Nie wieder scheitern

18.02.2014 | 12 Kommentare | motorhorst

Ich habe die Nerven live gesehen und es war furchtbar
Endlich wieder K4 und Lärm und heim fahren und total zufrieden sein mit so einem großartigen Abend wie gestern.

Als Vorband steht die unaussprechliche Band ATATAKAKATTA (Ein Versuch, das zu strukturieren und lesbar zu machen: ATA-TAKA- KATTA) auf der Bühne. Sehr brachial gespielte Kombination aus Gitarre und Schlagzeug, laut und rhythmusorientiert, gefällt mir sehr gut. Dazu kommt eine Sängerin mit Keyboard und einer unfassbaren Schrei-Stimme, die dem ganzen das Sahnehäubchen aufsetzt. Da eh viel zu wenig geschrien wird, gerade auf Bühnen, bin ich restlos begeistert. Damit gehöre ich jetzt eher zur Minderheit, wie eine kurze Umfrage in der Pause bestätigt, doch das ist mir auch egal und ändert gar nix an meiner Meinung.
Zum Selbernachschauen ist dieses Video recht gut geeignet. Gefällt mir auch jetzt noch. Arschlecken.

Und dann die Nerven und beim Nachdenken glaube ich, bereits alles über die Band gesagt zu haben, gerade nach ihrem fulminanten Auftritt vor Messer im letzten Jahr im Stereo. Aber ich mach es trotzdem noch mal. Es geht mit der besten Ansage des Jahres (Klar, es ist erst Februar, aber wie willst Du das toppen?) los: "Wir sind die Nerven und kommen aus Wien." - "Grüezi". Toppen können diesen Auftakt eigentlich nur noch ihre Kollegen von Messer in 2 Wochen in Erlangen mit meiner Wunschansage: "Wir beginnen mit dem Stück... Angeschossen". Aber genug von mir.

Was mich so umhaut und gleichzeitig so altmännerklug, rockistengleich und gönnerhaft klingt, ist das Faktum, dass drei Rotzlöffel, die halb so alt sind wie ich, so eine erfrischende, mitreißende Musik fabrizieren, die trotz klassischer Drei-Mann-Band-Instrumentierung überhaupt nicht alt oder traditionell wirkt. Klar, gibt es da Verweise, die der eine im Post-Punk, der andere im Indie-Rock der 80er sucht. Aber vor allem begeistert mich, dass 15 Jahre Gute Laune- und "Mit der neuen drei Fragezeichenkassette, dem perfekten Bausparvertrag und Frau Merkel ist mein Leben doch ganz oh-kay-hey (das Kompliment muss ich mir schon machen!)"-Sound mit den beiden Alben Fluidum und Fun (jaja, und den zwischenzeitlichen Veröffentlichungen, weiß ich schon!) einfach so weggewischt werden. Ich will ja kein Gegenstück zur Hamburger Schule entwerfen, aber dass neben Messer und Nerven mit Trümmer eine weitere Band rauskommt, die eine Verweigerungshaltung (dort: Facebook- und Internetboykott) zelebriert, das kann schon Zufall (oder keiner) sein. Dazu schmeiß ich noch 1000 Robota, Candelilla und Mutter (sowieso) in den Topf und auf einmal hat man eine ganze Reihe von Bands, die das Gefühl der 90er, dass jetzt alles gut wird, weil alles schlecht ist und das noch auf deutsch (und live!!!) gesungen, wieder direkt zurück bringen.

Wie, da steht jetzt gar nix zum Konzert? Klar, aber man muss es halt lesen. Bzw. kann man gar nicht. Man muss muss muss die Band live sehen (vielleicht ja auch mal in unserer Gegend, zwinker zwinker, in die Seite box, wissend grins). Und zwar immer wieder. Weil es laut und virtuos ist und repetitiv (das eine Stück dauerte 25 Minuten und das eine Riff wurde dabei 15 Minuten immer wieder gespielt und das ist maßlos übertrieben, aber Du hast es trotzdem gelesen, haha!) und innovativ und einen mitnimmt und nicht still stehen lässt.

Die NERVEN - FUN
Sicher auch z.B. (warum auch nicht) auf der Autobahn: FUN.
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Kommentare

Basti am 18.02.2014 um 09:39 Uhr:

Großartiges Konzert. Und auch großartige Antwort auf die zaghaft geforderte Zugabe - zaghaft deswegen, weil der Großteil der Leute wohl restlos glücklich zurückgelassen wurde: "Geht nach Hause. Morgen ist Dienstag"

Christian_alternakid am 18.02.2014 um 10:07 Uhr:

Ich hoff mal, dass ich morgen in den Monarch noch reinkomm zum Berlin-Konzert.
Das letzte Mal im Monarch war auch phänomenal (so ungefähr zum Release von Fluidum war das). Ich finde vor allem den glatzköpfigen Riesen aus der Band so unfassbar intensiv. Und freu ich mich schon auf das Geschrei und die Gitarren bei Nie Wieder Scheitern.

motorhorst am 18.02.2014 um 10:16 Uhr:

Gille hat die Band gestern zum ersten Mal gesehen und fast dasselbe wie Du gesagt. Der Riese hat jetzt aber wieder mehr Haare. Ich finde die Grimassen des Drummers immer wieder Wahnsinn. Macht einfach Spaß zuzuschauen und ich hatte vergessen, wie tight die Band zusammen spielt. Ein Augenschmauß. Zentralcafé war gut gefüllt, für Montag abend war das schon sehr gut.

