Als die Welt noch unterging

27.04.2009 | 5 Kommentare | motorhorst

Autor Frank Apunkt Schneider stellt sein Buch über Punk und NDW im Glashaus vor
Wenn man aufwächst oder keine Ahnung hat, verbindet man mit bestimmten Begriffen irgendwelche Dinge, die dann auch nur ganz schwer wieder aus dem Kopf gehen. Punk ist dann der leuchtgrüne Iro, den der Typ mit der Lederjacke mit den Nieten dran trägt, der auf dem Affenbrunnen in der Innenstadt sitzt und Dosenbier trinkt. Aus seinem Kassettenrekorder dröhnen dazu die Toten Hosen. Und NDW sind Markus, Hubert Kah und Nena, wie man ja alle drei Monate durch einen entsprechenden Sampler zur RTL-Show "Die besten Nena-Songs der 80er" oder "Das war die Neue Deutsche Welle" bestätigt bekommt.

2001 erschien "der Teipel" wie man inzwischen das Buch "Verschwende Deine Jugend - Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave" gerne nennt. Darin und dadurch wurde doch einiges gerade gerückt über die Bedeutung verschiedener Gruppen und die entsprechende Unterteilung in Kommerz (alles was da oben im ersten Absatz steht) und den eigentlich Ursprüngen der ersten deutschen Musikströmung von Belang gemacht. Das Buch machte das kurze NDW-Revival und die Reformierung/Aktiviertung von Bands wie Fehlfarben und DAF erst möglich bzw. ebnete den Weg dafür.

Als die Welt noch unterging erschien dann 2007 und stellte abermals Dinge richtig oder machte sie klarer. Das beinahe 400 Seiten starke Werk hat sich scheinbar das Wort "Vollständigkeit" auf die Fahnen geschrieben, was durch eine sehr gründliche Aufarbeitung der kompletten "Szene", die natürlich in etliche regionale und zeitliche Sub-Szenen aufgesplittet war, stattfindet. Z.B. wird anhand der 20 größten deutschen Städte versucht aufzuarbeiten, wo denn welche Bands aktiv waren und inwiefern dies mit der Größe des entsprechenden Ortes zusammenhing oder sich völlig unterschiedlich entwickelte oder ergab. Etwa 150 Seiten des Buches sind eine reine Diskografie, die Sampler, Platten, Kassetten, Flexi-Disks und sogar Phantom-Veröffentlichungen (Adolf und Eva 7" - "Ziemlich sicher Phantomplatte. [...] waren ein Projekt von Franz und Heike Bielmeier [...] Eine Platte hätte also mit ziemlicher Sicherheit auf dem von beiden betriebenen Rondo-Label erschienen sein müssen, das jedoch diskografisch lückenlos erfasst ist.") listet.

Der Autor Frank Apunkt Schneider war mir namentlich schon vorher geläufig, da er quasi die deutsche Sektion der österreichischen Künstlergruppe monochrom darstellt, deren Arbeit in Form von unregelmäßig erscheinenden Veröffentlichungen in Form von Fanzine-artigen dicken Paperbacks, ihre Mailingliste und absurden Webprojekte ich kultisch verehre.
Er liest am Dienstag, 28.04.2009 im Glashaus in Bayreuth und stellt auch ausreichend Hörbeispiele aus der Zeit vor. Eintritt kostet 3 Euro, Beginn ist laut Glashaus-Homepage um 21 Uhr.

Links zum Thema
Als die Welt noch unterging: Von Punk zu NDW bei amazon.
Die Künstlergruppe monochrom (Webseite)
Glashaus-Ankündigung der Veranstaltung
Frank Apunkt Schneider in der Indiepedia
Verschwende Deine Jugend: Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave bei amazon.
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Kommentare

Punkrockkönig am 27.04.2009 um 20:54 Uhr:

Punks sind dreckige Schweine

motorhorst am 29.04.2009 um 13:05 Uhr:

Wunderbar und sehr lehrreich und kurzweilig war das ganze.
Das zitierte Kassetten-Fanzine aus der nordbayerischen Punk-Hochburg (Ja genau, von Kulmbach ist die Rede gewesen), der Band-it befindet sich in folgendem Blog zum Download: kraut mask replica.

The Face am 29.04.2009 um 13:58 Uhr:

punk-hochburg kulmbach? war wohl vor meiner zeit...

salamikalle am 30.04.2009 um 00:33 Uhr:

ja,ja vor deiner zeit war es in kulmbach noch lebenswert,da spielten the notwist,abwärts,nine pound hammer,ect.in ranzigen ausgedienten fabrikhallen am stadtrand und die leute kamen von weit weg nach punkrockcity kulmbach...bewahre das erbe und mach wenigstens bierstadtbeats so lange es geht...denn welchen lichtblick gibts denn sonst noch in kulmbach...

gerald_wildenauer am 09.05.2009 um 20:31 Uhr:

Höhepunkt für mich war das Hörbeispiel von der Kulmbacher Band "Atlantikschwimmer". Hoffe immer noch eine Kopie deren Platte vom Herrn A Punkt zu bekommen.
Die Band hat einen Sound irgendwo zwischen "Liquid Liquid", "ESG" & "Gang Of Four" mit deutschen Texten. Wie so etwas in Kulmbach (!!!) entstehen konnte, wird mir immer ein Rätsel bleiben.


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