining bei uns exzessiver begossen. Natürlich konnte aber auch das nicht den tollen Eindruck von diesem Abend schmälern.


08.12.2009 Juventus Turin - FC Bayern München 1:4
Die Vorzeichen für dieses Spiel waren relativ klar: Entweder würde es der Fußballabend des Jahres werden oder quasi der Sargdeckel auf eine ziemlich beschissen laufende Saison sein. Nach Ewigkeiten also mal wieder ein Spiel, bei dem es für Bayern um etwas geht und in entsprechend freudiger Erregung saß man dann schon eine gute Stunde vor dem Spiel nervös in der Kneipe. Obwohl das Spiel ähnlich wie das Hinspiel lief, bei dem Bayern scheinbar mehr vom Spiel hatte (was damals eher einem Nicht-Wollen bzw. dem unbedingten Willen zum Unentschieden bei Turin geschuldet war), war die Hoffnung groß, dass es heute das "Wunder von Turin" gab. Und nach etlichen Chancen und Eckbällen sah das Drehbuch die Storyline vor, die jedes große Drehbuch eines typischen Comeback-Films begleitet: Turin macht ein großartig heraus gespieltes und eiskalt verwandeltes Tor.

Wenn in solch einer Situation der Torwart einen Elfmeter schießen soll, dann will man entweder ein Zeichen setzen oder macht sich unter Umständen vor Komplett-Europa lächerlich. Oder man hat keinen anderen verlässlichen Schützen. Jedenfalls ging diesmal alles gut und in der zweiten Halbzeit folgte ausnahmsweise mal ein Happy End. War ja auch wichtig für den deutschen Fußball.

An dieser Stelle ein wenig Geheiminformation für alle Bayern-Hasser, die dann in der Champions League immer zu "Wir sind ja alle Deutsche"-Fans werden: Wir Bayern-Fans scheißen auf die Uefa-Fünfjahreswertung. Ob nämlich der Siebte oder Achte in den Uefa-EuropaLeague-TeenieJeans Cup kommt und so auch mal Nürnberg, Kaiserslautern oder die SpVgg Ansbach nach Kasachstan, Malta oder Island reisen darf, interessiert uns einfach nicht. Weil wir sowieso immer dabei sind und sich die Fernsehgelder halt auch besser durch 1 teilen lassen und trotz Herz, Leidenschaft, tollem Kampf für allen anderen Bundesligatruppen eh nach der Gruppenphase Sense ist. Ja, hart, aber sieht halt leider so aus, Fritz!

Eine Extra-Empfehlung, wenn man mal Fußball auf SKY schauen muss, ist das Römer-Bierstüberl in der Von-Römer-Straße. Durch die Bank nur Bayern-Fans (vom Griechen mal abgesehen, aber der darf in Zukunft auch nicht mehr mit), was eine willkommene Abwechslung gegen die Baseball-Käppi-tragenden Studentla, die Werder Bremen anhimmeln und sich am Radler veschlucken, die man sonst so in Fußball-Guck-Kneipen ertragen muss, darstellt. Hier wird man schon wegen eines grünen T-Shirts dumm angeschaut und -labert und später aber dann schön mit Bier und Schnaps angestoßen, wenn man durch den dicken Nebel aus Zigarettenrauch noch jemanden erkennen kann. Urig.
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Kommentare

Mindcrawl am 10.12.2009 um 01:53 Uhr:

http://www.footytube.com/video/tottenham-hotspur-v-wigan-athletic-28025

Dr. Lukas am 12.12.2009 um 00:55 Uhr:

Ich habe im Europapokal nie zu Bayern gehalten. Aber gefeiert im Mai 1999.

Statiker am 12.12.2009 um 16:48 Uhr:

Nur noch fünf!...

Benny am 21.12.2009 um 13:05 Uhr:

was ist mit:

1.FC Nürnberg - SC Freiburg 0:1

das war ganz großer sport...


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