Ganz tief unten 004 - Filmmusiken, Musikfilme

29.04.2008 | 0 Kommentare | motorhorst

Tracklist und Erläuterungen
Zum vierten Mal insgesamt, aber zum ersten Mal im Sommersemester 2008 hieß es gestern abend wieder "Ganz tief unten" auf schalltwerk.org. Thema der Sendung von Horst Motor waren Musikfilme und Filmmusiken, also Schnittstellen zwischen Musik und Film in den unterschiedlichsten Ausprägungen.

Den Auftakt machte Clint Mansell mit einem Track aus Pi, gefolgt von einem Song aus einem der großen Musikfilme der 90er, Singles. Dieser fing den Grunge-Boom zu einer Zeit relativ gut ein, in dem dieser in den USA gerade durch die Decke ging. Neben Non-Album-Tracks von Pearl Jam, Soundgaren und dem ersten und gleichzeitig letzen guten Solo-Stück Chris Cornells (Seasons) kam im Film selbst sogar ein kurzer Demo-Schnipsel von Soundgardens "Spoonman" vor, welches erst 2 Jahre später offiziell erschien.

Ebenfalls ein Sammelsurium aus Musikern findet man in Todd Haynes Velvet Goldmine von 1998, bei dem er noch das Pech hatte, dass David Bowie seine Songs nicht in dem Film haben wollte, weswegen lediglich der Titel des Films (B-Seite von Bowie) an den, relativ unverblümt von Jonathan Rhys Meyers gespielten Brian Slade (mit dem Bowie gemeint war) erinnert. Der Film strotzt vor Anspielungen (die Band Venus in Furs hat ihren Namen von einem Velvet Underground-Song) und bekannten Musikern in Cameo-Rollen (Venus in Furs bestehen aus Radiohead, Suede und Roxy Music, während die Wylde Rattz, die filmische Version der Stooges, von Mitgliedern von Sonic Youth, Minutemen, Gumball, Mudhoney und eben den Stooges dargestellt werden). Der gespielte Song ist eine T.Rex-Coverversion von Placebo, bzw. im Film den "Flaming Creatures".

Zwei Stücken von Juliette Lewis (Born Bad aus "Natural Born Killers" und Hardly Wait aus "Strange Days") folgte aus weitere Episode von "Schauspieler spielt Musiker und singt auch selbst" aus der Johnny-Cash-Biographie Walk The Line "Get Rhythm".

Als Beispiel eines Soundtracks, der seinen Namen wirklich verdient, wird dann der Natural Born Killers-Soundtrack von Trent Reznor. Über 70 Musikstücke wurden im Film verballert, teilweise nur ausschnittsweise, mit Dialog kombiniert oder aus mehreren Songs zusammengestückelt. Exemplarisch dafür "Sex Is Violent", welches aus Dialog, "Ted Just Admit It" von Jane's Addiction und "I Put A Spell On You" von Dimanda Galas zusammengebastelt wurde.

 
Musiker stellen einen Soundtrack zusammen
  • Trent Reznor - Natural Born Killers
  • Kimy Dawson - Juno
  • Trent Reznor - Lost Highway
  • Billy Corgan - Spun
 


Wir streifen kurz die Vielzahl überflüssiger 90er Jahre-Filme, die mit ebenso überflüssigen Soundtracks aufwarten, von denen nur ein Bruchteil auf Dauer hörbar war und die eher den Zweck verfolgten, die Bands zu pushen, als wirklich zum entsprechenden Film zu passen (vgl. The Crow, Demon Knight, Judgement Night, Spawn, Romeo And Juliet uvm.).

Aus der Zeit als Johnny Cash noch uncool und U2 für ganz kurze Zeit cool waren stammt deren Kollaboration "The Wanderer", welches Wim Wenders in "Faraway So Close" verwendete.

 
Musiker bestreiten den kompletten Soundtrack eines Filmes
  • Nick Cave - The Proposal
  • Neil Young - Dead Man
  • Björk - Selmasongs (Dancer In The Dark)
  • Dave Grohl - Touch
  • Sonic Youth - Demon Lover
 


Übergangslos sprach ich das Thema Musiker spielen als Schauspieler in Filmen mit, oft auch ohne Musikbezug was mich über David Bowie (Merry Christmas, Mr. Lawrence, Labyrinth, Prestige), Iggy Pop (The Crow 2, Tank Girl, Dead Man) und Tom Waits bezaubernden Renfield in "Bram Stoker's Dracula" zu Kim Gordon führte, die in "Last Days" die Managerin von Kurt CobainBlake spielt. Völiig aus dem Zusammenhang gab es hier "Superstar" von den Carpenters, in der Version von Sonic Youth zu hören...

