Was wäre des Auflegen ohne de M...ohne de M... ohne de M..?

05.12.2008 | 2 Kommentare | motorhorst

Türchen 05: DJs des Jahres
Mit ein wenig Bestürzung, aber auch -fremdung stellte ich am Jahresende fest, dass ich 2008 wohl auf keiner gescheiten Indie-Veranstaltung war. Die wenigen Gelegenheiten, die es in Bayreuth dazu gab, wurden durch irgendeinen Geheimpakt in der Bevölkerung weitgehend ignoriert. Umso unverstänlich als dass Indie in der Jugendkultur sich inzwischen einen Rang neben Größen wie HipHop und Ragga-Dancehall-Wursthaar-Quatsch gesichert zu haben schien.

Wenn in Bayreuth etwas übervoll sein sollte, dann musste auf dem Flyer Elektro stehen und alles andere war dann auch schon egal. Ich habe ja auch gar kein Problem damit, wenn sich viele Menschen auf etwas einigen und zu etwas vergnügen können, ich habe nur kein Interesse an Monokulturen.

Der Titel DJ des Jahres wird dabei leider nur unter drei Kandidaten vergeben:
In einer Nacht (wie dieser) begab es sich, dass wir auf einen Absacker noch ins Sophies, Bayreuth gingen und dort die Veranstaltung "Aus Liebe zur Musik" auf dem Programm stand. Einer der DJs war nix besonderes. Der andere legte mir die Klassiker aus der 80er-Electro-Szene (siehe Street Sounds, hat nix mit dem anderen Elektro da oben zu tun) mundgerecht ins Ohr, dass es mir nur so eine Freude war. Ich musste die ganze Zeit neben dem DJ-Pult stehen und ihm beim Übergänge-Machen zuschauen und ging voller Glückseligkeit nach Hause.

Nach dem Brückenfestival in Nürnberg ergab sich glücklicherweise mal wieder die Gelegenheit ins K4 zu gehen. Die Angelegenheit, die dort stattfand heißt Elektronisch Rocken bekannt. Wie Sophisticated Boom Boom ist ein Abend dort wie eine gelungene Musik-gewordene Ausgabe der Spex. Manchmal mit zu populärer Pop-Musik aus dem Hause Aalglatt, an gewissen Punkten zuviele Bastard-Pop-Mashup-Absurditäten, aber jedesmal geht man nach Hause und denkt sich, endlich mal wieder etwas Anderes gehört zu haben. Dafür bin ich früher in die Disco gegangen.

Der Künstler, der früher als Max Power bekannt war, jetzt als Mutlu aber mit Größen wie Ada oder A Guy Called Gerald die Tanzflure der Repubilk zum Kleider-von-sich-reißen bewegt, hat auch im abgelaufenen Jahr wieder gezeigt, wo der Bartel den Hammer hingehängt hat. Bei seinen seltenen Gastspielen in Bayreuth zeigte er eindrucksvoll, dass weder eine euphorisierte Indie-Crowd noch eine Wursthaare-unter-dem-falsch-rummen-Käppi-Meute seinen krassen Tunes widerstehen kann. Seinen Stil dermaßen durchzuziehen, Understatement durch ein konsequentes "No Hits" hauptstadtesk zu definieren und dabei technisch so zu überzeugen, dass man nur noch mit offenem Mund dasteht, das ist wahre Legekunst.

Jahresliste DJs

01 Mutlu / Max Power, Berlin
02 Elektronisch Rocken, Nürnberg
03 Der damals im Sofies bei "Aus Liebe zur Musik", Bayreuth
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Reihe

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Kommentare

sybillemädchen am 05.12.2008 um 11:41 Uhr:

Fantastischer Text: "Einer der Djs war nix besonderes"
Aber eben auch: "ich habe nur kein Interesse an Monokulturen".

Wie soll Subkultur aber auch in einer Stadt funktionieren, die wenig Eigeninitiative bietet, Zusammenrottung von Milieus nur bedingt möglich ist und der provinzielle Charme alles überschattet. Das Publikum bestimmt letztlich doch auch, was musikalisch passiert und passieren kann.
In Nürnberg schaffen es zumindest die unterschiedlichen Strömungen sich als neue Veranstaltungen zu formieren (neu dabei kaneda von disex und robbie von sellfish) aber das ganze wird auch langweilig, wenn man immer die gleichen drei Djs hat, die bei JEDER Veranstaltung aktiv werden und immer das gleiche spielen. Dann wird sogar dort, wo der Pop als subersive Variation eingeschoben wurde, nur noch zum Pop und nicht mehr zum Statement. Eine gute Entscheidung war hier Sophisticated Boom Boom zu begraben, doch geschützt hat es vor monokulturellen Entwicklungen nicht. Genügend Kids hängen bei egal welcher Party vor dem Komm rum und schlagen sich die Nasen ein, wollen Punk sein, sind aber nicht mehr als eine blutleere Masse von H&M und co. dazu verdammt sich als Indie zu verstehen. Was dabei rauskommt, ist immer ein bisschen von allem, aber vor allem dann wird der aufgelegte Pop zum eklektizistischen Manifest einer Kultur, die sich zwar als sub versteht doch vielmehr als mono handelt.

Benny am 05.12.2008 um 17:51 Uhr:

Sehr gut geschrieben Bille, das drückt es wohl ganz gut aus!


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