This ain't no disco

22.01.2010 | 1 Kommentar | motorhorst

Die Depeche-Mode-Werksschau, Teil 05: Speak & Spell (1981)
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Das allererste Album von Depeche Mode mit dem Namen Speak & Spell erschien im Oktober 1981.

Zu diesem Zeitpunkt waren bereits drei DM-Singles erschienen, die auch allesamt in den UK-Charts platziert wurden. Nach einem verhaltenen Start mit Platz 57 für Dreaming Of Me (aber: Hallo, das war ja eine neue Band), kratzte New Life bereits an den Top Ten. Diese Mauer durchbrach dann endgültig Just Can't Get Enough mit Platz 8. Die Band hatte folglich bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad was auch für eine entsprechend gute Platzierung des Albums in den britischen Charts (Platz 10) sorgte.

Singles: Die erste Depeche Mode-Single war Dreaming Of Me (Mute 13). Aufgrund der schlechten Charts-Platzierung (#57) wurde dieses Stück nicht auf die ursprüngliche Version von Speak & Spell im UK genommen.
Es folgte New Life (Mute 14), die zur Durchbruchssingle für Depeche Mode in England wurde.
Just Can't Get Enough (Mute 16) war die dritte Single, die wie ihre beiden Vorgänger vor Veröffentlichung des Albums erschien. Zu diesem auch heute noch zu oft gespielten Song gab es auch das erste Video von DM.
Auffällig ist bei diesen drei Veröffentlichungen, dass noch nicht die typische BONG-Durchnummerierung der späteren Singles existierte, sondern die normalen MUTE-Katalognummern vergeben wurden.

Martin-Faktor: Nur zwei Songs auf Speak & Spell stammen von Martin L. Gore. Zu dieser Zeit war Vince Clarke der Hauptschreiber der Band, folgerichtig sind 9 der 11 Titel von ihm. Von diesen singt Dave Gahan 9 Stücke, Any Second Now (Voices) wird von Martin gesungen. Zudem befindet sich mit Big Muff ein Instrumentalstück auf dem Album.
Big Muff und Tora! Tora! Tora! sind die beiden von Martin Gore geschriebenen Titel.

Der Titel Speak & Spell heißt ein Kinderspielzeug von Texas Instruments. Es handelte sich dabei um einen Vorläufer von Kindercomputern und kam zum ersten Mal 1978 auf den Markt. Bestandteile sind ein Sprachsynthesizer, eine Tastatur und die Möglichkeit, Kassetten mit unterschiedlichen Spielen und Programmen damit zu verwenden. Die enthaltenen Module in der ersten Version Speak & Math und Speak & Read zeigen schon den pseudo-pädagogischen Anstrich, den Spielzeug in den wunderbaren 70ern immer haben sollte.

Vince verlässt die Band: Vince Clarke, der Hauptsongschreiber und damit inoffizieller Kopf der Band, nahm nur dieses eine Album zusammen mit Depeche Mode auf. Er hatte Ende der Siebziger die Band mit Martin Gore und Andy Fletcher als Composition Of Sound gegründet und fungierte eine zeitlang sogar als Sänger.
Die Gründe für seinen Ausstieg bleiben etwas diffus. Oft ist die Rede davon, dass der aufkommende Ruhm und damit verbundene Stress nicht das gewesen wäre, was er sich vorgestellt hätte. Beides ist natürlich etwas seltsam, wenn man sich die Hits und damit verbundenen Verpflichtungen seiner Nachfolgeprojekte von Yazoo bis Erasure ansieht.
Für Depeche Mode bedeutete das vor allen Dingen, einen neuen Songschreiber finden zu müssen. Glücklicherweise konnte Martin L. Gore in diese Lücke stoßen und prägte damit wesentlich das Werk von Depeche Mode in den inzwischen fast drei kommenden Jahrzehnten.

Das habe ich ja noch nicht gewusst!

