1967 1969

1968

1968

Das vermutlich prägendste Jahr des 20. Jahrhunderts, dessen Zahl zum Symbol geworden ist, wartet erneut mit Klassikern auf, die wir gerne listen oder arrogant ignorieren.

Ein Jahr

Die Idee hinter dem Projekt Ein Jahr und generelle Diskussionen zu diesem Wahnsinn, gibt es hier.

Natürlich gibt es auch Hinweise, wie man selbst teilnehmen kann - wenn gewünscht.

Alben des Jahres 1968

Liste von motorhorst

1. White Light/White Heat von The Velvet Underground

Dieses Album war für mich immer "Sister Ray" und nicht viel dazu, allerdings vollkommen zu Unrecht. Allein "Lady Godiva's Operaiton" und "White Light/White Heat" sind ja ebenso top-notch und Bananen-Niveau, also: where were you? 1968 easily Platz 1.


2. Waiting For The Sun von The Doors

Viel besser als in meiner Erinnerung bzw. dem Hören in der ersten Begeisterung vor knapp 30 Jahren ("Brillant") und dem Nach-und-nach-verblassen durch die allgemeine Doors-Schlechtrederei, jenseits aller Vergötterung in Räucherstäbchenkreisen. Hier fehlt mir zwar der ganz große Song wie "Riders on the storm", "When the music's over" oder der Titeltrack, der aber eben nicht auf dieser Platte ist. "Waiting for the sun". Aber von "Love street" über "Not to touch the earth" bis "Spanish caravan" ist das Album doch voller (Nicht nur Doors-) Klassiker.


3. The Beatles von The Beatles

Aufgrund der schieren Fülle dieses Albums (30 Tracks, ey, was geht Alter?) ist es für mich unmöglich, hier zu einem vollumfänglich befriedigenden Ergebnis zu kommen. Zu oft halten mich hundertfach gehörte Songs (While my guitar.., Happiness is a warm gun, Helter Skelter) oder auch die, bei denen ich nicht weiß, ob ernst gemeint oder Quatsch (Ob-la-di ob-la-da, Wild Honey Pie) , davon ab, das konzentriert und wohlwollend komplett durchzuhören. Aber die pure Bandbreite an Styles und das Gespür für Melodien ist dennoch unvergleichlich. Nur finde ich trotz solcher Perlen wie das unverschämte "Revolution 9" (das Leute bestimmt immer an- und ganz schnell wieder ausmachen, weil sie eigentlich an "Revolution 1" dachten), dass sie 1968 nicht mehr so innovativ waren wie vergleichsweise bei Revolver.


Liste von Lassie

1. Waiting For The Sun von The Doors

Wie im Vorjahr erklimmen die Doors erneut den Thron für das beste Album und kommen damit mit ihren ersten drei Alben in meinen Rankings auf die formidable Ausbeute von zwei ersten Plätzen und einem siebten Platz.
Der dritte Streich der Westcoast-Truppe (einziges Nr.1-Album der Band in den USA, nachdem es für die beiden Vorgänger nur für die Plätze 2 bzw. 3 gereicht hatte) erreicht zwar nicht ganz die herausragende Qualität des Debütalbums (was auch verdammt schwer ist), kann aber dennoch als sehr gelungenes Opus bezeichnet werden, das sich durch enormen Abwechslungsreichtum auszeichnet. So finden sich neben Songs im typischen Stil der Band, auch eher poppige Klänge ("Hello, I Love You"), Balladen ("Love Street", "Wintertime Love"), das mit einem heavy Gitarrensolo aufwartende "Five To One" und sogar Flamenco-Anleihen ("Spanish Caravan").
Auf der Scheibe finden sich auch wieder mehrere hochklassige Songs, wobei hier "Hello, I Love You" (Nr.1 in den USA und Kanada), v.a. aber "Five To One" und "Love Street" - beide aus Jim Morrisons Feder - hervorzuheben sind.
Die gleichnamige Single "Waiting For The Sun", eine weitere Perle aus dem Doors-Oeuvre, fungiert kurioserweise nicht als Titeltrack, sondern erscheint erst auf dem 70er-Album "Morrison Hotel".


2. Blues Helping von Love Sculpture

Die große Überraschung in diesem Ranking stellt sicherlich Platz 2 für das Debütalbum der walisischen Combo Love Sculpture, die leider nur bis 1970 existierte und sich nach lediglich zwei veröffentlichten Alben auflöste, dar. Ihr Erstling bietet Blues auf höchstem Niveau und zeichnet sich vor allem auch dadurch aus, dass wirklich kein einziger schwächerer Song vorzufinden ist. Man kann die Scheibe einfach durchlaufen lassen und kommt knapp 42 Minuten lang durchgehend auf seine Kosten, woran das Ray-Charles-Cover "I Believe To My Soul" und "Summertime" (sehr geile Version des Klassikers!) besonders großen Anteil haben.
Zwar verlegte sich die Band hauptsächlich aufs Covern, aber das machten die Jungs ganz fantastisch!


3. Shades Of Deep Purple von Deep Purple

Bereits im Jahr 1968 und damit als erste Band des legendären Dreigestirns des frühen Hardrocks betrat Deep Purple mit seinem Erstling den Markt und war damit den beiden anderen Koryphäen Led Zeppelin und Black Sabbath zeitlich knapp voraus.
Der Gruppe, die sich damals noch mit Rod Evans statt Ian Gillan am Gesang und Nick Simper statt Roger Glover am Bass präsentierte, fehlte noch etwas die Härte der 70er-Jahre, doch in Anbetracht der damaligen Zeit lassen es die Engländer partiell bereits beachtlich krachen. Zudem zeigen die Herren Lord und Blackmore hier durchaus schon ihre musikalische Virtuosität. Ein klares Genre ist noch nicht erkennbar, dafür fällt das Album sehr vielseitig aus und bietet zahlreiche Tempowechsel.
Höhepunkt des Longplayers ist sicher der All-Time-Klassiker "Hush". Deep Purple verleihen dem ohnehin schon passablen Original des Singer-Songwriters Joe South mit ihrer Version noch einmal ganz neuen Glanz und katapultieren den Song qualitativ in eine völlig andere Liga (in die knapp 30 Jahre später auch Kula Shaker mit ihrer Version noch einmal aufsteigen sollten). Außerdem finden sich auf dem Album noch zwei interessante Coverversionen des Beatles-Songs "Help" und des vielgecoverten "Hey Joe".
Zwar erreicht das Debüt noch nicht ganz die Klasse der späteren, noch hardrockigeren Deep-Purple-Glanzphase, kann sich aber insgesamt durchaus sehen lassen und nimmt im Bandkatalog zweifelsohne einen wichtigen Platz ein.
































Liste von Christian_alternakid

1. Odessey And Oracle von The Zombies

Neben Loves "Forever Changes" vielleicht die schönste Platte, die das Baroque-Pop-Movement je hervorgebracht hat. Jeden Januar dieser so deprmierenden Corona-Jahre mag ich hoffnungsvolll "This Will Be Our Year" auflegen und kein Song wird jemals bessere "Ahh! Ahh!"s haben als "Time Of The Season". Letzterer, einer der wirklich allerbesten Songs der ausgehenden 60er, hat einen besonderen Platz in meinem Herzen, weil er im heute völlig vergessenen und damals verrissenen dänischen Film "Dear Wendy" von Lars von Trier und dem jungen, unbekannten, nochnichtoscargewinner Thomas Vinterberg eine so zentrale Rolle einnahm.


2. White Light/White Heat von The Velvet Underground

Was will man sagen? Das verstörende Album für all die, denen das verstörende, gefloppte erste Velvets-Album zu Pop war?
Bei diesem zweiten VU-Album gilt wohl auch heute noch: schwierige Geschichte, Lou & John!
Andererseits: der Titelsong ist praktisch "The Modern Age" der Strokes und jedes Album, das mit einem Monster wie "Sister Ray" endet, gehört in die ewigen Hallen jeder Rocknrollgeschichte.

P.S.: zumindest wenn man dem ersten großen Re-Release der Velvets in den 80ern glauben mag, ist mit "Stephanie Says" auch der vielleicht schönste, berührendste und ewigste Folksong von Lou Reed aus genau der Zeit dieses kompromisslosesten Albums* - nur eben nie auf "White Light / White Heat" inkludiert worden. In meinem Herzen gehört "Stephanie Says" - "The people all call her Alaska / Between worlds" - dennoch in diese Zeit.

*ok, yes. Lous "Metal Machine Music", wer liebt es nicht ;/


3. Music From Big Pink von The Band

Hat jemals eine Combo den Moment der "Closing Time" einer Kneipe und die Ewigkeit des Americana besser zusammengebracht?
"The Weight" als Jahrhundertsong bestimmt natürlich "The Big Pink", aber keine Frage: ohne dieses Album klänge die uramerikanische Musik des reichinstrumentierten, schunkeligen Country-Folk auf ewig anders. (klingt evtl. wie ein Diss, ist aber mit voller Hochachtung gemeint)


4. Sweetheart Of The Rodeo von The Byrds

Das Geile an den 60ern ist, dass eine Band wie The Byrds, die gleichermaßen ausrechenbar (Dylan-Cover) wie revolutionär (Erfinder von Folk-Rock) war, sich 1968 denkt:
Ganz gut, unser "Notorious Byrds Brothers" Album und eventuell machen wir nächstes Jahr auch aus dessen "Wasn't Born To Follow" den Counter Culture Hit überhaupt (ffw "EasyRider"). Aber irgendwie: auch immer allles gleich.
Und dann läuft Gram Parsons über den Weg und macht IM GLEICHEN JAHR aus den Dylan-Epionen und Folk-Rock-Erfindern The Byrds eine völllig andere Band, die Gruppe zu den ewigen Gottvätern des Alt.Country und setzt diese immer unterschätzte Band noch ein weiteres Mal auf ewig in die Historie der amerikamischen Musik. Ohne "Sweetheart Of The Rodeo" keine Bright Eyes. Just sayin'.

So schnell wie Gram Parsons gekommen war, ging er aber auch wieder: nach erneutem bandinternem Streit (siehe auch den Eintrag zum "Notorious Byrds Brothers"-Album auf #15) wurde Parsons rausgeschmissen und gründete in der Folge mit Chris Hillman, seinem Supporter im Ringkampf um die Byrds-Vorherrschaft, die Flying Burrito Brothers (die wir in der Bestenliste für 1969 wiedersehen werden!).


5. Astral Weeks von Van Morrison

Van Morrissons "Astral Weeks" ist nicht nur für ihn persönlich ein Meilenstein: nach seinen Anfängen mit Them als R&B-Coverband (siehe beispielsweise das hervorragende "It's All Over Now Baby Blue", #12/1966, vom "Them Again"-Album, #4/1966) und dem schunkeligen Blue-Eyed-Soul-Solo-Debüt "Brown Eyed Girl" (#39, 1967) nimmt der grummelige Ire mit "Astral Weeks" eine Platte auf, die so weit über seine bisherigen Veröffentlichungen hinausgeht, dass ihm ein richtig originäres Werk gelingt.
"Astral Weeks" verweigert sich Pop-Ideen, ist ausufernd und mäandernd, kommt nie wirklich auf den Punkt, sondern kreist von außen als Musik gewordener Stream Of Consciousness um seine Ideen.
Bei Veröffentlichung war "Astral Weeks" folgerichtig kommerziell nach dem Mega-Hit "Brown Eyed Girl" eine Enttäuschung, doch diese hier zum ersten Mal gehörte Mischung aus Van Morrissons R&B-Stimme mit folkiger Instrumentierung und strukturellen Jazz-Anklängen ist seitdem Stammgast in Listen der besten Alben aller Zeiten (#19 Rolling Stone, #3 Times, #10 Guardian, #68 NME, #2 Mojo , #3 Uncut).


6. The Beatles von The Beatles

Achtung, Ketzer-Warnung!
In der weit ausufernden Doppel-LP "White Album" steckt ein sehr gutes Single-Album mit starken Songs wie "Helter Skelter", "While My Guitar Gently Weeps" oder das Beach-Boys-Pastiche "Back In The USSR". Wer aber andererseits ernsthaft den Doppelschlag "Piggies" und "Rocky Racoon" verteidigen möchte oder "Ob-La-Di-Ob-La-Da" für gelungene cultural appropriation hält, werfe den ersten Stein auf mich.

Die Stärken des "White Albums" liegen auf der einen Seite in seinen folkig-verstörenden Liedern wie "Happiness Is A Warm Gun" oder "Sexy Sadie" und andererseits wie die Beatles in ihren lauten Songs beginnen, Blues-Rock-Einflüße einzubinden, die sich in ihren wilden Rocknroll-Songs der Anfangszeit noch nicht gefunden hatten. Hier ist natürlich "Yer Blues" zu nennen, aber vor allem eben das von McCartney als Antwort auf The Who geschriebene "Helter Skelter". Einer der ersten Hardrock-Song überhaupt.

Als ganzes Album überzeugt beim "White Album" vor allem die Produktion, die deutlich frischer ist als noch beim staubigen "Sgt Pepper", aber schlachtet mich: ich kann für dieses Album, das so sehr weiß, wie gut es ist, keine Liebe empfinden.


7. Françoise Hardy von Françoise Hardy

Francoise Hardys 1968er Album vereint neues Material mit Coverversionen von großen Werken wie unbekannteren Stücken.
Zu den bekannten Originalen zählen "Suzanne" (Leonard Cohen) und "Ou va la Chance" ("There But for Fortune", geschrieben von Phil Ochs für Joan Baez), aber mein liebster Francoise-Hardy-Track der Geschichte ist ihr Yé-Yé-Meisterwerk "Comment Te Dire Adieu", das 1966 ursprünglich ein heute vergessener Countrysong von Margaret Whiting war.
Mit dem von Serge Gainsbourg geschriebenen "L'Anamour" findet sich ein zweiter der All-Time-Hardy-Cuts auf diesem Album und sogar Hardys Ausflug in einen Swing-Band-Sound auf "Étonnez-moi Benoît...!" funktioniert erstaunlich gut.