...welches aber gleichzeitig der Einstieg in die Reihe "Neue Indie-Filme mit entsprechenden Soundtracks" brachte. Superstar als Beispiel für den Soundtrack zu Juno, einer eher gelungenen Version aus einer inzwischen unüberschaubaren Flut von Garden State, Thumbsucker und Little Miss Sunshine bis Hallam Foe.

Wesentlich schöner fängt ein gewisses Gefühl einer bestimmten Zeit der Original Sound Track zu Donnie Darko ein, wo man sich zwischen Tears For Fears, Duran Duran und den gespielten Echo & The Bunnymen ("The Killing Moon") sofort wieder in den wunderbaren 80ern wähnt.
In eine ganz andere Richtung, nämlich Songs zu spielen, die offenbar überhaupt nicht zum Film bzw. zur Zeit des Films passen, geht die Filmmusik zu "Marie Antoinette". Dort finden sich neben Vivaldi nämlich vor allem Post-Punk-Größen wie Gang Of Four, Bow Wow Wow und The Cure, IDM-Star Aphex Twin und sogar die Strokes wieder. Und das erstaunliche: Das passt wunderbar zu diesem Film, der durch den Soundtrack noch einmal eine Ebene höher befördert wird.
Wir hören einen Ausschnitt von "All Cats Are Gray" von The Cure.

Denn dann stelle ich schon fest, dass mir die Zeit entrinnt, wo ich doch noch die Top12 der zehn größten Momente der Film-/Musik-Geschichte präsentieren will. Deswegen musste an dieser Stelle leider "Tiny Dancer" von Elton John (was für eine Sendung, Pearl Jam, U2 und dann noch Elton John!) entfallen musste.

 
Top 12 der 10 besten Momente von Musik und Film
  1. Vanilla Sky - Mach die Augen auf (Everything in its right place)
  2. Sonnenallee - Eine Fake "Exile On Main Street" wird dem armen Ossi Stadlober vom bösen Wessi angedreht, doch er redet sich beharrlich ein, das wären die Stones (nach dem ersten Moment der Enttäuschung)
  3. Stuck in the Middle with you ("Ohr ab"-Szene in Reservoir Dogs)
  4. Generell die Musik zu Zidane - A 21st century portrait (Mogwai)
  5. Der Joy Division Drummer auf dem Dach in 24hr Party People
  6. More Than This von Bill Murray in Lost in Translation
  7. Rammstein (Heirate mich) in Lost Highway
  8. Dry The Rain in High Fidelity, vor allem in einer absolut unrealistschen Fassung (die lahmen zwei Minuten zu Beginn sind komplett ausgeblendet)
  9. Head Over Heels - Donnie Darko (beschwingte Musik zu einer oberflächlich heilen, aber bei genauerem Hinsehen kaputten High-School-Welt)
  10. What A Waster in Football Factory zu den Drogenexzessen bei der Auswärtsfahrt der Hooligan-Firma
  11. Tiny Dancer in Almost Famous als versöhnendes Element kurz nachdem sich die Band im Tourbus komplett zerstritten hatte
  12. Absolute Giganten wenn bei if only von Sophia die Musik hängt, genau wie Floyd es zu Beginn beschrieben hatte: "Es müsste immer Musik sein, bei allem was Du machst [...] und an der Stelle, wo es am schönsten ist, müsste die Platte springen und Du hörst immer nur diesen einen Moment."
 

Sowohl als Hommage an diesen Film und Moment so wie als kleinen Ausblick auf die Sendung am 12. Mai (005 - While Weilheim Rocks) gab es noch "Moron (Choc)" von The Notwist aus dem Absolute Giganten OST.

Aus Zeitgründen nicht gespielt werden konnten:
Iron And Wine - Such Great Heights (Garden State)
mosermeyerdöring feat. Jovanka von Willsdorf - Watching The Daybreak (alaska.de)

Leider musste ich auch den deutschen Film komplett außer acht lassen, hier wären sicherlich einige positive Soundtrackbeispiele zu nennen, neben manchen gründlich mißratenen (Soloalbum):
Absolute Giganten (u.a. The Notwist, Tocotronic, Laurent Garnier, Sophia)
Der Strand von Trouville (zusammengestellt von Thomas Wenzel und Frank Will)
und selbst Crazy (wegen Slut, Smog und Notwist und trotz Echt)
für Fans auch noch Berlin Babylon von den Einstürzenden Neubauten.

Ich habe zur Sendung eine kleine Kassettenmädchen-Kassette zusammengestellt, die man sich hier anhören kann.
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