  • Die Vinyl-Versionen von Speak & Spell, die 1981 veröffentlicht wurden unterscheiden sich in einem Song, je nachdem man die UK- oder US-Version in die Finger bekam. In Großbritannien war I Sometimes Wish I Was Dead, in den USA hingegen Dreaming Of Me enthalten. Zudem handelte es sich bei New Life in der amerikanischen Version um einen Remix und auch Just Can't Get Enough war nicht in der normalen Version sondern als Schizo Mix auf dem Album. Die verschiedenen CD-Rereleases von 1988 und 2006 versammelten einige der besonderen Mixe, aber New Life ist nie in 2 unterschiedlichen Varianten auf einer Scheibe enthalten.
  • In einem Interview erklärten Martin und Fletch im Jahr 2005, dass What's your name? ihr unbeliebtester DM-Song wäre.
  • Tora! Tora! Tora! heißt auch ein gleichnamiger US-Kriegsfilm. Der Ausspruch bezieht sich auf einen japanischen Funkspruch beim Angriff auf Peal Harbor im Zweiten Weltkrieg und leitet sich von "to" für angreifen und  "ra" für Torpedos ab, wird aber oft als "tora" (Tiger) misinterpretiert.
  • Im Booklet treffen Depeche Mode eine klare Aussage zur Produktionsweise ihrer Musik. Dort heißt es "Synthetics & Voices by Depeche Mode".
  • Der Rolling Stone bezeichnete das Album als PG-rated fluff. PG steht in den USA für Filme, in die Kinder und Jugendliche nur in Begleitung oder nach vorheriger Begutachtung eines Erwachsenen gehen sollten. fluff heißt Flaum oder Fusel, also etwas sehr leichtes oder flüchtiges.

Das Ranking: Mit Speak & Spell ist das eine schwierige Sache. Das Debüt war nicht die erste DM-Platte, die ich gehört habe. Meine erste Erinnerung an Depeche Mode ist der Song Leave In Silence vom Folgealbum A Broken Frame, welches ich auf einer Audio-Kassette von Formel Eins aus dem Fernsehen aufgenommen, immer wieder hörte und gut fand - ohne zu wissen von wem dieses Stück eigentlich stammte. Erst Jahre später wurde mir dann klar, dass das Depeche Mode war.
Folglich konfrontierte ich mich auch erst als konvertierter DM-Fan mit dem ersten Album der Band. Ich kannte also bereits Alben wie Music For The Masses und Black Celebration, als ich mich mit dem Backkatalog und so mit Speak & Spell auseinandersetzte. Was natürlich einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung hatte. Der Sound und die Songs sind eben doch ganz anders als bei den späteren Werken (eigentlich passt schon A Broken Frame mehr in die "spätere Reihe" und Speak & Spell bleibt so ein wenig der Außenseiter in der Diskographie).
Es ist so schon fast zu leicht, Speak & Spell auf den letzten Platz der persönlichen Charts zu setzen, was aber nicht heißt, dass überhaupt keine hörenswerten Stücke auf dem Album wären. Just Can't Get Enough ist leider immer noch ein Dauerbrenner auf 80er Parties. New Life, Nodisco oder Boys Say Go sind großartige, leichte New-Wave-Stücke. Und Photographic bleibt eines meiner absoluten DM-Lieblingsstücke und es war eine unheimlich positive Überraschung, als die Band dieses Stück auf der Touring The Angel-Tour von 2006 wieder ins Live-Programm übernahm.

Ranking nach 5 Alben
01 Some Great Reward
02 Construction Time Again
03 Ultra
04 Black Celebration
05 Speak & Spell

Mehr wissen
Speak & Spell in der deutschen Wikipedia
Speak & Spell in der englischen Wikipedia

Videos
New Life live im schwedischen Fernsehen (Måndagsbörsen)
Just Can't Get Enough

Ins Album reinhören
New Life
Any Second Now (Voices)
Big Muff
Tora! Tora! Tora!
Boys Say Go
No Disco

Die Dokumentation zum Album (auf der DVD zu den Remastered-Versionen von 2006 enthalten)
Do We Really Have To Give Up Our Day Jobs?

Teil 1 | Teil 2 | Teil 3

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Kommentare

The Face am 24.01.2010 um 19:38 Uhr:

nachdem ich mir endlich die singles-compilations geholt hab, gefällt mir dreaming of me am besten (von der ersten cd). klingt wie mein alter c64...


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