8. Beggars Banquet von The Rolling Stones

Back to the Roots, Rolling Stones. Wobei: als Engländer entdecken sie hier wohl eher ihre Roots ganz neu für sich. Jedenfalls, ein Wasserscheiden-Album, das die Stones weg vom Beat bringt, for better or worse. Zwei ihrer allergrößten Songs (Sympathy & Street Fighting Man) finden sich auf diesem Album, aber "Sympathy For The Devil" gibt die Richtung vor, wohingegen "Street Fighting Man" stilistisch als Rückgriff erscheint.

P.S.: Mir als Ja,Panik-Fan sei angebracht: ich glaube, dass der Rolling Stones' "Dear Doctor" sich auch im 2021er Album der Gruppe Ja, Panik auf "The Cure" wiederfindet ("oh help me, please doctor" vs. "Doktor hilf mir, Doktor bitte. Doktor hilf mir, dass ich wieder rausgehen kann. Doktor please, ach Doktor bitte").


9. For The Sake Of The Song von Townes van Zandt

Das schöne Label "Outlaw Country" hängt um wenige Nacken besser als bei Townes van Zandt, der in den 70ern in einer Hütte ohne Elektrizität und Telefon hauste und seinen Lebensunterhalt hauptsächlich mit Gigs in Dive Bars bestritt. Van Zandt steht dabei genauso nah am Folk wie am Country, spielt erstaunlich feinfühlig Gitarre und hat natürlich einen etwas düsteren Ausblick auf das Leben wie sein bester Song "Waiting Around To Die" ahnen lässt. Im nächsten Jahr wird Townes van Zandt auf seinem selbstbetitelten, dritten Album vier Songs dieses Debüts - den Titelsong, "Waiting Around To Die", "Quicksilver Daydreams Of Maria" und "I'll Be Here In The Morning" - noch einmal aufnehmen und damit sein größtes Album veröffentlichen, doch auch das etwas unrundere und rauher instrumentierte Debüt ist für sich genommen schon ein Folk-Klassiker.


10. At Folsom Prison von Johnny Cash

Ein Irrtum der Musikgeschichte: nur weil Folsom Prison vor San Quentin war, gilt es auch als beseres Album. Stark die Idee, aber die (protopunkige, hasiladkinsche) Härte in San Quentin macht das dortige Gefängnis-Album natürlich NOCH größer. Aber dazu nächstes Jahr!
"Folsom Prison" ist als Idee trotzdem so unfassbar gut, dass es als Gutes unter Gleichen trotzdem jede Platzierung verdient.


11. Creedence Clearwater Revival von Creedence Clearwater Revival

Sorry, mein Fehler. Ich habe 20 Jahre gebraucht und dieses Restrospektiven-Ranking um zu verstehen, was "Suzie Q" für ein unfassbarer Song ist. Der Moment, in dem Southern Rock eigentlich erfunden wurde, aber eben mit einer Grooviness, die niemand jemals so gut wie CCR hinbekommen werden wird.
Shame to me, all hail to Creedence Clearwater Revival.


12. The Kinks Are The Village Green Preservation Society von The Kinks

Es ist schon kurios: kommerziell werden die Kinks - die noch vor ein paar Jahren mit #1 Hits auf Augenhöhe der Beatles & Stones agierten - spätestens mit diesem Album zum Flop und doch ist "Village Green..." retrospektiv das meistbesungene Album ihrer Karriere. Die Wahrheit liegt dazwischen: so gut wie auf "Something Else" im Jahr zuvor werden sie nie mehr, aber dass 1968 die Kinks tatsächlich ignoriert hat, ist absurd (#47 in UK, #84 in D).


13. Take A Picture von Margo Guryan

Zwischen verhuschtem Vashti-Bunyan-Folk und Baroque-Pop-Opulenz wandelt dieses zur damaligen Zeit völlig verkannte Album, das neben Billy Nichols' Platte aus dem gleichen Jahr wohl eines der großen "lost gems" ist. Bei discogs geht der Original-Release von "Take A Picture" konstant für gut 500€ über den virtuellen Ladentisch, doch damals weigerte sich Guryan, das Album live zu präsentieren, woraufhin wiederum ihre Plattenfirma alle Aktivitäten zur Vermarktung einstellte und die Platte versank.


14. The Further Adventures Of Charles Westover von Del Shannon

Obwohl Del Shannon als Rocknroll-Musiker mit dem Gassenhauer "Runaway" bereits 1961 einen ersten Nummer-1-Hit einfuhr, ist sein 68er Album "The Further Adventures of Charles Westover" mehr oder weniger unbekannt (kein eigener Wikipedia-Eintrag, Spotify-Plays unter 10.000). Dabei ist die nach seinem Geburtsnamen betitelte Platte ein vielschichtiges, interessantes Werk, das in Teilen seine Roots aus Rocknroll und Honkytonk noch hören lässt, aber ganz offensichtlich von den psychedelischen Entwicklungen der Mitt60er beeinflusst ist. Fast erstaunlich, dass "The Further Adventures of Charles Westover" noch nicht als "Kult-Classic" wiederentdeckt wurde. Pitchfork, what's up?


15. Would You Believe von Billy Nicholls

Rolling Stones Manager Andrew Loog Oldham engagierte den damals 19jährigen Billy Nicholls, der noch kein Album zuvor veröffentlicht hatte, um eine britische Antwort auf "Pet Sounds" der Beach Boys zu schreiben. In den Händen von Nicholls entwickelte sich aber etwas eigenes, deutlich baroque-pop-igeres als der orchestrale Surfsound von Brian Wilson. Dass Steve Marriott von den Small Faces ebenfalls an diesem Album mitarbeitete, ist herauszuhören und so ergibt die Formel Beach Boys Arrangements + Britische Pubs + Baroque Pop = "Would You Believe". Da das Label aber vor Veröffentlichung in finanzielle Schieflage geriet, wurden nur 100 Promo-Exemplare gepresst, bis Nicholls selbst 30 (!) Jahre später eine Wiederveröffentlichung auf eigenem Label organisierte. Verrückt!


16. The Notorious Byrd Brothers von The Byrds

Mehr Wechsel als auf der Trainerbank von Schalke in einer Abstiegssaison: während der Arbeiten an "The Notorious Byrd Brothers" kündigte Drummer Michael Clarke im Streit mit Gitarrist Dave Crosby, wurde dann Crosby von der Rest-Band entlassen, woraufhin Clarke wieder zurückkehrte - nur um nach Albumveröffentlichung von der Band wieder gefeuert zu werden - und der bereits 1966 ausgeschiedene Bandmitgründer Gene Clark wurde für drei Wochen erneut zwischenzeitlicher Byrd Brother.

Erstaunlich also, dass das Album seine Stärken sogar in der Konsistenz hat und rund wirkt - dafür eher an den fehlenden Hits leidet (den Easy-Rider-Knaller "Wasn't Born To Follow" einmal ausgenommen).


17. The Twain Shall Meet von Eric Burdon & The Animals

Allein dank "Monterey" und "Sky Pilot" ist auch das 68er Album von Eric Burdons "neuen" Animals hörenswert. Wie schon auf dem Vorgängerwerk tendiert Burdon in seiner Hippie-Phase allerdings auch zum Abschweifen und verliert "The Twain Shall Meet" manchmal den Fokus.


18. The Dock Of The Bay von Otis Redding

Das Vermächtnis von Otis Redding. Kurz nachdem er den Titelsong geschrieben hatte, starb Otis Redding bei einem Flugzeugabsturz. Das Album selbst ist eine Zusammenstellung der jüngsten Singles und B-Seiten, aber trotz der posthumen Veröffentlichung keine Leichenfledderei, sondern funktioniert in seinem schön klassischen, bläsergetriebenem Soul auch als Ganzes toll. Höhepunkt bleibt aber natürlich der Titeltrack, der mit seiner folkigen, reduzierten Art sich vom restlichen Album abhebt.


19. Ogden's Nut Gone Flake von Small Faces

Das Abschiedsalbum der Original-Inkarnation der Small Faces war eine Nummer-1-Platte für sechs Wochen in UK und ist ihr erwachsensten Werk. Weniger räudig (ok, "Lazy Sunday" ist trotzdem hier drauf) als zu ihren Anfängen und vor allem in Instrumentierung und Produktion beeindruckend.


20. In The Groove von Marvin Gaye

Deutlich funkiger und "moderner" für 1967 als das andere Soulalbum in meiner Bestenliste, Otis Reddings "Dock Of The Bay". Großer Höhepunkt ist natürlich das unzerstörbare "I Heard It Through The Grapevine", das insgesamt vier Millionen mal verkauft wurde, auch wenn sich Gaye zum damaligen Zeitpunkt nach Eigenaussage nur "like a puppet – Berry's puppet" fühlte (Berry Gordy ist der Kopf des Motown-Labels).
Man kann schon bei "In The Groove" sehen, wie Gaye den Blueprint von Smokey Robinson nimmt und - trotz Motown-Regie - behutsam weiterentwickelt. Das nächste Jahrzehnt der Soulmusik wird Marvin Gaye dann mit "What's Going On" & Co bestimmen.
Wie so viele frühe Soul-Heroen hatte auch Gaye ein tragisches Ende, vielleicht das unbarmherzigste von allen: 1984 wurde Marvin Gaye von seinem eigenen Vater im Streit erschossen.



Songs des Jahres 1968

Liste von motorhorst

1. Sister Ray von The Velvet Underground

Das Rezept in dem Kochbuch "Wie man dem Motor einen Song schmackhaft macht" ist relativ kurz: Drones, Repetition und gerne jenseits der 10 Minuten lang steht dort und dieses VU-Stück passt natürlich in diese Blaupause wie die große auf dem Schulhof.
Die sonstigen Zutaten passen ebenso gut zu meinem musikalischen Essensplan: Gelangweilter Nöl-Gesang, krachige Gitarren, die immer nur diese eine Melodie spielen, da ein fremdartiger Klang (Flöte? Oder ist das wieder so ne Cale-Bratsche und wie klingt dieses komische Instrument überhaupt). Der Text ist wohl auch wieder reedig, ausufernd, kontrovers, aber ich bin ehrlich: Wenn ich den nicht vor mir habe, höre ich vor allem Sound. Und der taugt. Sehr.


2. The Unknown Soldier von The Doors

In erster Linie ein klassicher Doors-Song, wie er von Orgel getrieben Morrisons Stimme wunderbar zur Geltung bringt, aber durch den Spoken Word/Erschiessungs-Part vor dem besonderen geschichtlichen Hintergrund vor dem er entstanden ist aka unter dem Eindruck des Vietnam-Kriegs ein doch sehr deutliches Statement der Band, das über die bekannten Themen Schamanismus, Suff und sexuelle Ausschweifung hinaus geht.


3. Nichts Haut Mich Um - Aber Du (I Get A Kick Out Of You) von Hildegard Knef

Zum Glück hat sich Hans Nieswandt durch seine sachten Bearbeitung irgendwann um die Rehabilitierung Hildegard Knefs als große Chansonette (also zumindest in meinem kleinen Kopf) bemüht. Beginnend mit dem fantastischen Remix zu "Bei dir war es immer so schön", der mal auf einem Spex-Sampler enthalten war, führte mich die Fährte irgendwann zum vorliegenden Stück, das durch Text und Vortrag ein echter Volltreffer ist. Und klar, bereits hier im Titel ist schon der Hinweis zu finden, dass es natürlich die Adpation eines internationalen Hits war, wie so oft in der deutschen Schlagerwelt des letzten Jahrhunderts, aber ich muss mir diese ursprüngliche Version gar nicht anhören. Weil das hier einfach ein veritabler, originärer Hit ist.


4. Lady Godiva's Operation von The Velvet Underground

Liebe, liebe, liebe diesen zweistimmigen Gesang von Cale und Reed und ich erschrecke immer noch jedes einzelne Mal, wenn der säuselnde Cage-Vortrag vom viel lauteren Reed unterbochen/übersungen wird. Es wirkt ja im ersten Ohrenblick, so, als würde jemand zu einem Radiostück dazu singen (wie man es halt selbst immer macht) und erst im zweiten Hinhören wird klar, dass hier Lücken gelassen und gefüllt werden, ohne dass es einen echten Grund dafür gäbe, es sind ja nicht mal ganze Zeilen, sondern teilweise nur Wörter.
Das macht den Song für mich aus, der aber auch sonst durch seinen laid back, repetierenden Sound und eben Cales Gesang schon gewonnen hat.


5. Spanish Caravan von The Doors

Ein Zeichen dafür, wie viele verschiedene Styles und Spielarten die Doors in ihrer kurzen Aktivitätsphase (die ich einfach mal handstreichartig mit Morrisons Tod enden lasse) ausprobiert haben. Sicher darf hier Robby Krieger im wahrsten Sinne des Wortes Fingerübungen veranstalten und mit den flamencoartigen Gedudel zu Beginn (das wohl auch für den Titel verantwortlich war) zeigen, was für ein guter Gitarrist er ist. Aber trotz aller Technikspielereien ein typischer Doors-Song voller Exzess und Ausschweifungen im Vortrag. Prima.


6. Everyday People von Sly & The Family Stone

Zum ersten Mal so semi-bewusst durch Arrested Developments Zitat in "People Everyday" registriert, aber das hier ist dann doch ne ganz andere Hausnummer. Die Konstellation Sly & The Family Stone habe ich zwar auch nach der hervorragenden Doku "1971" nicht 100% durchschaut, aber der Bandleader Sly mit seinem Frauenchor, der abzählreimartig den Song trägt, dazu die groovy, gemischtrassige Band (auch nicht selbstverständlich, hier sollte man auch nochmal Summer of Soul anschauen), da passt schon alles zusammen. Eigentlich erst 69 auf Stand! veröffentlicht, aber schon 1968 als Single erschienen. Ohrwurm.


