I Predict A Riot. 2008. Teil 1.

01.03.2008 | 3 Kommentare | Christian_alternakid

Etwas spät dieses Jahr, deshalb auch in anderer Form. Die Bands für 2008.
Die beiden Mixtapes habe ich ja bereits hochgeladen (Teil 1: Going Out, Teil 2: Staying In), der dazugehörige Text folgt nun.

Bei insgesamt 45 Bands, die für die Predict a Riot Runde 2008 nominiert wurden, ist es nun auch wieder nicht so, dass jede Band mit der gleichen orgiastischen Freude begrüßt werden kann.

Deshalb dieses Jahr die Top 20:

20. The Ghost Frequency

Punky Electro liefern Ghost Frequency. Noch sind die 5 Londoner in der ganz frühen Karrierephase, haben aber mit „Money On The Fire“ die beste britische Adaption des The Rapture Sounds aufzuweisen seit die lieben Labelkollegen The Sunshine Underground „Commercial Breakdown“ veröffentlichten.

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* Money On The Fire
(CD1)

19. MIT

MIT wurden trotz der jungen Jahre ihrer Bandmitglieder bereits vor 3 Jahren in Köln gegründet. Für Aufsehen sorgte der wilde, stark mit elektronischen Elementen durchsetzte Post-Punk bereits bei den ersten Singles und EPs in den Folgejahren. Eine Kindergarten-Version des ersten Von Spar Albums könnte man MITs frühe Songs liebevoll betiteln.
Ähnlich wie Von Spar sind allerdings auch MIT immer auf der Suche nach den Extremen, was sie zu einer überdurchschnittlich interessanten Band macht. Das erste Album wird 2008 erscheinen und nach den jüngsten Liveauftritten zu urteilen, sind MIT vorschnell erwachsen geworden. Der Elecro-Punk ist einer elektronischen Krautrockvariante gewichen. Kommerzieller Erfolg wird damit nicht einfacher werden, aber wollen wir nicht immer Bands haben, die etwas wagen, die anders sein wollen, die experimentieren? MIT geben sich nicht nur mit dem Erreichten nicht zufrieden, sie sind schon unzufrieden, bevor sie etwas erreicht haben und wollen bereits weiter, immer weiter.

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* Was Es War
(CD1)

18. Pete & The Pirates

Einen viel klassischeren Exponenten britischen Indierocks werden wir 2008 schwer finden. Pete & The Pirates haben die Gitarren, den Indielärm und die Refrains. Alles am Platz. Man muss allerdings jene enttäuschen, die sich einen hutbewehrten, crackliebenden Sänger mit Augenklappe und Eisenhaken statt Hand vorstellen. Trotz des Namens: ER ist nicht in dieser Band.

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* Come On Feet
(CD2)

17. Vincent Vincent & The Villains

Die VVVs sind schon so lange in den Londoner Szenen unterwegs, dass es schwer fällt zu glauben, dass 2008 tatsächlich erst ihr Debütalbum veröffentlicht wird. Selbst The Rumble Strips, die Gruppe des ehemaligen Vincent Vincent Mit-Frontmannes Charlie Waller, stellten bereits im letzten Jahr ihr Debüt in die Läden. Vincent Vincent gelang es aus der bittersten Niederlage – eben der Trennung von Sänger und Bandkollege Charlie Waller – den besten Moment für die Villains zu kreieren: „Johnny Two Bands“, das Lied über die bittere Trennung ist bis heute das beste, was Vincent zu Papier brachte: It’s not easy giving up on a friend / Especially one with a voice so strong / But you always doubted the music that we made / And you were wrong / Johnny Two Bands“.

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* Johnny Two Bands
* Blue Boy
(CD2)

16. Laura Marling

Meine Güte. 17 Jahre. Man mag es nicht glauben, hört man einen Breakup-Song wie „New Romantic”. Die Stimme ist mindestens zehn Jahre älter und die Texte erst recht.
Marling selbst gibt Bonnie ‚Prince’ Billys „I See A Darkness” Album als die Platte an, die sie musikalisch erwachsen werden ließ. Laura mag nicht Emmys intime Verrücktheit erreichen, aber verspricht doch zumindest interessanter als Adele zu werden.

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* New Romantic
(CD2)

15. Screaming Tea Party

An Sonic Youth übt man ja grundsätzlich keine Kritik, aber manchmal, nur manchmal, wäre uns ein Schlecken am Melodietöpfchen seitens der Herren Ranaldo, Moore und Miss Gordon schon nicht unrecht. Screaming Tea Party aus London greifen nun einerseits auf den komplexen Sonic Youth Song zurück bedienen sich aber gleichermaßen am Indie-Pop-Ideal der Mitt-80-er. Jesus & The Mary Chain und die C 86 Klasse kommen ebenso zum Zug wie die New Yorker Avantgardeüberväter.