Justfleisch am 18.02.2014 um 14:50 Uhr:

Waren mir gänzlich unbekannt und gaben mir gut auf die Ohren. Immer überraschende Riff- und Tempowechsel genau dann, wenn man dachte "Normales" zu hören. Fein!

Christian_alternakid am 09.03.2014 um 14:10 Uhr:

Staatsakt bringt bald ein Compilation-Album raus, das mit etwas Glück das ZickZack dieser Generation werden kann. Die haben da halt echt alle guten neuen Bands versammelt: Trümmer, Die Nerven, Messer, Ja Panik, Chuckamuck, Der Ringer, Candelilla, Zucker. Dazu noch ein paar etwas Etabliertere wie Jens Friebe, Chris Imler und 206 und einige, die ich überhaupt noch nicht kannte

Maurice, das alte Trendtrüffelschwein wieder!

Christian_alternakid am 09.03.2014 um 14:11 Uhr:

Übrigens alles neue Stücke, soweit ich das überblicken kann.

motorhorst am 09.03.2014 um 14:36 Uhr:

Das klingt hervorragend. Der Ringer habe ich gestern zum ersten Mal gehört, Zucker während der letzten Woche, wirklich der Hammer, was da gerade kommt. Was noch ganz gut zum Thema passt: Im Vorprogramm von Messer lief am Dienstag aus der Konserve "Pop ist tot" in der Coverversion von Die Heiterkeit (vom Die Türen-Coveralbum "ABC..."). Das ist halt auch ne Granate und, so leid es mir tut, 12 mal besser als das Original.

Christian_alternakid am 09.03.2014 um 15:09 Uhr:

Hab das Album gerade zum ersten Mal gehört, das ist echt ziemlich gut.

die Der Ringer EP ist auch gut, übrigens. Hat bei mir ein wenig gedauert, bis ich das gemocht habe, aber in der Zwischenzeit mag ich vor allem diese klassische Kante-Qualität in "Das Königreich liegt unter uns".

Trümmer hab ich am Donnerstag zum ersten Mal live gesehen, die sind von den ganzen Jungen schon die, die das Potential haben, am "größten" zu werden (sind halt einfach zugänglicher und weniger Verweigerungshaltung wie Die Nerven - weshalb es manchmal auch ein wenig beliebig werden kann). Wenn irgendwann mal wieder der deutsche 90er-Jahre-Indierock en vogue wird, dann sind die der geborene Immergut-Headliner

motorhorst am 10.03.2014 um 14:17 Uhr:

Die Tracklist von "Keine Bewegung" (soll am 25.04. erscheinen):

Keine Bewegung
1. Erfolg »Erfolg«
2. Jens Friebe »Sei Einfach Nicht Du Selber«
3. Zucker »Alles Amazing«
4. Candelilla »22 (Live on Litium)«
5. Der Ringer »Das Goldene Ticket«
6. 206 »Geist + Fahrer«
7. Die Nerven »Blaue Flecken«
8. Messer »Süßer Tee«
9. Trümmer »Euphorie(1979-Version feat. Erobique)«
10. Chuckamuck »T-Hawk«
11. Ja Panik »0157 1«
12. Der Bürgermeister Der Nacht »Der neue Hubert Selby«
13. Schnipo Schranke »Pisse«
14. Chris Imler »Notorisch«
15. Lafote »Zündschnur«

Zumindest was die Nerven und Messer betrifft, sind das aber keine neuen Stücke, sondern welche vom jeweils letzten Album.

Trümmer schätze ich auch am kommerziell Aussichtsreichsten ein, wünsche ihnen aber, dass dem nicht so sein wird und sie nicht die Sporti-, Juli-, Silbi-Nachfolge antreten müssen. Ihre anfängliches Abstandhalten gegenüber Internet, Facebook, etc. fand ich auch äußerst konsequent und beeindruckend.

Christian_alternakid am 10.03.2014 um 19:44 Uhr:

Stimmt, Messer & Nerven sind auf den Alben drauf. Das von Der Ringer war noch nicht auf der EP, Chuckamuck & Friebe müssten neue Songs sein (zumindest nicht auf den Alben) und der Ja Panik Track ist, tja, ein Eigencover? Also Remix ist zu wenig dafür, das ist eine komplette Neuinterpretation von "Alles Leer". Klingt weniger Pop, aber noch mehr Disco.
Würde fast sagen: besser als das Original

Christian_alternakid am 10.03.2014 um 19:46 Uhr:

Gerade zum ersten Mal die Debüt-EP von Isolation Berlin gehört, die mir der Snoffeltoffs-Sänger letzte Woche in die Hand gedrückt hat und das hier flasht mich echt ziemlich. Das ist so nah an Rio Reiser dran, dass ich schon im Booklet nachgeschaut habe, ob das nicht doch ein Cover eines mir unbekannten Scherben-Stücks wäre:

Isolation Berlin - Alles Grau

motorhorst am 11.03.2014 um 19:25 Uhr:

So 12 Meter groß, wie man nur 12 Meter groß sein kann.



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