7. Aquarius von VARIOUS

Als ich mir um 1990 herum Hair in einer Mitternachtsvorstellung endlich ansah, blieb nicht wahnsinnig viel von knapp 2 (gefühlt 4) eher langweiligen Stunden zu nachtschlafender Zeit. Ein völlig schockierendes Ende, das mich etwas aus der Lethargie heraus riss. Und zwei Songs, die für die Ewigkeit bleiben: Let the sunshine in (mehr dazu im nächsten Jahr) und eben Aquarius mit seinem esoterisch-astrologischen "When the moon is in the seventh house / and jupiter aligns with mars...". Auch durch hundertfache Wiederholung (aber eben auch genial eingesetzt wie in Forrest Gump) kann dieses Stück nicht zerstören. Und klar: Kill all hippies.


8. Going Up The Country von Canned Heat

Ein Eintrag aus der Sparte "So blöd, dass es schon wieder gut ist". Neben dem nervig-hohen Gesang ist da aber eben auch ein sehr grooviger Beat, zu dem man gerne acht Bier deep über die Tanzfläche torkeln würde, wenn es so was noch gäbe (also Bier oder Tanzflächen). Vermutlich durch das prominente Feature im Woodstock-Film in mein Bewusstsein und danach nicht mehr hinaus gelangt.


9. Mrs. Robinson von Simon & Garfunkel

Unkaputtbares Stück, das meiner Meinung fast ein wenig zu oft in The Graduate angespielt wird. Tatsächlich ist die Lemonheads-Version noch etwas schmissiger und wahrscheinlich sogar, ja ich traue mich: besser.


10. Comment Te Dire Adieu ? (It Hurts To Say Goodbye) von Françoise Hardy

Teil 100 der beliebten Reihe "Eigentlich durch eine Coverversion kennengelernt". Als Jimmy Summerville Ende der 80er nicht wusste, ob er noch bei Bronski Beat ist, eine neue Band namens The Communards hat oder eigentlich als Solo-Künstler (gerne mit fake französischem Background als Jimmy Somerville) unterwegs ist, tröpfelte dieses Werk in mein Ohr.

Jahrelang (bzw. eigentlich bis heute, also eher jahrzehnte/jahrhundertelang) habe ich nach einer Summerville-Version gesucht, die noch wesentlich bassiger/clubiger/druckvoller ist, als die, die man überall findet und auch über 30 Jahre später habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die nicht nur in meinem Kopf existiert, aber ich schweife ab.

Aufgrund solcher Covers und dazu einiger überraschender Entdeckungen von France Gall bis Francoise Hardy werde ich dank diesen Projekts wohl doch noch zu einem Semi-Fan französischer Liedkunst.


11. Lucy In The Sky With Diamonds von William Shatner

Auch die Beatles selbst werden dem - kolportierten - Thema des Songs nicht so gerecht, wie Captain Kirk persönlich, der den Text komplett entrückt und völlig losgelöst rezitiert und noch ein wenig Hall spendiert bekommt, so dass man direkt glaubt, sein persönlicher Gast auf diesem Trip zu sein. Mental.


12. Summer Wine von Nancy Sinatra & Lee Hazlewood

Natürlich bei weitem nicht so gut, wie das Cover von Ville Valo und Natalia Avelon aus den 90ern (kleiner Ulk). Mag den orchestralen Bombast und Nancy Sinatra sowieso (die Zeile bitte zur Melodie von "Es ist einfach Rockmusik" in Gedanken singen). Eigentlich ist das Stück von 1966, zwar von Lee Hazlewood aber noch mit anderer Co-Sängerin und erst später mit Nancy Sinatra, 1968 dann auch als Single (A-Seite) veröffentlicht. Also die Regeln schon ganz schön zurecht gebogen, dass es nach 68 passt, aber verklagt mich halt.


13. The Snake von Al Wilson

Wurde mir unwissendem (weißen) Teufel immer als Proto-Typ eines Northern-Soul-Songs verkauft und ich habe keine Ahnung, ob das stimmt. Aber ich merke natürlich auch, dass das eine dieser Scheiben ist, die man händeringend als garantierten Tanzflächenfüller sucht, wenn mal wieder überhaupt niemand Bock zum Schwoofen zu haben scheint.

Ich sehe mich da jedenfalls sofort flic flacs über den Dancefloor vollführen und nur mit größter Not verhindern, dass dabei mein etwas zu klein geratenes Lederhütchen vom Schädel rutscht.


14. Eleanor Rigby von Ray Charles

Puh, noch ne Beatles-Coverversion? Na klar, in diesem Fall ganz klar: Warum nicht? Ray Charles macht das famose Stück zu seinem ganz eignen und verleiht ihm dabei doch eine ganz andere Richtung als die, die das Original nimmt.


15. A Hazy Shade Of Winter von Simon & Garfunkel

Der Beweis, dass die beiden doch mehr können als die Säuselhymnen (OK, Mrs Robinson gibt es natürlich auch noch). Rockt ja schon fast und mit grenzenlosem Unwissen ausgestattet, könnte man es eher für einen Kinks-Titel halten, hätte man dann nicht auch jegliches Wissen über die Existenz der Kinks getilgt. Bewusst durch eine obskure Coverversion von Die Haut in mein Gehirn gespült worden, dem reichlich quatschig betitelten "A shady haze of Günther" vom ähnlich albern benannten Tribute-Sampler "Facelifted: A tribute to the establishment" (der auch das hervorragende "Losing my religion"-Cover "Remcover" von den Flowerpornoes beinhaltet)


16. Son-Of-A Preacher Man von Dusty Springfield

Wie so viele andere Songs hat Tarantino auch diesen quasi für immer getötet, aber macht man einen großen Bogen um Studentenparties, kann man ihm durchaus auch heute noch viel abgewinnen. Groove und Dustys Stimme haben genug Magie, um immer noch zu verzaubern.


17. Bonnie And Clyde von Brigitte Bardot Serge Gainsbourg

Diese Kombination "junges Mädchen" (okay, BB war auch schon 34) und etwas zu alter Esel, scheint zu jeder Zeit ja äußerst erfolgversprechend gewesen zu sein und spiegelt sich ja auch in meiner kompletten Jahreschart ganz gut wieder. Auch hier ein viel zu häufig gecoverter Song, außer diesem Original sind alle weiteren Interpretationen unnötig.


18. One von Harry Nilsson

Kennengelernt als völlig entstellte, harte Version von Filter, die damals prominent auf dem Soundtrack zum ersten X-Files-Film zu finden war. Die zentrale Zeile "One is the loneliest number" kann man weder wieder weghören noch ignorieren, läuft sie einem doch pausenlos über den poipkulturellen Weg. Und auch wenn dies quasi das Original vom Autoren selbst ist, ist es nicht die bekannteste Version, die erschien erst ein Jahr später von Three Dog Night und chartete erfolgreich. Egal in welcher Form wird das Stück immer wieder in mehr oder wenig offensichtlichen Szenen (der junge Held wurde eben verlassen) in Film und Fernsehen überstrapaziert.


19. Jackson von Johnny Cash & June Carter Cash

Gemeint ist hier die dynamische Live-Version aus dem Folsom-Prison, musikalisch fährt hier der Hype-Train auf Hochtouren und June Carters Froschstimme muss man doch einfach lieben.


20. Send Me A Postcard von Shocking Blue

So absurd das klingt, aber neben der angenommenen Anlehnung an "Somebody to love" von Jefferson Airplane, höre ich da auch einiges an Proto-Metal heraus. Subtrahiert man das stellenweise Hippie-Gedudel und stellt sich Ozzys Gesang dazu vor, könnte sich auch Paranoid das eine oder andere von diesem Stück abschauen.


21. People Take Pictures Of Each Other von The Kinks

Hört man die eingedeutschte Coverversion "Menschen machen Fotos gegenseitig" könnte man zwar auf die Idee kommen, dass hier ein englischer Titel nur so semi-ernst 1:1 übersetzt wird, aber man muss es nicht, sondern könnte es einfach für einen typischen Goldies-Quatsch halten. Umso erstaunlicher, dass auch das Original mit der Attitüde einer Jahrmarktskapelle an und damit durch kommt.


Liste von Lassie

1. Jumpin' Jack Flash von The Rolling Stones

The Stones do it again! Nach 1965 und 1966 erklimmt erneut einer ihrer Songs die Spitze des Song-Rankings (nur das Jahr 1967 hatte bis dato mit den Moody Blues einen anderen Spitzenreiter). Diesmal fiel die Wahl auf den Non-Album-Song "Jumpin' Jack Flash", der nach dem legendären Gitarrenriff zum Einstieg von der perfekten Symbiose aus Keith Richards instrumentaler Eindringlichkeit und Mick Jaggers kraftstrotzendem Gesang getragen wird und eine solch treibende Wirkung entfacht, dass er einen jedes Mal aufs Neue mitreißt. Einer meiner absoluten Stones-Favourites.


2. Indian Reservation von Don Fardon

Bei "Indian Reservation" handelt es sich um einen Ohrwurm erster Güte, der einen zunächst mit einem markanten Gitarrenriff abholt, ehe die höchstgelungene Kombination aus indianisch anmutenden Percussion-Klängen, dem strategisch klugem Bläsereinsatz und der geschickt modulierten Stimme Fardons eine wahnsinnig treibende Wirkung entfacht und den Hörer mitreißt.
Der Song, dessen Text eine sozialkritische Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Cherokee-Indianer darstellt, stammt aus der Feder des Country-Sängers John D. Loudermilk und über seine Entstehung kursierte auch folgende kuriose, aber nicht den Tatsachen entprechende Legende, die vom Songautor selbst in einem Interview ins Leben gerufen wurde (hier zu sehen: John D. Loudermilk: The Story Behind "Indian Reservation" on the "Viva! NashVegas® Radio Show"): "Die oft nachzulesende Geschichte, wonach Loudermilk mit seinem Auto während eines Unwetters aufgehalten und von Cherokees solange gefangengehalten wurde, bis er versprach, einen Song über ihr Leid zu verfassen, ist unwahr (https://de.wikipedia.org/wiki/Indian_Reservation_(The_Lament_of_the_Cherokee_Reservation_Indian).
Unter dem Titel "The Pale Faced Indian" wurde Lied anno 1959 zuerst von Marvin Rainwater, der selbst Cherokee-Wurzeln aufwies, interpretiert. Der große Erfolg stellte sich für den Song jedoch erst in 70er-Jahren durch die Versionen von Don Fardon (1970) und den Raiders (1971) ein. Nachdem Fardon zunächst mit der Erstveröffentlichung nur auf relativ geringe Resonanz gestoßen war, startete er mit der Neuveröffentlichung im Jahr 1970 durch (u.a. Platz 3 im UK und Platz 9 in Deutschland) und landete seinen größten Hit.


3. Sympathy For The Devil von The Rolling Stones

Nach dem Spitzenrang für "Jumpin' Jack Flash" sorgt der dritte Platz für "Sympathy for the Devil" dafür, dass in meinen Rankings erstmals ein Interpret in derselben Kategorie eines Jahres zweimal auf dem Podium vertreten ist. Mit meiner hohen Meinung für diesen Song bin ich aber sicher nicht allein, da er zum einen vom "Rolling Stone" immerhin auf Platz 32 der 500 besten Songs aller Zeiten gelistet wurde, zum anderen aber auch zahlreiche Künstler zu Coverversionen (unter denen die Gothic-Metal-Version von Tiamat aus dem Jahr 1999 besonders hervorzuheben ist) veranlasste.
Seine treibende Wirkung entfacht diese Stones-Nummer insbesondere durch das markante vom Chor vorgetragene "Woo-hoo", das fast das gesamte Stück begleitet, gepaart mit Mick Jaggers ausdrucksstarker Stimme, während instrumental dezente Zurückhaltung angesagt ist, was aber dem Song dahingehend gut tut, dass die Gesangselemente noch eindringlicher rüberkommen.
Der wegen angeblich satanistischer Tendenzen kontrovers aufgenommene Songtext ist von Michail Bulgakows Roman "Der Meister und Margarita" inspiriert und auch durchaus raffiniert konzipiert, da er den Teufel, der in seinem Auftreten an Mephisto aus Göttes Faust erinnert, von seiner Mitwirkung an diversen negativen Ereignissen der Weltgeschichte (u.a. Ermordung der Zarenfamilie und Zweiter Weltkrieg) berichten lässt, bezüglich der Morde an den Kennedy-Brüdern jedoch die Äußerung "after all it was you and me" getätigt wird, was quasi das allen Menschen innewohnende Böse anprangert, wodurch der Song auch ein Stück weit philosophisch daherkommt.



































































































Liste von Christian_alternakid

1. The Weight von The Band

"The Weight" ist einer jener seltenen Songs, bei dem man überrascht ist, dass er tatsächlich erst zu seiner Veröffentlichung 1968 geschrieben wurde und kein Traditional, keine bereits ewig überlieferte Weise ist. The Band spielen "The Weight" als Folk-Gospel, Drummer Levon Helm übernimmt die Lead-Vocals und die Lyrics sind laut Band von Bunuel-Filmen inspiriert, könnten aber auch gut und gern von Dylan in seiner rätselhafteren Phase stammen.


2. Stephanie Says von The Velvet Underground

"Stephanie Says", der vielleicht schönste Folksong, den Lou Reed je geschrieben hat, ist nie zu Lebzeiten der Velvet Underground veröffentlicht worden. Obwohl es zur Zeit des wilden "White Light / White Heat"- Albums aufgenommen wurde, aber wohl zu gefällig für dessen Avantgarde-Wirbel war, ist "Stephanie Says" außerhalb von illegalen Bootlegs erstmals 1985 auf "VU" erschienen, der posthumen Compilation unveröffentlicher Velvets-Tracks.

Der Text von "Stephanie Says" beginnt mit einer der besten und zugleich traurigsten misanthropischen Zeilen der Musikgeschichte: "Stephanie says that she wants to know / Why she's given half her life to people she hates now". Der Refrain dagegen spielt mit der Assoziation, dass die Titelfigur sich wie "Alaska" sieht - also zwischen den Welten steht ("The people all call her Alaska / Between worlds so the people ask her") und sich eiseskalt fühlt ("It's such an icy feeling / It's so cold in Alaska (Stephanie says)").

