Die Hölle

Christian_alternakid am 10.11.2020 um 16:48 Uhr:

"Ohne Ende" heißt es ganz am Schluss von Claude Chabrols "Die Hölle" und das kann man sowohl auf das mythenumrankte, unvollendete "L'enfer"-Projekt von Henri-Georges Clouzot beziehen, das Chabrol hier mit 30 Jahren Verspätung doch noch in einen Film gewandelt hat, als auch auf die Geschichte seines Hauptcharakters beziehen, dessen Abstieg in den Wahnsinn kein Ende finden wird.

Chabrols Eifersuchtsdrama beginnt nachvollziehbar, wird aber von Minute zu Minute fieberträumiger bis es in einem nichtgreifbaren Zwischenreich aus Wahn und Realität endet. Das ist für sich genommen ein ordentlicher Film (auch wenn François Cluzets Overacting ebenfalls von Minute zu Minute zunimmt), weist aber bei Kenntnis der Geschichte um Clouzots gescheitertes Herzensprojekt eben auch zurück auf all das, was nicht ist.

Wer einmal die Screentests und gedrehten Szenen* Clouzots gesehen hat, diesen surrealen Wahnsinn mit einer nie schöneren, nie enigmatischeren Romy Schneider in seinem Herzen, der kann bei Chabrols bildlich größtenteils flacher 90ies Inszenierung nur das Herz bluten um den Film, der niemals war.


*Hierzu unbedingt die Dokumentation/Rekonstruktion "Die Hölle von Henri-Georges Clouzot" schauen!