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* Death Egg
(CD2)

14. Does It Offend You, Yeah?

Death From Above 1979 haben einen besseren Ruf als sie den tatsächlich in Plattenverkäufe umsetzen konnten, was sicherlich auch an ihrem frühen Ende liegen mag. Aus der einen Hälfte von DFA1979 entwickelte sich MSTKRFT, die zunächst mit Remixen, dann aber auch mit eigenen Hits wie „Easy Love“ aufhorchen ließen. Does It Offend You, Yeah? ist eine bubblegum Variante von DFA 1979, die sich den Vocoder von MSTRKRFT ausleiht. Subtil ist was anderes, richtig, aber mit „We Are Rockstars“ (Does It Offend You goes MSTRKRFT) und vor allem „Let’s Make Out“ (Does It Offend You goes DFA) haben sie bereits zwei unwiderstehliche Hits. Ok, that was great, but, eh, do it again…

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* Let’s Make Out
* We Are Rockstars
(CD1)

13. The Von Erich Family

Dustin’s Bar Mitzvah waren die tollste, betrunkendste und irrste Retropunkband der letzten Jahre. 2007 zerriss ein Gig in Berlin die Band endgültig und damals dabei gewesen zu sein, war wie einem Autounfall zuzusehen. Über just diese Erfahrung schrieb Dustins-Sänger Dave Lazer „Berlin“ und schafft es dabei, all die schrecklichen, drogenumnebelten, betrunkenen, unsicheren Momente dieser Zeit in ein Lied zu packen, das Weezers „Only In Dreams“ mit einem 70er Jahre Klavier kreuzt. Fan.tas.tisch. “Berlin is no fun / when you are on the run / from yourself / in the city where the night devours the day”.

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* Berlin
(CD2)

12. The Ting Tings

Als die Ting Tings letztes Jahr ihre auf 500 Stück limitierte Debütsingle „That’s Not My Name“ veröffentlichten, hätte niemand für möglich gehalten, dass das unter anderem Namen bereits bei einer großen Plattenfirma gescheiterte Duo als heißer Tipp für 2008 gelten kann, aber voilà, das ist Pop. Und Pop sind auch die Ting Tings. „That’s Not My Name“ ist indielight oder kredibler Chartpop, der so ansteckend ist, dass zurecht bereits eine Platzierung in des Popblogs PopTop10 heraussprang. Wie schon damals erwähnt: eine Sängerin, die dir „They call me ‘quiet girl’ / But i’m a riot“ entgegenschreit, sollte immer einen ehrfurchtsvollen Blick wert sein.

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* That’s Not My Name
(CD1)

11. David E. Sugar

Eine handvoll Singles, ein paar Compilationbeiträge und Remixe für die Crème de la Crème der britischen Indieszene zieren Sugars Lebenslauf. Aber man kann schreiben, was man will, an der Nennung von „Oi New York! This Is London!“ kommt man nicht vorbei. Electro, House, 8Bit-Sounds und eine Kampfansage dem New Yorker Nachtleben. Dass so etwas nicht unwidersprochen bleiben kann, zeigen Singles und Remixe wie „Oi Berlin! This Is London!“ oder gar „Oi Oi London! This Is Kreuzberg!“, in der ExerciseOne die Ansage zurück über den Ärmelkanal schieben.
Die jüngste Single „Chelsea Girls“ zeigt, dass Sugar durchaus auch den größeren Markt im Auge hat. Nicht nur, dass der Gameboy-Sound der frühen Singles einer heftig produzierten Attacke gewichen ist, nein, der Herr selbst zeigt sich im Video und präsentiert sein für dieses Genre überdurchschnittliches Äußeres. Und wie wir alle wissen: das muss auch mal sein.

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* Oi New York! This Is London!
(CD1 mit "Chelsea Girls")
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Kommentare

livinginpolaroids am 04.03.2008 um 13:07 Uhr:

Die Begeisterung über David E. Sugar, kann ich, zumindest was "Chelsea Girls" betrifft, leider gar nicht teilen. Klingt für mich für mich nach Großraum-House-Discos inkl. Schaumparty. Und das muss nun wirklich überhaupt nicht sein.

Christian_alternakid am 04.03.2008 um 14:16 Uhr:

und wie findest du „Oi New York! This Is London!“?

livinginpolaroids am 04.03.2008 um 14:57 Uhr:

Kann ich leider nicht sagen. Kenn ja nur Deine Sampler-Auswahl und bei Myspace gibts das gute Stück nicht zu hören. Und seine HP funktioniert nicht.


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