Lou Reed selbst nahm "Stephanie" später in seinem "Berlin"-Album noch einmal im Lied "Caroline Says (II)" auf und die deutsche Band Locas In Love entwickeltie die Idee von "Stephanie Says" Anfang der 2000er zu einem hervorragenden eigenen Song, in dem sie Lou Reeds Lied zu "Stefanie sagt" ("Stefanie sagt ihr Leben ist wie ein Geschenk / Das sei zwar sehr nett, wär aber nicht nötig gewesen") paraphrasierte.


3. (Sittin' On) The Dock Of The Bay von Otis Redding

Nur drei Tage vor seinem tragischen Tod nahm Otis Redding "(Sittin' On) The Dock of the Bay" auf, was die erste posthume Nummer-1-Single in Amerika wurde. Im Gegensatz zu Otis Reddings anderen starken Soul-Liedern ist "Dock Of The Bay" mehr ein Folksong, in dem Redding seine Stimme bewusst zurück nimmt. Auch die einmal angedachte Begleitung durch die Staple Singers wurde verworfen, was der Zerbrechlichkeit des Stückes nur weiter hilft.


4. Sympathy For The Devil von The Rolling Stones

Einer der stärksten Texte von Mick Jagger, inspiriert von Baudelaire und Bulgakov. Jagger versetzt sich in die Rolle des "Teufels" und erzählt die jüngere Geschichte der Menschheit, die von Krieg, Mord und Gier bestimmt ist. Besonders stark: während zunächst noch der Devil als handelnde Person auftritt ("Stuck around St. Petersburg / When I saw it was a time for a change / Killed Tsar and his ministers / Anastasia screamed in vain"), deutet Jagger in einem späteren Vers darauf, dass des Teufels Werk ohne des Menschen Beitrag nicht möglich wäre: "I shouted out / Who killed the Kennedys? / When after all / It was you and me".

Nicht zu unterschätzen für die Wirkung des Songs ist aber auch Keith Richards' Beitrag, auf dessen Idee hin das Tempo erhöht und die Percussion hinzugefügt wurde. So entwickelte sich "Sympathy For The Devil" aus dem von Jagger geschriebenen Folkstück zu einem Lied, das wie ein okkultues Beschwörungsritual klingt.
Woo, woo!


5. Sister Ray von The Velvet Underground

Bei den beiden Velvet Underground - Songs in meinen Top10 sieht man schön die Bandbreite der Band: während das (damals unveröffentlichte) "Stephanie Says" zumindest musikalisch zärtlichster Folk/Baroque-Pop ist, ist "Sister Ray" als Schlußtrack des "White Light / White Heat"-Albums ein siebzehneinhalbminütiges Monster, das sich aber nicht mit langem Intro-Gedudel aufhält, sondern von der ersten Sekunde an unbarmherzig losrollt. Natürlich bekommen die Gitarren noch genug Feedback-Ausgang im weiteren Verlauf, aber die Rhythm Section prügelt "Sister Ray" durch seine erste Hälfte bevor hier Rocknroll dann zu Feedback-Free-Jazz wird. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass Sonic Youth insbesondere diese zweite Hälfte von "Sister Ray" das eine oder andere Mal gehört haben.


6. Time Of The Season von The Zombies

"Time Of The Season", ohne Frage heute der berühmteste Song der britischen Band Zombies, war zunächst ein Flop. Ein Jahr nach Bandauflösung wurde eine Wiederveröffentlichung der Single zu einem Hit - kurioserweise aber auch nur in Übersee, wo es in den Billboard Charts bis auf #3 kletterte, während die Zombies mit ihrem Song in England nie charteten.

"Time Of The Season" ist der Schlusstrack auf dem Baroque-Pop-Meisterwerk "Oddesey & Oracles" und fasziniert sowohl mit seinem unvergesslichen Intro aus Drums und gehauchten "aaahs" wie seines wilden Orgel-Outros, was es zu einem Meilenstein psychedelischer Popmusik macht.


7. Comment Te Dire Adieu ? (It Hurts To Say Goodbye) von Françoise Hardy

Mein liebster Song von Francoise Hardy, der ihre Beat-Seite zeigt und darin nicht unverwandt zu Nancy Sinatras "These Boots Are Made For Walking" ist. "Comment Te Dire Adieu" ist ein Cover einer heute vergessenen Country-Ballade von Margaret Whiting, zu dem Serge Gainsbourg auf Bitten von Hardy französische Lyrics schrieb, und wurde von ihr selbst später noch in italienisch ("Il pretesto", 1968) und deutsch ("Was mach' ich ohne dich", 1970) eingesungen.


8. Helter Skelter von The Beatles

Paul McCartneys "Helter Skelter" könnte für vieles berühmt sein: als einer der Gründungssongs des Hardrock-Genres oder als herausragender Track des "White Album", aber die langlebigste Assoziation ist auch die unschönste. Mörder und Rassist Charles Manson interpretierte "Helter Skelter" als Prophezeiung eines apokalyptischen Kriegs zwischen Weißen und Schwarzen. Als die Mitglieder der 'Manson Family' Sharon Tate niederschlachtete, schrieben sie mit Blut "HEALTER SKELTER" (sic!) an den Kühlschrank. Bei allem schlimmen hat aber auch diese Episode noch eine Kuriosität aufzubieten, denn die Anwälte von Manson planten, John Lennon in den Zeugenstand zu rufen, woraufhin Lennon verlautbaren ließ, dass das herzlich wenig Sinn hätte, da er am Schreiben des Songs gar nicht beteiligt war...

Und es ist tatsächlich überraschend, dass ausgerechnet dieser härteste Song im Beatles-Werk von Paul McCartney geschrieben wurde, der ja in der allgemeinen Wahrnehmung eher für die LadidiLadida-Songs zuständig war, während Lennon den Beatles das edge gab. Zeigt nur mal wieder, dass man McCartney eben doch immer unterschätzt.


9. Waitin' Around To Die von Townes van Zandt

Ich kann mich kaum entscheiden, welche der beiden innerhalb von Jahresfrist aufgenommenen Versionen von "Waitin' Around To Die" ich bevorzuge: die etwas runder produzierte, folkigere Variante von 1969 oder diese noch sehr cowboyhafte originale Version, in der die Pecrussion mit dir in den nächsten Salon reitet:
Sometimes I don't know where this dirty road's taking me
Sometimes I don't even know the reason why
But I guess I keep a-gamblin', lots of booze, and lots of ramblin'
Well it's easier than just a-waitin' around to die


10. A Minha Menina von Os Mutantes

Die braslilianische Band Os Mutantes verbindet das Tropicalia-Movement mit dem Fuzz-Sound der Garagerock-Ära. Wie viele der bekanntesten brasilianischen Musiker 60er wie Caetano Veloso und Gilberto Gil waren auch Os Mutantes Teil der Bewegung gegen das Millitärregime. Bei einem gemeinsamen Auftritt mit Veloso waren Sound und Attitude so provozierend für die anwesenden konservativen Studenten, dass ein regelrechter Riot ausbrach, während Veloso und Os Mutantes "É proibido proibir" spielten. Der hier von mir ausgewählte Os-Mutantes-Song "A Minha Menina" ist wiederum auf ihrem Debütalbum zu finden, von Jorge Ben geschrieben und als Gast eingesungen.


11. Revolution von The Beatles

Die hochgepitchte Single-Version von "Revolution" ist seinen beiden LP-Brüdern vom "White Album" weit überlegen! Wo "Revolution No 9" ein eher missglücktes Studio/Sound-Experiment war und "Revolution 1" als Blues-Stück nie die notwendige Dringlichkeit für diesen Songtitel erreicht, ist die Singleversion "Revolution" (ohne Zahlzusatz) genau die richtige Entsprechung. Von der stechend aggressiven Gitarre zu Beginn, über Lennons "Aaaaah!" bis zum Text bringen die Beatles hier alles zusammen, was ein Song mit dem Namen "Revolution" haben sollte - auch wenn Lennons Lyrics sich nicht kritiklos hinter die Linke Bewegung der End60er stellt, sondern ein pazifistisches Ideal dem bewaffneten Kampf gegenüberstellt ("We all want to change the world / But when you talk about destruction / Don't you know that you can count me out") und sich von der damals in der europäischen Linken vorherrschenden Begeisterung für Mao Tse-Tung abwendet: "But if you go carrying pictures of Chairman Mao / You ain't going to make it with anyone anyhow".

Treppenwitz der Geschichte: ausgerechnet "Revolution" sollte der erste Beatles-Song sein, der für eine Fernsehwerbung lizensiert wurde - und diesmal war wohl wirklich Yoko Ono to blame: "Yoko Ono – who held shares in the Beatles’ record company – had helped broker the original deal. She thought the spot might introduce a new generation to her late husband’s music", schreibt der Rolling Stone.

https://www.youtube.com/watch?v=cQo-_fGHu1Q


12. Folsom Prison Blues von Johnny Cash

"Hello, I'm Johnny Cash"... allein dieser Begrüßung, gefolgt von ekstatischem Jubel der Insassen und der ersten Strophe "I Hear The Train A-Comin'; It's Rollin' 'Round The Bend, And I Ain't Seen The Sunshine Since I Don't Know When, I'm Stuck At Folsom Prison And Time Keeps Draggin' On" ist der coolste Beginn für den Start eines Songs überhaupt.

"Folsom Prison Blues" wurde von Cash als Studioversion bereits 1955 aufgenommen und damit sogar noch ein Jahr älter als sein großer Durchbruch "I Walk The Line". Diese Liveaufnahme von 1968 ist aber natürlich die definitive Variante des Liedes: ein Song über das Folsom Prison, gesungen im Folsom Prison.


13. Suzie Q. von Creedence Clearwater Revival

Wenige Rock-Songs haben einen derart unwiderstehlichen Groove wie "Suzie Q" von Creedence Clearwater Revival. Dass dieses neunminütige Monster der große Durchbruch von CCR war, bevor sie mit den tiefer im Southern Rock verwurzelten Singles wie "Bad Moon Rising", "Fortunate Son", "Proud Mary" & Co für einige Jahre die wohl größte Rockband des Planeten wurden, ist in sich schon erstaunlich.
Ein weiterer Ewigkeitsclaim für "Suzie Q" kommt von einem der mythischsten Filme überhaupt: wenn in "Apocalypse Now" die Playmates per Kampfhubschrauber auf eine Militärbasis in den Dschungel geflogen werden, dann spielt "Suzie Q" den Soundtrack zum Tanz.


14. Mrs. Robinson von Paul Simon Simon & Garfunkel Dave Grusin

Kaum ein Song neben Scott McKenzies "San Francisco" ist wohl so durchgenudelt und so prototypisch für die ausgehenden 60er wie "Mrs Robinson". Und doch kann man des Liedes kaum überdrüssig werden, egal ob in dieser Single-Aufnahme, dem etwas rauheren Cut für den "The Graduate"-Film aus dem Vorjahr oder der viel späteren Grunge-Pop-Coverversion der Lemonheads. Und das ist es doch, was die ganz großen Lieder ausmacht: ihre Unzerstörbarkeit.


15. Hurdy Gurdy Man von Donovan

Ich bin immer ein wenig verblüfft, wie verdammt erfolgreich der schottische Singer-Songwriter Donovan in den USA war. "Hurdy Gurdy Man", mein liebster Donovan-Song, ist hier keine Ausnahme und kletterte bis auf Platz 5 in den US-Charts, nachdem "Sunshine Superman" und "Mellow Yellow" 1966 sogar Platz 1 respektive Platz 2 belegten. In "Hurdy Gurdy Man" erweitert Donovan seinen Sound und insbesondere die aus der Garagenszene geliehene verzerrte Gitarre bringt die entscheidende neue Note in seinen psychedelischen Folksong ein. David Fincher nutzte die gespenstische Atmosphäre von "Hurdy Gurdy Man" gewinnbringend als zentralen Song in seiner Serienkillerjagd "Zodiac" von 2007.


16. Kom Veacha Tha Sneha Knom von VARIOUS

Es war schlicht unmöglich, das offizielle Release-Jahr von "Kom Veacha Tha Sneha Knom" zu ermitteln. Selbst Mailkontakt zu kambodschanischen Special Interest Seiten über die dortige Psychedelic Szene führte zu keiner eindeutigen Antwort.
Dieses unfassbar gute Cover von "Bang Bang" wurde von Pan Ron (alternative Schreibweise: Pen Ran) jedenfalls in den späten 60ern aufgenommen und vor einigen Jahren dank der Compilation "The Rough Guide To Psychedelic Cambodia" wiederentdeckt. Warum so wenig über den Song bekannt ist, hat leider einen schlimmen Hintergrund: den sogennanten "Massensäuberungen" der Roten Khmer fiel auch Pen Ran zum Opfer und verschwand spurlos. Bis heute ist ihr Schicksal nicht bekannt.


17. Son-Of-A Preacher Man von Dusty Springfield

"Son Of A Preacher Man" wurde dank "Pulp Fiction" einer ganzen Generation neu nahegebracht - und zurecht. Der bekannteste Song der britischen Soul-Lady Dusty Springfield ist auch ihr stärkster und wurde glücklicherweise letztlich von ihr aufgenommen, nachdem ursprünglich "Son Of A Preacher Man" eigentlich für Aretha Franklin geschrieben wurde. Dustys zurückhaltendere Stimme im Vergleich zum mächtigen Organ von Aretha Franklin scheint mir für diesen Song auch passender zu sein.


18. Going Up The Country von Canned Heat

Wie viele andere der frühen Canned Heat - Songs beruht auch "Goin' Up The Country" auf einem Blues-Original, in diesem Fall den 1928 aufgenommenen "Bull Doze Blues" von Henry Thomas. Selbst die markante Flöte, die die Leadmelodie trägt, ist bereits bei Thomas zu finden. Canned Heat schrieben allerdings einen neuen Text - wahrscheinlich gegen die Einberufung zum Vietnamkrieg gerichtet ("Just exactly where we're going, I cannot say, but we might even leave the U.S.A. / 'Cause there's a brand new game that I don't wanna play") - und entwickelten die folkige Vorlage von Thomas zu einem ausgewachsenen Blues-Rock-Song weiter. Der größte US-Hit der Band war der Lohn.


