Oh well, that's the end of the band

20.08.2009 | 1 Kommentar | motorhorst

Die Depeche Mode-Werksschau, Teil 4: Ultra (1997)
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Vier Jahre, so lange wie noch nie zuvor, musste man auf das neunte Album von Depeche Mode warten, das schließlich 1997 erschien und den Namen Ultra trug (und von vielen deutschen Fans deutsch ausgesprochen wird, also als ob ein Engländer Ooltra sagen würde und nicht ein Deutscher Altra).

Singles: Zwei Monate vor Veröffentlichung erschien mit Barrel Of A Gun (BONG 25) nicht nur die erste Single, sondern für die Fans vor allem ein Lebenszeichen (siehe auch Wieder unter den Lebenden). Es folgten in den nächsten Monaten It's No Good (BONG 26), Home (BONG 27) und Useless (BONG 28). In den USA erschienen Home/Useless zusammen als doppelte A-Seite.

Martin-Faktor: Alle 12 Songs stammen von Martin Gore, er singt dabei Home und The Bottom Line. Auf dem Album befinden sich gleich 3 instrumentale Stücke: Uselink, Jazz Thieves und der nicht gelistete hidden track Junior Painkiller. Die verbleibenden 7 Stücke werden von Dave Gahan gesungen.

Wieder unter den Lebenden: Als sich Dave da mit nacktem Oberkörper im ersten Video auf einem Bett von Krämpfen geschüttelt hin- und her wälzte, war das auch eine Abrechnung und ein Abschluss mit den Wirren der letzten Jahre. Fasziniert saßen wir vor den Bildern, nahmen den Ton geistesgegenwärtig auf Kassette auf und hörten uns diese unzählige Male im Auto an. Selbstmordversuch, Klinischer Tod nach Drogenüberdosis, Das Ende der Band. Das waren die Schlagworte der letzten Jahre, wenn es um Depeche Mode ging. Die nun endlich vom Tisch gewischt wurden.
Zusammen mit den genialen Videos von Anton Corbijn, der in It's No Good auch einen kleinen Auftritt als Nachtclub-Ansager hat, meldete man sich mit vor allen Dingen vier sehr starken Singles zurück.

Erneut ein Trio: Nach der endlosen und von Problemen verfolgten Devotional Tour zum vorher gehenden Album Songs Of Faith And Devotion sowie den Ereignissen um Dave Gahan in der Zeit danach, verließ Alan Wilder die Band - vorrangig um sich seinem eigenen Projekt Recoil zu widmen, auch wenn seine etwas säuerliche Pressmeldung von fehlendem Respekt und Anerkennung aus den Reihen der Band sprach.
Wilder war nach dem Ausstieg von Vince Clarke 13 Jahre lang fester Bestandteil. Heute, 2009, ist die Band schon wieder länger als Trio unterwegs als die Konstellation, die man meist im Kopf hat, wenn man von Depeche Mode spricht: Gahan - Gore - Fletch - Wilder.
Natürlich nur, wenn man kein Anhänger der "DM = Dave + Martin"-Fraktion ist.

Der Titel Ich glaube mich zu erinnern, dass man einen kurzen und kompakten Namen für das Album gesucht hatte (gerade nach Songs Of Faith And Devotion) und offenbar erstaunt war, dass bisher noch kein Künstler ein Album Ultra genannt hatte (dafür aber ja zum Beispiel einige Damenbinden-Hersteller ihre entsprechenden Produkte).

Das habe ich ja noch nicht gewusst! Ultra wurde von Tim Simenon produziert, den die Älteren von uns noch als den Mann hinter Bomb The Bass kennen, einem Projekt, das 1988 mit der Hit-Single Beat Dis! und dem zugehörigen Album Into The Dragon das Sampling auch in den Dorfdiskos und Hitparaden bekannt machte.
* Mal ganz allgemein: Dave Gahan spricht man eher wie "Gaaahn" als wie "Gäähääähn" aus.
* Das Video zu "Home" stammt nicht von Anton Corbijn sondern von Steve Green, dafür wurde aber das Cover von "Home" im Hause Corbijn gestaltet: Die Designerin, Emma Corbijn, war zu diesem Zeitpunkt 5 Jahre alt.
* Nach "Useless" machte Corbijn acht Jahre lang kein Video mehr für Depeche Mode, das nächste war erst Suffer Well.
* Die Remixe, die früher ein Highlight auf einer DM-Single waren, wurden im Laufe der 90er leider immer unrelevanter, aber der Useless-Remix aus den Kruder + Dorfmeister Sessions ist noch einmal ein Volltreffer.

Und noch eine Non-Album Single Ein Jahr nach Ultra erschien mit Only When I Lose Myself (BONG 29) erneut eine Non-Album-Single. Sie war Vorbotin der zweiten Singles-Collection The Singles (86-98) und erschien als erste Maxi-CD in gleich 3 verschiedenen Varianten ("normal" waren bisher immer nur 2 Versionen, was inzwischen auch von vielen anderen Bands kopiert wurde).

Das Ranking: Ultra hatte mit Barrel Of A Gun eine Vorab-Single, die bis heute unerreicht ist, bzw. erst jetzt, 12 Jahre später mit Wrong einigermaßen einen gleichwertigen Nachfolger gefunden hat. It's No Good ist ein Tanzflächenfüller bis heute und kommt auch bei Nicht-Depeche-Mode-Fans an und Useless sowie Home überzeugten nicht nur durch die großartigen Videos, sondern sind auch heute noch zeitlos (und gehören im Fall von Home zum Standard-Live-Programm). Das Problem ist das Füllmaterial, das auf dieser Platte etwas umfangreicher als auf vorhergehenden Alben ist. Alleine 3 Instrumentals, dazu mit Love Thieves, Insight oder Freestate zwar okaye Songs, aber keine echten Kracher. Lediglich Sister of Night mit der Aufarbeitung der Dave-Drogen-Problematik weiß noch zu überzeugen. Insofern liegt hier ein zerrissenes Album mit hohen Höhen und viel Flachland vor. Aus historischen Gründen landet es bei mir vor Black Celebration, weil ich es vermutlich öfter und intensiver gehört habe.

01 Some Great Reward
02 Construction Time Again
03 Ultra
04 Black Celebration

Mehr wissen
Ultra in der deutschen Wikipedia
Ultra in der englischen Wikipedia

Videos
Barrel Of A Gun
It's No Good
Useless
Home
"Oh well, that's the end of the band" (Web-Version der Dokumentation zu Ultra)

Ins Album reinhören (und gleich die besten Tracks kaufen, kaufen, kaufen)

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Kommentare

AsJörchla am 25.08.2009 um 13:05 Uhr:

mein erstes depeche mode album. und daher auch irgendwie meine nummer 1 und mit "it´s no good" auch meine nummer eins single von DM.


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