19. Piece Of My Heart von Big Brother & The Holding Company

Ich war nie ein Freund der Hippie-Ikone Janis Joplin, aber das Cover von "Piece Of My Heart" (im Original ein Soulsong von Emma Franklin, 1967) durch Joplins Psych-Rock-Band Big Brother & Holding Company hat die Wörterbuch-Definition eines Rock-Chorus. Zähneknirschend geil.


20. I Heard It Through The Grapevine von Marvin Gaye

Smokey Robinson & the Miracles nahmen "I Heard It Through the Grapevine" zuerst auf, doch veröffentlichten ihn nicht. Marvin Gayes Fassung des Songs lag eineinhalb Jahre auf Halde, weil die zwar später aufgenommene, aber zuerst veröffentlichte Version von Gladys Knight & The Pips so erfolgreich war, dass Motown ihre eigene Künstlerin nicht kannibalisieren wollte. Als Marvin Gayes Variante letztlich doch auf den Markt kam, war sie aber ohnehin die erfolgreichste und verkaufte mehr als 3 Millionen Stück.
Ein Jahrzehnt später nahm dann die britische Post-Punk-Band mit ihrer Version eines der besten Cover der Musikgeschichte auf. Alles in allem: ein starker Song. ne?


21. Quick Joey Small (Run Joey Run) von The Kasenetz-Katz Singing Orchestral Circus

Das Kasenetz-Katz Singing Orchestra war eine "Bubblegum"-Supergroup, die aus einer Zusammenarbeit der beiden Produzenten Jerry Kasenetz und Jeffry Katz entstanden ist. So sehr "Quick Joey Small" also sich auch nach Reißbrett-Musik liest, kann ich mich des wilden Charmes des Songs einfach nicht entziehen: als wären Slade eine 60s Garage-Band gewesen!


22. Would You Believe von Billy Nicholls

"Would You Believe" ist der Titeltrack von Billy Nicholls ersten und einzigem Album, das der Rolling-Stones-Manager damals als Antwort auf "Pet Sounds" der Beach Boys platzieren wollte - von dem aber in den 60ern letztlich aus Label-Problemen nur 100 Stück gepresst wurden. Dieser Titelsong bringt hervorragend eine Baroque Pop - Idee mit dem rauheren Pub-Charme der Small Faces zusammen.


23. Astral Weeks von Van Morrison

Auch wenn Van Morrisons "Astral Weeks" - Album vor allem ein Gesamtkunstwerk und weniger eine Songsammlung ist, möchte ich doch den siebenminütigen Titelsong in dieser Song-Bestenliste hervorheben. Textlich nähert sich Van Morrisson Dylans lyrischen Hochleistungen in "Blonde On Blonde" mit poetischen Stream-Of-Consciousness-Lyrics wie "If I ventured in the slipstream / Between the viaducts of your dream / Where immobile steel rims crack / And the ditch in the back roads stop / Could you find me?" und musikalisch ist die Instrumentierung von "Astral Weeks" nicht weniger freifließend. Wie Journalistenlegende Lester Bands einst schrieb: "Astral Weeks, insofar as it can be pinned down, is a record about people stunned by life, completely overwhelmed, stalled in their skins, their ages and selves, paralyzed by the enormity of what in one moment of vision they can comprehend".


24. Shape Of Things To Come von Max Frost & The Troopers

Ein Kuriosum: Max Frost and the Troopers sind eine erfundene Band, die es eigentlich nur im Film "Wild In The Streets" gibt. Deren "The Shape Of Things To Come" aus dem Film ist aber ein solcher Hit, dass sich Max Frost und seine Truppen sozusagen in der echten Welt materialisierten und auch diesseits der Kinoleinwand eine Platte veröffentlichten!

Geschrieben wurde "The Shape Of Things To Come" vom Autoren-Paar Barry Mann & Cynthia Weil, auf deren Konto auch die Beathits "We Gotta Get out of This Place" (The Animals) und "Kicks" (Paul Revere & the Raiders) gehen - sowie in Zusammenarbeit mit Phil Spector auch der Megahit "You've Lost That Lovin' Feelin'" der Righteous Brothers, der meistgespielte Song des 20. Jahrhunderts in den USA.


25. I Am A Pilgrim von The Byrds

"I Am A Pilgrim" von "Sweetheart of the Rodeo", dem ersten Country-Rock-Album der Byrds, ist ein Traditional, das bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals in Berichten erwähnt wurde. Weder "I Am A Pilgrim" noch das Mutteralbum war 1968 übrigens ein Erfolg, da es den Byrds gelang, einerseits ihre alte Fanbasis aus der psychedelischen Folkrock-Ära zu vergrätzen als auch andererseits vom Country-Establishment missachtet zu werden, das "Sweetheart Of The Rodeo" als Versuch von langhaarigen Hippies sah, die erzkonservative Country-Szene zu unterwandern.


26. The Snake von Al Wilson

"The Snake" ist einer der großen Klassiker des Northern Soul Movements, dieser verrückten Entwicklung, als nordengliche Teenager auf amerikanische Soulmusik durchdrehten und dank "The Snake", Dexys (Drogen, nicht Band), Love (Emotion, nicht Band) die Nächte zu Tagen machten und die All Nighter erfanden. "The Snake" wurde einst zur viertwichtigsten Northern Soul Single überhaupt gekürt.


27. Crying In A Storm von Rita Chao Rita Chao

Rita Chao ist mein erster Eintrag aus Singapur in diesen Bestenlisten. "Crying In A Storm" der 'A Go Go - Queen' ist eine wunderbar eigene Mischung aus R&B, Garage- und Surfrock, der von ihrer markanten Stimme getragen wird.


28. Elenore von The Turtles

Die Entstehungsgeschichte von "Elenore" ist überaus kurios: nachdem die Turtles ihren großen Durchbruch mit "Happy Together" im Vorjahr feierten (#55, 1967), meinte ihre Plattenfirma: "Was ihr macht, das ist sehr schön, aber da ist viel mehr Saft in der Zitrone, und die würden wir gern mit euch auspressen!" (ich paraphasiere).

Die Band, wenig begeistert davon, sich selbst zu kopieren, schreibt "Elenore" als eine musikalisch invertierte Parodie zu "Happy Together" und textet den beiläufigsten Liebesrefrain ever: "Elenore, gee, I think you're swell / And you really do me well / You're my pride and joy, et cetera". Plattenfirma being Plattenfirma ist natürlich begeistert und hat am Ende doch recht: "Elenore" wird ein Riesenhit und ich persönlich liebe einfach diesen "et cetera"-Refrain!


29. All Along The Watchtower von The Jimi Hendrix Experience

Auch wenn für mich Bob Dylan > Jimi Hendrix muss ich schon zugeben, dass die definitive Version von Dylans "All Along The Watchtower" (siehe auch #28, 1967) vom Gitarrengott aufgenommen wurde. Hendrix "Watchtower" ist - natürlich - eine elektrifzierte Aufnahme von Dylans recht ruhigem Folksong aus dem 'John Wesley Harding'-Album. Wie gehabt nimmt die Gitarre bei einem Hendrix-Song den Rang von zweiten Vocals ein, andererseits profitiert "All Along The Watchtower" auch in der psychedelischen Version von Hendrix davon, als straighter Folksong geschrieben worden zu sein.


30. Everybody's Talkin' von Harry Nilsson

"Everybody's Talkin'" ist der zentrale Song aus dem Dustin Hoffman / Jon Voight - Filmklassiker "Midnight Cowboy" und beschreibt den Wunsch nach einem Rückzug aus dem immer schwätzenden, ständig aufgeregten Moloch Großstadt. Das ursprünglich von Fred Neil geschriebene Lied wurde ein Hit dank Nilssons Cover und kletterte bis auf Platz 6 in den USA. Nilsson musste allerdings zu seinem Glück erst gezwungen werden, hatte er doch eigentlich "I Guess the Lord Must Be in New York City" für den "Midnight Cowboy" geschrieben, was aber letztlich nicht aufgenommen wurde und erst 1969 als Single erschien (siehe die dortige Songbestenliste).

Harry Nilsson hatte also einen Lauf in diesen Jahren, denn ebenfalls 1968 veröffentlichte er "One", das in verschiedenen Coverversionen - vom Three Dog Night bis Aimee Mann - zum Hit wurde und knapp meiner "1 Song pro Artist/Album" - Regel gegenüber "Everybody's Talkin" zum Opfer fiel.


31. Fu Man Chu (Original) von Desmond Dekker & The Aces

Auch wenn Desmond Dekker mit den Reggae-Hits "Israelites" (1968) und "You Can Get It If You Really Like" (1970) weltbekannt wurde, schätze ich seine früheren Stücke wie "King Of Ska" (1964) oder "007 Shanty Town", das bereits in meiner 1967er-Liste auf #25 platziert war, mehr.

"Fu Man Chu", wie sein großer Durchbruch-Hit "Israelites" (erste Reggae-Nummer-1 in UK!) von 1968, ist deutlich langsamer als die aufgezählten Songs und kombiniert die starken Backing Vocals der Aces mit einem glockenhellen intonierten, aber düsteren Vortrag von Desmond Dekker.


32. Mother Where Is My Father? von David Peel & The Lower East Side

In Jeffrey Lewis brillantem Lied aka Musikgeschichtsstunde "History of Punk on the Lower East Side" über die Historie von Punkrock in New York singt Lewis "In '68 came David Peel on the Lower East Side / He recorded an album on the streets, screaming and sloppy / Danny Fields signed him to Electra / Sold almost a million copies / With songs like "I Like Marijuana" / And "Up Against the Wall, Motherfucker"", was er dann mit einer kompletten Strophe von "Mother, where is my father" folgt:

"Oh Mother, where is my father?
Where is my brother?
Theyre at war, theyre at war
You made them join the dirty U.S. Army
You told them all a filthy white lie
You gave them all the bullshit and baloney
And now my brother and my father are gonna have to die"


David Peel ist mit seinem aggressiven, aber melodischen Akustik-Proto-Punk praktisch auch der Ur-Vater des New Yorker Anti-Folk-Movements der frühen 2000er (Moldy Peaches, Jeffrey Lewis & Co). Die beiden anderen von Jeffrey Lewis erwähnten Peel-Lieder sind übrigens ebenfalls empfehlenswert.


33. I'll Say Forever My Love von Jimmy Ruffin

"We were both 16, they were sweet, warm nights and it's a fond memory now. We decided we should adopt a song, a song that was current. She wanted "I'll Say Forever, My Love" by Jimmy Ruffin, I wanted it to be "Lola" by The Kinks. We seemed to hear those two records everywhere we went. (...) Well, she won. It was never really acknowledged but "I'll Say Forever" became the song." singt Kevin Rowlands in "Reminisce (Part Two)" der Dexys Midnight Runners, seinem wunderbaren, wehmütigen Rückblick auf seine Jugend und erste Liebe. "I'll say forever my love"!


34. Oscillations von Silver Apples

Noch mal ein Blick auf Jeffrey Lewis' "History of Punk on the Lower East Side" (siehe auch #32):

"Strangest of all on East 10th Street in '68
Were the duo Silver Apples, who managed to create
Two futuristic albums of noise, rhythm and poetry
Creative to the point of underground obscurity
It doesn't sound like punk or anything else but it sounds great"

The Silver Apples spielen Can bevor Can oder klingen wie Oum Shatt gut 50 Jahre später.


35. Days von The Kinks

Eine weitere der vielen Nicht-Album-Singles, die die Kinks in den 60ern zusätzlich zu ihrem beeindruckenden Album-Output veröffentlichten. Ich verstehe zwar durchaus den Ruf des 68er Albums "The Village Green Preservation Society" als Konzeptwerk, aber andererseits sticht dort kaum ein Song wirklich heraus. "Days" ist ein wehmütiger Blick zurück und stammt mehr von der elegischen, weniger beatlastigen Seite der Kinks.

Fun Fact: Im ersten Single-Release hat die Plattenfirma als Titel "Day's" mit dem Deppenapostroph schlechthin abgedruckt.


36. If I Can Dream von Elvis Presley

Der Schlußsong von Elvis' "Comeback Special '68" sollte eigentlich ein Weihnachtslied sein, doch Presley setzte sich gegen seinen Manager durch, stattdessen einen aktuellen Song einzuspielen. "If I Can Dream" spielt mit der Assoziation zu Martin Luther Kings "I Have A Dream" und rief bei dem legendär strengen Presley-Manager Colonel Parker keine Jubelstürme hervor: "This ain't Elvis' kind of song.". Doch Presley selbst, ein Freund vom frisch ermordeten Martin Luther King, war begeistert und so beeindruckt von Musik und Lyrics des von Walter Earl Brown geschriebenen Lieds, dass nach Hören des Demos für ihn feststand: "I'm never going to sing another song I don't believe in. I'm never going to make another movie I don't believe in."


37. I'm Alive von Johnny Thunder

"Everyone I've talked to, I've asked them if they've heard that record. It was one of the most powerful records I've ever heard. It's called 'I'm Alive.' By Johnny Thunder. Well, it was that sentiment, truly expressed. That's the most I can say ... if you heard the record, you'd know what I mean." so ein begeisterter Bob Dylan auf die Frage, ob ihn irgendein Lied der derzeitigen Rockmusik gefallen würde. "I'm Alive" ist ein verdammt rauher R&B-Kracher von Johnny Thunder, der ursprünglich von Tommy James (of "Crimson & Clover"-Fame) geschrieben, aber von Thunder zuerst aufgenommen und veröffentlicht wurde.


38. Daddy Sang Bass von Johnny Cash

Der von Carl Perkins geschriebene Song "Daddy Sang Bass" erschien auf Johnny Cashs 68er Studioalbum "The Holy Land" (Cashs andere Veröffentlichung in diesem Jahr war natürlich sein Livealbum "At Folsom Prison"). Laut Cash wurde Perkins zum Schreiben des Lieds dadurch inspiriert, dass er und Cash ihre jeweiligen Suchtkrankheiten überwanden (Perkins Alkohol, Cash Amphetamine).
Als großer Freund von "Will The Circle Be Unbroken?" (am schönsten in der Version der Carter Family von 1935) gefällt mir natürlich "Daddy Sang Bass" schon allein dadurch, dass der Refrain sich ausgiebig auf diesen Klassiker bezieht.


39. I Started A Joke von Bee Gees

Kennengelernt habe ich "I Started A Joke" natürlich über die Coverversion von Faith No More (die, das muss man eh sagen, ein Händchen für Coverversionen haben, denn "I'm Easy" ist ebenso herausragend). Sozusagen durch die Hintertür wurde dadurch meine Bee-Gees-Abneigung aufgebrochen, die ich bis dahin nur als Ah-Ah-Ah-Saturday-Night-Disco-Heinis abgespeichert hatte.


40. Wine And Grine von Prince Buster Prince Buster's All Stars

Prince Buster ist eine der ganz großen Legendes des jamaikanischen Ska: nach einem seiner frühen Hits benannte sich die britische Ska-Pop-Band Madness und in "Al Capone" veröffentlichte Buster 1964 den ersten in Jamaica aufgenommene Song, der die britischen UK-Top-20 enterte. 1967 ist Buster unter dem Namen Judge Dread Namen in meinen Top-Songs vertreten, 1968 folgt "Whine & Grine". Genau 30 Jahre später sollte dieser Ska-Schunkler einen zweiten Frühling erleben, als Levi's das Lied für die Untermalung eines Werbespots wiederentdeckte und "Whine & Grine" prompt erneut in die Charts einstieg (#21).


41. Sky Pilot von Eric Burdon & The Animals

Eine der frei drehenderen Singles aus Eric Burdons Hippie-Phase und damit näher an "Monterey" als an "Good Times". Dass dieser siebeneinhalbminütige Rocksong mit "field recordings" - Bestandteilen und dem berüchtigten "Flanging"-Sound (das whooosh im Chorus) dennoch in die US-Top-15 kletterte, zeigt einmal mehr, wie offen die plattenkaufende End60er Bevölkerung war.



43. I Think I Love You von Del Shannon

"I Think I Love You" stammt aus dem Album "The Further Adventures of Charles Westover", dem bis heute erstaunlich weit unter dem Radar fliegenden "Spätwerk" Del Shannons. Keine 15.000 Plays auf Spotify hat der Song bisher gesammelt, dabei trifft hier gut Del Shannons immer noch vorhandenes Pop-Händchen auf einen psychedelisch-experimentellen Ansatz, den Eric Burdon beispielsweise auch für seinen "Sky Pilot" gewählt hatte - untermalt das aber dazu noch mit Baroque-Pop-Anleihen.


44. The Rain von Eddie Gale

Obwohl Eddie Gale aus dem Jazz-Umfeld stammt und das Mutter-Album zu "The Rain" auch auf Blue Note erschienen ist, sind die Jazz-Roots nur ein Teil dessen, was "The Rain" ausmacht. Wie der Titel des Albums "Ghetto Music" schon andeutet, findet sich hier Eddie Gale im Umfeld der Counter Culture und der Civil Rights wieder. Sein Trompetenspiel punktuiert einen Song, der in seinen Strophen als Protestsong konzipiert ist und durch den Gospel-Einfluss des starken Chors zu etwas ganz eigenem findet.


45. Wasn't Born To Follow von The Byrds

Untrennbar mit Easy Rider ist "Wasn't Born To Follow" verbunden, obwohl der Song gar nicht einmal explizit für den großen Hippie-Film des Kinos geschrieben wurde - ja, nicht einmal eine Byrds-Komposition ist. Obwohl Carole King den Song geschrieben hat, ist die erste Aufnahme dennoch von den Byrds, die hier das Genre des Country-Rock miterfinden, aber noch mehr Rock und psychedelische Effekte einbringen als auf den noch countryesqueren Alben, die mit dem Eintritt von Gram Parsons in die Byrds nun folgen sollten.


46. Take Time To Know Her von Percy Sledge

Percy Sledge ist natürlich untrennbar mit seinem #1-Hit von 1966 verbunden: "When A Man Loves A Woman". Aber auch sein zweiterfolgreichstes Lied, das auf #11 in den USA chartende "Take Time To Know Her" von 1968, ist nicht minder erwähnenswert. Sledge hat bei aller immer noch vorhandenen Kraft in der Stimme hier mehr Subtilität im Vortrag als bei seinem großen Gassenhauer.


47. Everlasting Love von The Love Affair

Zum Jahreswechsel 67/68 veröffentlichte The Love Affair, eine britische Beatpop-Gruppe, deren erste Single - das von Jagger/Richards geschriebene "She Smiled Sweetly" - gefloppt war, ihr Cover von "Everlasting Love". Robert Knight veröffentlichte den Song im Jahr zuvor in einer zärtlicheren Soulversion, der The Love Affair noch einmal einen ordentlichen Schwung verpassten. Während in den USA die Robert Knight Version die erfolgreichere bleibt, wurde in Europa das britische Cover (Nummer-1-Hit in UK, #12 in Deutschland) zum Evergreen.


48. Send Me A Postcard von Shocking Blue

Die niederländische Rockband The Shocking Blue ist natürlich in erster Linie bekannt von ihrem 69er Hit "Venus", der #1 in den US-Charts erreichte. Ich persönlich bevorzuge aber das weniger totgespielte "Send Me A Postcard" aus dem Vorjahr, auf dem The Shocking Blue durchaus schon die Entwicklung erahnen, die die Entwicklung des Rocknroll nehmen sollte. Die Wurzeln im Garage/Rocknroll sind zu hören, die psychedelische Orgel ist dem Jahr entsprechend vorhanden, aber im Gitarrenspiel und den Vocals von Mariska Veres deutet sich bereits der Hard Rock der kommenden Jahre an.
Eine hübsche Genre-Bezeichnung für diese Spielart des niederländischen Garagerocks ist übrigens: Nederbeat.


49. Dream A Little Dream Of Me von The Mamas & The Papas

Bereits 1931 ist "Dream A Little Dream Of Me" geschrieben worden, die Lyrics stammen vom in Koblenz geborenen Gus Kahn. Die bekannteste Version dieses oft gecoverten Standards stammt von den Mamas & Papas, die sogar zweimal damit erfolgreich waren. Im Erscheinungsjahr 1968 auf #12 in den USA, 1992 dank eines Einsatzes in einer "C&A"-Werbung dann endlich auch in Deutschland ein später Top-Ten-Hit (#5).


50. Hush von Deep Purple

Lacht's mich aus, aber meine wichtigste Begegnung mit dem großen Deep Purple Hit habe ich Kula Shaker zu verdanken, die damit 1997 einen #2-Hit in UK landeten. Lange Jahre war ich dann der Meinung, dass Kula Shaker hier Deep Purple coverten, aber auch Deep Purple waren ja gar nicht die ersten - die erste Version stammt von Billy Joe Royal. Dessen 1967 aufgenommene Single hat zwar bereits die "na na na naas" der beiden berühmten Cover, ist aber ansonsten ein braverer Country-Pop-Song, dem das psychedelisch Ausufernde noch fehlt.
























































Filme des Jahres 1968

Liste von Lassie

1. Spiel mir das Lied vom Tod

Bei diesem monumentalen Meisterwerk des großen Sergio Leone, der nun binnen vier Jahren von mir bereits zum dritten Mal auf die Spitzenposition gesetzt wird, weiß man gar nicht, wo man mit dem Schwärmen beginnen soll: Mit der ebenso wortarmen wie grandiosen Anfangsszene? Mit der überragenden Musik des Genies Ennio Morricone? Mit den tollen Landschaftsaufnahmen? Mit den fantastischen Hauptdarstellern Charles Bronson, Henry Fonda, aber auch Claudia Cardinale? Mit den exzellent gezeichneten Figuren ("Mundharmonika", Cheyenne, Frank, Morton)? Mit der Dramaturgie des Films? Mit dem epischen Showdown samt Auflösung der Beweggründe "Mundharmonikas" am Ende? Letzterer bleibt neben der im Deutschen titelgebenden Mundharmonikamelodie wohl am meisten im Gedächtnis haften, doch es handelt sich bei diesem Western vor allem um ein faszinierendes Gesamtkunstwerk.



2. Leichen pflastern seinen Weg

Ein sehr atmosphärischer, bedrückender und extrem harter Western von Sergio Corbucci, der mit einem überraschenden Ende aufwartet (zu dem sogar eine gänzlich anders geartete Alternativ-Version existiert) und nach der Betrachtung erheblich nachwirkt. Schauspielerisch brillieren der wieder einmal den Inbegriff des Diabolischen verkörpernde Klaus Kinski und Jean-Lous Trintignant als Darsteller der charismatischen Hauptfigur "Silence". Während man den Protagonisten auch mit dem herrlich doppeldeutigen Originaltitel "Il grande silenzio" assoziieren kann, ist der deutsche Filmtitel ("Leichen pflastern seinen Weg") leider einmal mehr misslungen und trifft den originären Wortzauber im Titel nicht ansatzweise.


3. Hang 'Em High

Platz 3 geht ebenfalls an einen Western und auch der Darsteller Clint Eastwood darf in diesem Ranking mal wieder nicht fehlen. "Hängt ihn höher" zählt zwar nicht zu seinen absoluten Topfilmen, doch weiß dieser Film trotz vereinzelter Schwächen insgesamt durch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Recht und Unrecht sowie Vergeltung und Vergebung zu überzeugen. Die dem Genre bisweilen anhaftende Schwarz-Weiß-Malerei wird vermieden, da die Grenzen zwischen Gut und Böse bisweilen verschwimmen. Dies trifft auch auf den Protagonisten zu, der sich nicht frei von Schwächen zeigt und für Eastwood-Verhältnisse überraschend wortreich agiert.
In Nebenrollen sind übrigens auch spätere Größen wie Dennis Hopper und Bruce Dern zu sehen.


Liste von Christian_alternakid

1. 2001: Odyssee im Weltraum

Ein Jahr vor der Mondlandung inszenierte Stanley Kubrick den akkuratesten Weltraum-Film überhaupt - und war so überzeugend, dass sich die Verschwörungstheorie lange hielt, er habe auch die Mondlandung im Auftrag der NASA in einem Studio aufgenommen.
Was natürlich Quatsch ist, denn die Wirklichkeit sah auch nie annähernd so gut aus, wie Kubrickss Meisterwerk des Retrofuturismus.

Perfekte Sets kommen in "2001" mit einer nahezu undurchdringlichen, auf einer Kurzgeschichte von Arthur C. Clarke beruhenden Erzählung zusammen. Die erste halbe Stunde ist stumm und beginnt vor der Menschheit, das Ende ist ein Fiebertraum in allen Farben der Welt und eine wortlose Wiedergeburt des Lebens.

"2001" kam wahrscheinlich auch genau zur richtigen Zeit ins Kino: der Moment, in dem die Forschrittsgläubigkeit und der Weltblick der Stoner & LSD-Jünger gleichzeitig vorhanden war. Dass das Establishment Kubrick bei der Oscar-Verleihung mit Ausnahme des Special-Effects-Oscars überging: geschenkt, über euch lacht heute die Welt.

(Übrigens: der Special-Effects-Oscar sollte sogar der einzige Academy Award bleiben, den Kubrick je erhalten würde. Was angesichts dessen größter Filmographie der Geschichte eigentlich zur sofortigen Auflösung der Academy führen sollte)


2. Rosemary's Baby

Der beste Horrorfilm von allen. Polanskis großer Kniff ist sein Wille zur Ambiguität. Im Grunde bleibt bis zur Schlußszene unklar, ob wir hier Mia Farrows Charakter in der Phase einer tiefen Depression sehen oder ob dieses Haus, seine Nachbarn, ja vielleicht sogar ihr Mann?, mit dem Teufel selbst im Bunde sind. Das Haus, in dem Rosemary wohnt, ist ein weiterer Hauptdarsteller und wird von Polanski eingefangen wie eine bedrohliche Gothic-Kirche.


3. Night Of The Living Dead

"Die Nacht der lebenden Toten" war anders.
George A Romeros erster Zombie-Film ist in sich politisch, the "first-ever subversive horror movie" (Village Voice), eine Allegorie auf den Krieg in Vietnam, den Romero insbesondere in seinen visuellen Mitteln spiegelt, und noch mehr als Statement über Weiße gegen Schwarze in Amerika selbst.

Die heroischste Figur in dieser Nacht der lebenden Toten ist der Afroamerikaner Ben, der mit größter Vehemenz und schärfster Intelligenz gegen die drohende Gefahr von Außen kämpft und der Gruppe mehrfach das Leben rettet. Umso tragischer ist das Ende, das wieder den Kreis schließt zur Vietnam-Allegorie: während man gern die Schwarzen als Soldaten in einen Krieg schickte, um die "gemeinsame Heimat" zu verteidigen, behandelte man sie dort mit der gleichen Missachtung wie zuvor.
Vielleicht der wichtigste Horrorfilm überhaupt.


4. Die Stunde des Wolfs

Einer der rätselhaftesten Filme Ingmar Bergmans und einer der erschütterndsten. Näher war Bergman nie am surrealen Horrorfilm, aber "Die Stunde des Wolfs" ist mehr ein inneres Psychogramm, eine Collage von Albträumen und damit dem ursprünglichen Wesen des Horror wahrscheinlich näher als jeder Schlitzer-Film.


5. Spiel mir das Lied vom Tod

Während ich mit Sergio Leones ebenfalls legendäre "Handvoll Dollar"-Trilogie nie wirklich warm geworden bin, erreicht "Spiel mir das Lied vom Tod" auch meine Welt. In meiner Jugend war ich irre fasziniert von der Regungslosigkeit der langen Eröffnungssequenz, die im Grunde die Stärken des dreistündigen Leones Film schon gut zu Beginn zusammenfasst.

Die verschachtelte (und verwirrende) Geschichte um Eisenbahnbau und Menschengier ist wie in Polanskis "Chinatown" zwar einerseits plottreibend, aber andererseits in ihren Details auch fast egal, weil die daraus entstehende Atmosphäre des Jeder gegen Jedens die eigentliche Spitze der Inszenierung ist.

"Once Upon A Time In The West" ist ohne Frage der große Italo-Western, aber ich würde soweit gehen, dass zumindest für alle Nachtweltkriegsgenerationen Leone hier sogar den epischen Western überhaupt gedreht hat und mit seinem Meisterwerk alle amerikanischen Vorbilder übertrifft.


6. Zur Sache, Schätzchen

"Kennst du Werner Enke?" fragte die Liga der gewöhnlichen Gentlemen 2015 und die traurige Antwort der meisten darauf war: "Nee...".
Dabei ist dank Werner Enkes Drehbuch und Mary Spils Regie (ein Name, der NOCH mehr in Vergessenheit geraten ist!) "Zur Sache Schätzchen" einer der besten deutschen Filme der 60er Jahre. Ein frecher, wilder, aber immer spielerischer Aufschrei gegen das Establishment. Natürlich hatte Spils die Nouvelle Vague - Filme gesehen, aber in Zusammenarbeit mit Enke gelang ihr hier etwas völlig anderes, freieres, weniger verkopftes als den französischen Kollegen. Es ist wirklich eines der großen Rätsel des deutschen Films, warum dieses Erbe so in Vergessenheit geraten ist.


7. Bullitt

Steve McQueen auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Passend natürlich, dass der bekennende Autonarr (siehe auch seinen später selbst produzierten "Le Mans"-Film) in "Bullitt" die Autoverfolgungsjagd schlechthin drehen konnte, die gleich zu Filmbeginn für volle 11 Minuten durch San Francisco rast. Aber auch zu Fuß machen McQueen und "Bullitt" eine gute Figur. Die zeitgenössische Kritik der New York Times fand das schöne Fazit, dass das Ende des Films "Fans von "Polizeibericht" bis Camus zufriedenstellen sollte".


8. Targets

Peter Bogdanovichs Debütfilm ist ein Wunder der Effizienz: Produzent Roger Corman gab Bogdanovich ein kleines Budget unter der Vorgabe, den Altstar Boris Karloff mit der Hauptolle zu betrauen und 20 Minuten Material aus seinem Schlock-Film "The Terror" zu verwenden. Was in anderen Händen in einem mehr schlecht als recht zusammengeflickten Frankenstein von einem Film geendet hätte, wurde unter Bogdanovichs Regie (der auch mit seiner Partnerin Polly Platt das Drehbuch geschrieben hat) zu einem der zündenden Feuerwerke für New Hollywood, sozusagen der "Bonnie & Clyde" von unten.

Bogdanovich ersinnt zwei zunächst scheinbar unabhängige Storylines, gibt in der einen Karloff eine Meta-Rolle als alternder Filmstar, der nicht mehr in Schlock-Filmen gegen Monster kämpfen möchte, und führt in der anderen einen squaky-cleanen Mittelklassetypen ein, der sich als Psychopath erweist und ohne Grund außer "funny thoughts" einen Amoklauf startet. Am Ende wird Karloff einem neuen Monster gestellt: dem der Realität, des Mörders aus der Mitte der Gesellschaft. Das ist gleich auf mehreren Ebenen so dermaßen modern inszeniert, an der neuen Welle europäischer Filme geschult und eine solche Abkehr vom althergebrachten amerikanischen Kino, dass der ewige Ruf dieses 130.000 Dollar Low Budget Films auch heute noch verdient ist.


9. Lebenszeichen

Die vielen skurrilen Geschichten über Werner Herzog und seine Interviews, die eine Art Kunstfigur transportieren, lassen oft vergessen, welch widerspenstige und doch zugleich hochemotionale Filme Werner Herzog gedreht hat.

Ein schönes Beispiel ist die Schlußsequenz von „Lebenszeichen“, Werner Herzogs Debütfilm von 1968:

„In der zweiten Nacht, als sich Stroszek zum zweiten Mal mit einem Feuerwerk herrlichte, wurde er von seinen eigenen Leuten überwältigt. (…) Er hatte in seinem Aufbegehren gegen alles etwas Titanisches begonnen, denn der Gegner war hoffnungslos stärker. Und so war er so elend und so schäbig gescheitert wie alle seinesgleichen.“


10. If....

Bevor Malcolm McDowell mit Alex in "Clockwork Orange" einen der prägendsten Charaktere für Gegenkultur überhaupt verkörperte, spielte er einen Schulrebellen in "If...".
Lindsay Andersons Cannes-Gewinner hat vor allem auf der Insel einen geradezu mythischen Ruf: Im Ranking des British Film Institutes landete "If..." auf #12 der besten britschen Filme aller Zeiten, obwohl die Satire über die unerträglichen Zustände an englischen Schulen insbesondere wegen seines aufbegehrenden Endes zur Veröffentlichung heiß umstritten war und nur mit einem "X"-Rating in die Kinos kommen durfte.


11. The Thomas Crown Affair

Eine (New-)Hollywood-Extravaganza der Sonderklasse mit einem Steve McQueen in bestem "sexiest man alive"-Modus.

McQueen legt seinen Mastermind-Gauner-aus-Langeweile mit so viel stylisher Klasse an, dass ich mir hier erstmals einen amerikanischen James Bond vorstellen konnte. Dass der Plot nach der ersten Aufdeckung mit folgender Annäherung durch die Meisterdieb-Jägerin Faye Dunaway ein wenig dahindröppelt und mich auch gegen Ende nicht so wirklich überzeugt, ist geschenkt, denn selten wurden Split-Screens schöner eingesetzt und dabei bessere Klamotten getragen.


12. Bei Bullen singen Freunde nicht

Auf "Adieu L'Ami"* bin ich über den tollen B-Movie-Podcast** des New Beverly Cinemas mit Quentin Tarantino gestoßen. Bevor Charles Bronson in seinem Heimatland mit "Death Wish" & Co. zum Star wurde, war er in Europa dank des 1968er Doppelschlags aus "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Adieu L'Ami" bereits eine große Nummer. Obwohl "Adieu L'Ami" einer der großen Hits des Jahres in Frankreich war, wurde "Farewell, Friend" (so der englische Titel) in den USA erst fünf Jahre später veröffentlicht.

Im gelungen gegensätzlichen Casting aus Bronson und Alain Delon liegt die Kraft des Films, die beide entlang ihrer bekannten Charakterzüge spielen und so ein schönes Ganoven-Gegensatzpaar aus ruchlos & eiskalt abgeben. Plot und Inszenierung wirken immer ein wenig neben der Spur, dass ich manchmal nicht so recht wusste, wohin dieser Heist-Film eigentlich will, was aber auch seinen Reiz ausmacht. Bestes Beispiel dafür ist eine fantastische, eigentlich völlig nutzlose, längere Sequenz in der ersten halben Stunde, die in einer abstrakt künstlerischen Art Bronsons Zwischenjob als Zuhälter zeigt und irgendwo zwischen Bunuels "Belle De Jour" und Refns "Neon Demon" liegt, ohne dabei die Assigkeit des Bronson-Charakters zu minimieren.

Auch dass die Auflösung der ganzen Chose zwei anderen Charakteren das Heft des Handelns in die Hand gibt, ist eine schöne Überraschung.
"Adieu L'Ami" mag nicht ohne Längen und Plotlöcher sein, hebt sich aber gerade dadurch von klassischem Eurocrime-Genre-Stoff dieser Zeit ab und wird so zu etwas eigenem.


* einer für die Ahnengalerie der deutschen Kinoverleihtitel: egal ob vom Original mit "Adieu L'Ami" oder dem englischsprachigen Titel "Farewell, Friend", der Weg zur deutschen Version mit "Bei Bullen 'singen' Freunde nicht" ist schon ein sehr weiter, umständlicher.


13. Ich bin neugierig (blau)

"I Am Curious (Blue)" ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie sein Schwester-Film "I Am Curious (Yellow)": ein Hybrid aus soziopolitischer Doku und individualsexueller Fiktion, wobei das blaue Pendel stärker in RIchtung Politik ausschlägt, den Sexpart deutlich zurückfährt und dahingehend, abgesehen von eventuell damaligen Befindlichkeiten hinsichtlich des Zeigens von lesbischem Sex und Redens über Masturbation, eigentlich kaum Skandalerregungspotenzial bietet.

Die politischen Positionen dagegen sind sicher auch aus heutiger Sicht noch umstritten im Mainstream: gegen die Staatskirche, gegen die Klassengesellschaft, gegen die Lohnarbeit, gegen die Idee Gefängnis und über allem gegen das Prinzip Verdienst für Verdienst, also gegen jede Meritokratie. "I Am Curious" denkt den schwedischen Wohlfahrtsstaat komplett zu Ende, hinterfragt aber natürlich - wie eigentlich immer bei Filmen mit dieser Position - leider keine alternative Finanzierung der Welt. Zwar verdient laut Film der Architekt das Zweieinhalbfache der Kaltmamsell (ein Beruf den ich LANGE nicht mehr gehört habe!), zahlt aber auch bereits 80% Steuern. Deshalb ist es fast kurios, dass ausgerechnet ein schwedischer Film diese Forderungen mit solcher Dringlichkeit aufstellt und in der Folge in den USA zu einem solchen Counter-Culture-Sensationserfolg wurde, wäre doch für die amerikanische Gesellschaft schon der hier von Vilgot Sjöman so arg kritisierte Ist-Zustand Schwedens ein "marxistisches Paradies".

Filmisch hat "Blue" Stärken in seiner verschränkten, sich selbst hinterfragenden Struktur und der Thematisierung des Prinzips "Film" mit ständigen Brüchen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, die sich nicht nur auf dazwischen eingestreute, anscheinend echte Straßenumfragen mit real people beschränkt, sondern immer wieder auch den Prozess des Filmens und der Aufnahme ausstellt und die Figuren damit in einer Doppelbödigkeit als Charakter wie als Person dahinter zeigt.

Regisseur und Radikalinski Vilgot Sjöman darf man also gern als schwedische Entsprechung von Jean-Luc Godard sehen, allerdings fehlt Sjöman sowohl das Spielerische, das Godard in jenen Jahren immer noch auszeichnete (siehe den zwei Jahre älteren "Masculin, Feminin - die Kinder von Marx & Coca Cola" beispielsweise) und dessen Göttertalent für Bildkompositionen.


14. Leichen pflastern seinen Weg

Ungewöhnlicher Western, übrigens viel weniger exploitativ als der deutsche Titel "Leichen pflastern seinen Weg" glauben lässt - der Originaltitel "The Great Silence" trifft den Kern des Films bei weitem mehr.

Was ich sehr mochte, war dass Setting in dieser trostlosen Schneelandschaft - allein dadurch gelingt Sergio Corbucci atmosphärisch ein völlig anderer Western.

Aufgrund seines Alters ist "The Great Silence" schon etwas behäbig erzählt, deshalb auch nur 6/10 - aber mit klarer Tendenz nach oben, vor allem weil das Ende wirklich sehr überrascht.
Schön nihilistisch.


15. Planet der Affen

Zwei überraschende Erkenntnisse beim Wiedersehen nach gut 25 Jahren: es dauert erstaunlich lange bis aus der Weltraumexpedition tatsächlich ein "Planet der Affen" wird und die ersten Primaten zu sehen sind. Dagegen ist das Ende fast absurd plötzlich, ich hätte hier einen weit längeren Weg in die "verbotene Zone" erwartet.

Ein wenig angestaubt ist "Planet der Affen" natürlich schon, aber die Grundidee und der letztendliche Twist sind immer noch beeindruckend. Kurios, dass die Wissenschaftsfeindlichket der Affen-Polit-Elite heute noch treffender satirisch wirkt als es damals der Fall gewesen sein dürfte!


16. Don Mariano weiß von nichts

Kühl inszenierter, früher Poliziottesco, dem die effektheischerische Krassheit der späteren Euro Crime - Welle abgeht, sondern mehr als Analyse auf eine durch und durch korrumpierte Gesellschaft zu lesen ist, die auch mit den besten Absichten nicht erlöst werden kann, da die Verstrickungen zu tief sind.

Ein junger, bestechend blauäugiger Franco Nero spielt den idealistischen Polizisten, der sich mit den Gegebenheiten nicht abfinden will und sich zum Gegenspieler des örtlichen Mafia-Bosses aufschwingt (der hier angenehmerweise nicht als idealisierter Mob-Chef gespielt wird, sondern als Eminenz im Hintergrund, die geräuschlos Strippen zieht und auch ohne Brimborium via der Vergabe von Bauvorhaben seine Macht beweist).

So ist "Don Mariano weiß von nichts" ein ungewöhnlicher, realistisch geerdeter Mafia-und-Polizei-Film in der sengenden Sonne Süditaliens, der bis zu seinem Ende konsequent bleibt.


17. Sympathy for the Devil

Godards sehr experimenteller Ausflug ins Studio der Rolling Stones, ausgerechnet an jenem Tag, als die Band "Sympathy For The Devil" zusammen komponierte.

Godard beobachtet die Band mit einer wandernden Kamera, während "Sympathy For The Devil" langsam Gestalt annimmt. Jagger, Richards & Co sind in End60er-Fashion wie Harlekine gekleidet und stehen in den farbenprächtigsten Ecken eines geräumigen Studios in London herum, während Godard mit seiner Kamera durch den Raum läuft.

Call it Entmystifizierung, call it Dokumentation, aber nenn es auf jeden Fall einnehmend und faszinierend.

Dass Godard sich 1968 natürlich nicht mit einer schnöden Studio-Doku zufriedengeben würde, ist eh klar: denn zwischen den Segmenten mit den Stones und dem "...Devil" bringt Godard seine Art von Polit-Propaganda-Sketche, die ohne jeden Zusammenhang gedroppt werden. Da stehen militante Schwarze zwischen ausgebeuteten Autos und deklamieren Slogans, da rennen junge, hübsche Frauen am Strand entlang und werden mit Kunstblut beschmiert, da grüßen Kids im Comicbuchladen Mao während Godards Kamera über Erotikschriften, Graphic Novels und Lifestyle-Magazine fährt.

Selbst für Godard-Verhältnisse sieht "One Plus One" fantastisch aus. Erverweigert sich natürlich jedem Narrativ oder Plot, geht also noch einen Schritt weiter als in "La Chinoise" im Jahr zuvor. Bald wird sich Godard ganz aus der Popkultur verabschieden.

Schade, er hätte im Kampf hier mehr bewirken können als in den kommenden Jahren in jener Ecke, als er nur noch zu den eh schon Bekehrten predigte.


18. Die Braut trug schwarz

Auf den Kirchentreppen, am Tag der Hochzeit, wird der Ehemann erschossen. Die überlebende Braut widmet den Rest ihres Lebens der Rache und der Suche nach den Tätern.
Kommt bekannt vor? Yepp, "Die Braut trug schwarz" von Truffaut ist praktisch der Plot-Blueprint zu Tarantinos "Kill Bill".

So lange Truffaut die Tat im Ungefähren lässt und uns nur bruchstückhaft mit Informationen versorgt, warum diese Frau all diese Männer tötet, fasziniert mich "Die Braut trug schwarz" ziemlich. Doch mit der Beleuchtung der banalen Hintergründe - ungefähr mittig im Film - verliert Truffauts "Braut" stark an Verve und gewinnt erst durch sein zunächst rätselhaftes, dann ziemlich smart-gemeines Ende wieder.

Insgesamt nicht nur filmhistorisch für Tarantino-Buffs sehenswert, sondern für mich schon einer der besseren Truffaut-Filme.


19. Das Mädchen

Das Balzverhalten junger Ungarn in den ausgehenden 60ern, erzählt aus der Perspektive eines Mädels aus einem staatlichen Waisenhaus.

Insbesondere diese rein weibliche Sichtweise macht "Das Mädchen", den ersten ungarischen Film, der von einer Frau (Márta Mészáros) gedreht wurde, sehenswert: Kati Kovacs signalisiert bereits mit ihrer schicken Kurzhaarfrisur ein Verhalten, das sich von den Konventionen der Gesellschaft lösen will und küsst mal den und knutscht mal jenen.

Besonders deutlich wird bei einem Ausflug aufs ungarische Land im Versuch ihre Eltern zu finden der Gegensatz eines progressiven Budapester Mädchens zu den althergebrachten Einstellungen der Gesellschaft

Allerdings kann ich mit diesem roten Faden der Handlung - Suche nach den Eltern - am wenigsten anfangen, wodurch "Das Mädchen" schon mehr durch seine Impressionen in Beat-Kneipen besticht statt als existentialistische Suche nach der eigenen Herkunft.


20. Funny Girl

Dafür, dass ich bekanntermaßen Musicals hasse, hat mir "Funny Girl" erstaunlich gut gefallen. Was natürlich auch bedeutet: es gibt hier einen richtigen Plot und Menschen reden auch mal statt ständig nur zu singen. Die Musikeinlagen sind auch meist in die Handlung schlüssig eingebunden und fallen nicht vom Himmel.

Herzstück von "Funny Girl" ist eine toxische Beziehung zwischen Omar Sharif (toll!) und Barbra Streisand (straight aus der Otto-Waalkes-Overacting-Schule) mit langem sie-kriegen-sich-sie-kriegen-sich-nicht-Beginn. Die dann doch folgende Beziehung wird in der zweiten Film-Hälfte durchaus düster. Dank des Charmes von Omar Sharif ist die rechte Arschlochhaftigkeit seiner Figur gerade noch akzeptabel, allerdings auch fraglos ein Produkt ihrer Zeit.

Streisand hat trotz ihres Overactings eine solche Frische, dass ich erstmals verstanden habe, warum sie so ein Weltstar geworden ist. Dass bei acht Oscar-Nominierungen als einziger Gewinn die Auszeichnung für die beste Hauptrolle für Streisand herausgesprungen ist, ist natürlich trotzdem not funny.


21. Dom kallar oss Mods

"Then I started to run around with the Mods and I don't regret that 'cause I never had so much fun as last year."


If Beavis & Butthead were real. Und schwedische Paisley-Mods.

Fly On The Wall Dokumentation aus dem schwedischen Untergrund der ausgehenden 60er. Die beiden Protagonisten Kenta & Stoffe hätte man ein Jahrzehnt vorher wohl "Halbstarke" genannt, ein Jahrzehnt später Punks.
Individuen, deren Lebenswege so komplex und kaputt sind, dass sie schon als späte Teens selbst in eine so liberale Gesellschaft wie die schwedische nicht mehr passen mögen.

"Dom kallar oss Mods" (oder auf englisch: "They call us Misfits") zeichnet ein Jahr im Leben der beiden Rowdys nach, handelt von Spaß, Saufen, Sex, Drogen, unter Brücken schlafen und ist offensichtlich ungeskripted, was aber auch einigen Leerlauf mit sich bringt.

Stefan Jarl verfolgte mit zwei weiteren Dokumentationen den Lebenslauf von Kenta und Stoffe in späteren Jahrzehnten und hat damit ein Pendant zur berühmten "UP!"-Dokuserie geschaffen, nur dass Jarl an die Ränder der Gesellschaft blickt und nicht mehr wegschaut.


22. In the Year of the Pig

"Only God is objective, and he doesn’t make films.”

"In The Year Of The Pig" ist eine Dokumentation über den Vietnamkrieg, die im Moment seines Wütens entstanden und damit bemerkenswert hellsichtig ist.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kriegsdokumentationen schaut "In The Year Of The Pig" nicht unbedingt auf die Schlachtfelder, sondern in die Hinterzimmer der Macht. Der Fokus liegt auf dem Warum des Krieges, das die Felder erst zu Schlachten werden ließ und ist dabei enorm aufschlußreich. Dass der Vietnamkrieg zum Zeitpunkt dieser Dokumentation noch Jahre dauern würde, ist leider in den Interviews und Mitschnitten von Politikerreden bereits absehbar, denn die US-Politik kann sich eine Niederlage einfach nicht vorstellen (bis sie gut sieben Jahre tatsächlich eintreten wird).

Regisseur Emile de Antonio kommentiert nicht aus dem Off, sondern reiht (westliche) Aussage an Aussage und trifft dennoch in seiner Montage natürlich ein Statement zum Krieg. Dass er auf der Seite von Ho Chi Minh steht, ist kaum verklausuliert. Daraufhin kritisiert, antwortete er mit dem schönen Satz: "Only God is objective, and he doesn’t make films".

P.S.: Das Cover des The Smiths - Albums "Meat Is Murder" ist aus dieser Doku, die originale Helmbeschriftung "Make War Not Love" wurde in den Albumtitel abgewandelt.


23. Dom kallar oss Mods

"Then I started to run around with the Mods and I don't regret that 'cause I never had so much fun as last year."

If Beavis & Butthead were real. Und schwedische Paisley-Mods.

Fly On The Wall Dokumentation aus dem schwedischen Untergrund der ausgehenden 60er. Die beiden Protagonisten Kenta & Stoffe hätte man ein Jahrzehnt vorher wohl "Halbstarke" genannt, ein Jahrzehnt später Punks.
Individuen, deren Lebenswege so komplex und kaputt sind, dass sie schon als späte Teens selbst in eine so liberale Gesellschaft wie die schwedische nicht mehr passen mögen.

"Dom kallar oss Mods" (oder auf englisch: "They call us Misfits") zeichnet ein Jahr im Leben der beiden Rowdys nach, handelt von Spaß, Saufen, Sex, Drogen, unter Brücken schlafen und ist offensichtlich ungeskripted, was aber auch einigen Leerlauf mit sich bringt.

Stefan Jarl verfolgte mit zwei weiteren Dokumentationen den Lebenslauf von Kenta und Stoffe in späteren Jahrzehnten und hat damit ein Pendant zur berühmten "UP!"-Dokuserie geschaffen, nur dass Jarl an die Ränder der Gesellschaft blickt und nicht mehr wegschaut.


24. Elvis Presley's '68 Comeback Special

Nachdem Elvis geschlagene sieben Jahre nicht mehr live aufgetreten war, weil Manager Colonel Parker lieber die Seele des Kings an mediokre Hollywood-Strefen verhökerte, war das "68 Comeback Special" (was erst ein später sich dafür etablierender Name war, da Elvis das Wort "Comeback" gar nicht mochte und ursprünglich die Sendung schlicht eine Weihnachtssendung werden sollte) für ihn die Möglichkeit, sich gegenüber Parker zu emanzipieren und zu zeigen, dass er noch eine Relevanz in der sich wildüberschlagenden musikalischen Szene der Mitt/End-60er hatte.

Das "Comeback Special" hat immer dann seine allerbesten Momente, wenn Elvis in einem intimen Setting, auf einer minimalistischen Bühne inmitten einer handvoll Zuschauer einfach mit Gitarre seiner Songs performed (ein Setting, das sich übrigens die Strokes für ihr legendäres 2$-Bill-Konzert 2002 ausgeliehen hatten*). Die Schwächen sind dagegen in den großen "Musical"-Nummern zu finden, die heute nicht nur albern wirken, sondern eben auch überproduziert sind im Vergleich zu den wunderbar reduzierten Rocknroll/Blues/Gospel-Liedern, die Elvis inmitten der Zuschauer spielt.

Ausnahme hiervon ist natürlich der Schlußsong "If I Can Dream" (für mich der 36.beste Song des Jahres '68 überhaupt), den Presley in weißem Anzug vor dem ikonischen, roten ELVIS-Schrift-Backdrop als Rauswerfer anstelle des ursprünglich hier eingeplanten Weihnachtslieds performed.

* https://www.youtube.com/watch?v=dqOIonni7-Q


25. Live a Little, Love a Little

Ein herrlicher Quatschfilm mit Elvis. Völlig durchgeknallte Geschichte um einen Fotografen (Elvis), der zwei Jobs im gleichen Haus ausführt - für ein Nacktmodelmagazin sowie für eine sehr konservative Agentur. Was folgt? Verwirrung galore!

"Live a Little, Love a Little" ist allein schon deshalb unvergesslich wegen all den Szenen, in denen Elvis mit einer deutschen Dogge an einem Tisch sitzt.
Popkulturell hatte dieses Elvis-Vehikel unerwartete späte Nachwirkungen, ist doch die Originalversion von "A Little Less Conversation" aus diesem Film und wird auch von Elvis in einer sehr psychedelisch-schwingenden Szene dargeboten. Ein "Edit"/Remix dieses Rocknroll-Knallers durch Junkie XL war Anfang der 2000er ein Nummer-1-Hit in UK sowie in den deutschen Top 10.


26. Death by Hanging

Der japanische Film "Death By Hanging" ist zugleich ein zutiefst politischer Film wie ein absurdistisches Spektakel. Nagisa Ôshima beginnt mit einem dokumentarischen Monolog über Zustand und Durchführung der Todesstrafe in Japan. Doch als er exemplarisch in einem theaterhaften Setting eine Hinrichtung vorführt, stirbt der Hingerichtete, ein junger, der Vergewaltigung und des Mordes angeklagter Koreaner, nicht.

In der Folge versuchen die anwesenden Eminenzen, die wie in Pasolinis "Salo" exemplarisch als Symbole für verschiedene Ausprägungen des Establishments stehen (Judikative, Exekutive, Kirche...), den nicht-toten Hingerichteten zu einem neuerlichen Geständnis und erneut zu einer Exekution zu bewegen.

"Death By Hanging" ist ob der Absurdität nach seinem ersten Drittel ein wirklich schwer greifbarer Film, der es weder sich noch dem Zuschauer leicht macht - aber am Ende ein unmissverständliches, humanistisches Pladoyer gegen Hinrichtungen formuliert.


27. Black Panthers

Mehr Momentaufnahme als Dokumentation:
ein Blick von Agnes Varda auf die Proteste gegen die Verhaftung von Black Panther - Führer Huey P. Newton, viele O-Töne der Demonstrierenden (und von einem älteren weißen Herrn aus Texas) inklusive.

Die Bilder versprühen bestes grobkörniges End60ies-Flair, der Rebel Chic der Black Panthers fasziniert noch immer und die spontanen Gesangseinlagen vor dem Justizgebäude wären hervorragende Samples für das nächste Sault-Album.

Sieht man die Bilder der Black Panther in ihrer utopistisch-individuell-militaristischen Kleidung und hört die Thesen, die von Antirassismus zu Marxismus reichen, weiß man sofort, warum das weiße, konservative, kapitalistische Amerika so vor ihrer Wirkung gezittert hat!


28. The Perfect Human

2003 brachte Lars von Trier "Five Obstructions" ins Kino. Gegenstand dieses Dokumentarfilms war ein Spiel mit der dänischen Regielegende Jorgen Leth, der 1968 den Kurzfilm "The Perfect Human" gedreht hatte.

Von Trier forderte Leth auf, seinen eigenen Film mehrfach neu zu inszenieren, aber immer nach einschränkenden vontrier'schen Vorgaben. Ergebnis war ein unterhaltsamer, sehr lehrreicher und sich manchmal etwas sadistisch anfühlender Film, der damals natürlich mein Interesse an der Vorlage geweckt hatte.

Nur 19 Jahre später bin ich nun auch dazu gekommen, "The Perfect Human" zu sehen. Leths 'perfekter Mensch' ist minimalistisch, aber sehr schön gefilmt - auf blendend weißem Backdrop tanzt, isst und räkelt sich der perfekte Mensch, die reine Oberfläche, die pure Projektion.

"Today I experienced something I hope to understand in a few days".


29. Gefahr: Diabolik!

Gar nicht so trashig wie erwartet. Gut gefilmt von Mario Bava in beeindruckendem Farben-Overkill, aber natürlich ein wirres Drehbuch.


30. Nackt unter Leder

In den 60ern nannte man das Spielfilm:
Marianne Faithfull fährt - "nackt unter Leder" - auf einem Motorrad vom Ehemann im Elsass zum Liebhaber nach Heidelberg (Alain Delon), tagträumt und philosophiert dabei über freie Liebe, Wollust und gesellschaftliche Konventionen.

Schöne Bilder und viel swinging psychedelic feeling, aber für die Verhandlung von selbstgewählten (Ohn-)Machtspositionen in Mann/Frau-Beziehungen ist Bunuels "Belle De Jour" sicher der schlauere Film.


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